In Zobten/ Sobótka wurde das Haus von Jaroslav Vonka (1875-1952) gefunden

Über 75 Jahre nach dem Krieg wurde das zerstört geglaubte Haus des bekannten Schmiedekünstlers wiedergefunden

Vonka hat als Dozent und Künstler die Geschichte der schlesischen Metallkunst geschrieben.

Das Haus des mit Breslau/ Wrocław verbundenen Schmiedekünstlers Jaroslav Vonka wurde 2020 gefunden. Der aus Nordböhmen stammende Künstler, der fast 40 Jahre in Schlesien verbrachte, sprach viel von seinen Werken, aber überhaupt nichts von seinem privaten Leben. Dank der Recherche der Mitarbeiter des Muzeum Narodowe we Wrocławiu (Nationalmuseum Breslau) und des Ślężański Ośrodek Kultury (Kulturzentrum in Zobten) wurde das Geheimnis seiner letzten Jahre in Schlesien gelüftet. Im Herbst 2020 wurde das Haus mit drei unbekannten Werken von Vonka gefunden.

Zunächst hatten die Museumsmitarbeiter nur ein Foto. Es stellte Jaroslav Vonka vor einem Haus dar. Es war aber kein Breslauer Haus. Die Forscher vermuteten, dass das Foto im nahe gelegenen Zobten aufgenommen wurde, in dem der Künstler von 1935 bis 1945 lebte. Man kannte aber die Adresse nicht und war zudem sicher, dass das Haus zusammen mit Vonkas Werkstatt 1945 zerstört wurde, als die sowjetische Armee Richtung Festung Breslau ging. Die neuen, bisher unbekannten Briefe, die von der tschechischen Familie des Künstlers zur Verfügung gestellt wurden, warfen neues Licht auf Vonkas Leben. Sie regten die Forscher zur intensiven Suche an.

Die Mühe hat sich gelohnt. Bei der Besichtigung des Hauses, das als Vonkas Haus vermutet wurde, erhielten die Mitarbeiter der Museen die Erlaubnis von den Besitzern, die vom Efeu zugewachsene Fassade zu enthüllen. Und plötzlich kam ein Ziergitter mit dem Motiv einer Flamme und Funken, die aus einem Schmelztiegel kamen, und der Jahreszahl 1935 zum Vorschein. Es war klar – das Haus gehörte Jaroslav Vonka. Es wurden noch zwei andere Werke gefunden: das Gitter an der Haustür sowie das Geländer an dem Treppenhaus.

Dem Fund folgte die Aufstellung einer Gedenktafel mit den Informationen über das Leben und Werk von Jaroslav Vonka. Die Tafel wurde mit einer Figur eines Mannes mit Regenschirm verziert. Es ist die Kopie von Vonkas Gittermotiv aus Neustadt/ Prudnik, die als Selbstbildnis des Künstlers angesehen wird. Das Ganze bildet jetzt eine passende Ergänzung zu der zwei Monate zuvor auf dem Marktplatz von Zobten enthüllten Installation. Sie stellt einen Schmied bei der Arbeit dar, den man mit einem speziellen Hebel in Bewegung setzten kann. Sie steht vor dem Gebäude der ehemaligen Apotheke, in deren Fenstern die Originalgitter von Vonka zu sehen sind. Das Museum in Zobten plant für das Jahr 2021 eine Ausstellung mit den Werken dieses herausragenden Künstlers.

Jaroslav Vonka wurde 1875 in Hořice (Nordböhmen) geboren. Nach dem Besuch der Schule und der ersten Arbeit ging er nach Deutschland, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Sein Talent wurde schnell entdeckt, die ersten großen Realisierungen kamen (z. B. das Tor zur Industrieausstellung im Berliner Treptower Park). Im Jahre 1903 bekam der 28-jährige Vonka eine Stelle in der Städtischen Handwerkerschule in Breslau (ab 1910 Städtische Handwerker- und Kunstgewerbeschule), in der er die nächsten vierzig Jahre die schlesische Metallkunst auf ein Höchstniveau setzte. Hier arbeitete er bis zu seiner Pensionierung 1937, doch bis zu 1943 übte er als Professor Aufsicht über die Schule. 1945 kehrte er in seine böhmische Heimatstadt zurück, wo er jedoch wegen schlechten Gesundheitszustandes nicht mehr künstlerisch tätig war.

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka