Der große Digitalisierungsprozess ist beendet
Die 1985 von der Stiftung Haus Oberschlesien ins Leben gerufene Reihe „Oberschlesisches Jahrbuch“ präsentiert wissenschaftliche Themen rund um Oberschlesien.
Die 1985 von der Stiftung Haus Oberschlesien ins Leben gerufene Reihe „Oberschlesisches Jahrbuch“ präsentierte bis zu ihrem vorzeitigen Ende im Jahr 2008, in 19 Bänden und auf 6829 Seiten, einem interessierten Publikum wissenschaftliche Themen rund um Oberschlesien.
In Zusammenarbeit mit der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne hat die Stiftung Haus Oberschlesien eine Digitalisierung samt OCR-Erkennung aller Bände realisiert. Die Jahrbücher können ab sofort über die MOB-Homepage aufgerufen werden: In die Suchmaske entweder Oberschlesisches Jahrbuch oder einfach nur den Schlüssel „0467246“ eingeben.
Vorwort des langjährigen Herausgebers und Schriftleiters zur Digitalisierung
Im Jahre 1985 begründete die in Ratingen-Hösel ansässige Stiftung Haus Oberschlesien das Oberschlesische Jahrbuch, ein wissenschaftliches Periodikum, das eine bislang deutlich spürbare Lücke füllen sollte. Die bereits bestehenden schlesischen kultur-historischen Zeitschriften in der Bundesrepublik Deutschland befassten sich in der Regel nur marginal mit oberschlesischen Themen und vertraten dabei eher einseitig die preußische Perspektive, ohne den Blick vom Südwesten her, über Böhmen und Österreich, angemessen zu berücksichtigen. Die kulturellen, ethnischen und sprachlichen Besonder-heiten Oberschlesiens kamen in der westdeutschen Schlesienforschung, wenn überhaupt, dann viel zu kurz zum Tragen. Dieser historisch gewachsenen Benachteiligung sollte das neue Jahrbuch professionell und in enger Zusammenarbeit mit polnischen und tschechischen Gelehrten entgegensteuern.
Das Oberschlesische Jahrbuch sah sich der Tradition der in der Weimarer Republik von Johannes Chrząszcz und Karl Sczodrok herausgegebenen Zeitschriften verpflichtet und bot bereits vom ersten Band an eine breite Palette von Themen zur Geschichte, Kultur-, Literatur-, Sprach- und Zeitgeschichte an.
In relativ kurzer Zeit, doch endgültig nach dem Mauerfall und der politischen Wende in Ostmitteleuropa, konnte sich das Jahrbuch in der Wissenschaft behaupten. Der vor kurzem verstorbene renommierte Breslauer Germanist und Kulturwissenschaftler Norbert Honsza (1933–2020) bescheinigte dem Jahrbuch das Prädikat einer „mittlerweile in der grenz-überschreitenden Schlesienforschung fest etablierten Zeitschrift“. Zahlreiche Rezensionen im In- und Ausland bestätigen dieses Urteil.
Mittlerweile ist das Oberschlesische Jahrbuch selbst Gegenstand einer wissenschaftlichen Aufarbeitung geworden. An der Schlesischen Universität in Kattowitz konnte 2019 unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Grażyna Barbara Szewczyk die Dissertation über das Jahrbuch von Frau Dr. Beata Brachaczek-Świerkot unter dem Titel „Das schlesische Schrifttum im deutschen Periodikum „Oberschlesisches Jahrbuch“. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades. Katowice 2019 (unveröffentlichtes Typoskript)“ zum erfolgreichen Abschluss gebracht werden.
Infolge personeller Veränderungen bei der Stiftung Haus Oberschlesien im Jahre 2006 musste die Herausgabe des Jahrbuches bedauerlicherweise eingestellt werden. Es liegen insgesamt 24 Bände vor, die nun digitalisiert dem interessierten Leser und Forscher zur Verfügung gestellt werden.
Text: Peter Chmiel