Vor 230 Jahren starb in Breslau der General Friedrich Bogislav von Tauentzien

Berühmt geworden ist er im Siebenjährigen Krieg in der Festung Breslau

Um sein pompöses Grab entstand später ein großer, nach ihm benannter Platz, der heute noch seine sterblichen Überreste birgt.

Vor 230 Jahren, am 21. März 1791, starb in Breslau/Wrocław der General Friedrich Bogislav von Tauentzien. An der Stelle, wo er begraben wurde, entstand später ein großer Platz – der Tauentzien-Platz, heute Plac Tadeusza Kościuszki.

„Ich bin nicht schwanger, und meine Soldaten sind es auch nicht“ – sollte der General von Tauentzien zu dem Obersten Rouvroy sagen, als dieser ihm die Worte des österreichischen Oberbefehlshabers Gideon Ernst von Laudon ausrichtete, im Falle der Weigerung der Übergabe von Breslau werden weder Säuglinge noch Schwangere geschont. Die Anekdote geht auf das Jahr 1760 – Zeit des dritten schlesischen Krieges, auch Siebenjähriger Krieg genannt – zurück. General Friedrich Bogislav von Tauentzien bekam von Friedrich dem Großen das Oberbefehl zur Verteidigung der Festung. Tauentzien befand sich aber in einer schwierigen Lage, denn die kaiserlichen Truppen waren zahlenmäßig mehr als überlegen. Nachdem Tauentzien das Angebot zur Kapitulation zurückgewiesen hatte, begann am 1. August 1760 eine heftige Beschießung der Stadt. Der verzweifelte Tauentzien entschied sich für eine riskante Tat: einen Ausfall vor das Schweidnitzer Tor, bei dem seine Soldaten die Belagerer zurückdrängten, viele Gefangene nahmen und durch Vernageln der Geschütze diese unbrauchbar machten. Tauentzien rechnete damit, dabei fallen zu können und sollte – der Legende nach – seinen Freunden einen Strauch zeigen, wo er begraben werden möchte. Die andere Version sagt, nicht weit von ihm sei eine Kanonenkugel eingeschlagen. Tauentzien sollte die Einschlagstelle mit seinem Hut bedecken und genau sie zur eigener Begräbnisstelle bestimmt haben. 

Das Tauentzien-Denkmal in Breslau.

Seinen Wunsch erfüllten die beiden Söhne, als der General 1791 starb – die gefährliche Schlacht gegen die Österreicher 1760 hat er durch viel Glück überlebt und wurde für seine Tapferkeit geehrt. Er wurde auf dem Vorplatz des Schweidnitzer Tores, „in dem stillen kühlen Winkel zwischen zwei Bastionen“ beerdigt. Vier Jahre später ließen die Söhne ein Denkmal über dem Grab errichten. Wichtig ist das Präposition „über“, denn das Denkmal, das in dem oberen Teil an einen Sarkophag erinnerte, führte später zur Überzeugung, der Sarg mit dem Leichnam befinde sich direkt in dem Denkmal. Das war aber nicht der Fall. Das Projekt des Grabdenkmals bereitete Carl Gotthard Langhans vor. Er übertrug dem Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow die Anfertigung der Figur der Bellona (Kriegsgöttin) auf dem Grabdenkmal Sarkophag und der beiden Reliefs am Sockel. Die narrativen Reliefs stellten zwei Szenen dar: „Ausfall aus dem belagerten Breslau“ und „Übergabe von Schweidnitz“ (an der Belagerung der Festung Schweidnitz nahm auch der damalige Sekretär des Generals – Gotthold Ephraim Lessing teil (s. SILESIA News). Mit dem Relief „Ausfall aus dem belagerten Breslau“ wurde an dieses besondere Ereignis im Leben des Generals erinnert, die ihm zur Berühmtheit verholfen hat. 

An dem Denkmal konnte man noch das Flachbildnis des Generals und sein Wappen sehen – die Werke von Gottfried Stein. Das für einen normalen General ungewöhnlich großes Grabmal stand mitten auf einem leeren Feld, auf dem „Schweidnitzer Anger“, an der Stelle des früheren Schlachtgeschehens. Zur Betonung des Denkmalcharakters wurde eigens dafür eine Parklandschaft angelegt, in die das Grabmal eingebettet wurde. Hier sei noch einmal betont, dass das besprochene Objekt ursprünglich keineswegs ein Denkmal war, sondern lediglich ein pompöses Grab. Personen dieses Ranges bekamen zu dieser Zeit kein eigenes Denkmal, zumal der General von Tauentzien keine denkmalwürdige Leistung vollbracht hatte. Auftraggeber war die eigene Familie des Geehrten und nicht etwa der Monarch.

Erst 1807, nachdem die Franzosen die Stadt Breslau eroberten und die Verteidigungsanlagen zu schleifen befahlen, wurde beschlossen, um das Grabdenkmal einen Platz nach dem französischen Vorbild zu gründen. Und den Namen Tauentzien-Platz hat selbst der Jérôme-Napoléon Bonaparte ausgedacht. Zu Ehren des Generals! Das Denkmal blieb unberührt und stand in der Mitte des neu gegründeten Platzes – man hat sogar seine schräge Achsenstellung gelassen. Mit der Zeit verzichteten die Nachkommen Tauentziens auf alle Besitzrechte und das Grabdenkmal ist öffentlich geworden. In den Jahren 1888-1890 wurde seine Neuanfertigung in Granit beschlossen. Die Marmorreliefs wurden durch bronzene Abgüsse ersetzt. Mit der Zeit entfaltete das Grabmal seine Öffentlichkeitswirkung und prägte sich ins Stadtbild Breslaus ein, sodass man es später tatsächlich als Denkmal wahrnahm.

In dieser Form stand das Tauentzien-Denkmal bis 1946. Nachdem die Stadt polnisch wurde, musste alles, was offensiv an ihre deutsche Vergangenheit erinnerte, verschwinden, in erster Linie die Prestigedenkmäler im öffentlichen Bereich (s. SILESIA News). Das Grabdenkmal wurde abgerissen und der völlig zerstörte Platz in den 1950er Jahren neu bebaut – und bekam einen neuen Namen. Der Tauentzien-Platz heißt heute nach dem polnischen Nationalhelden und General Tadeusz Kościuszko. Eigentlich gehört der Platz jetzt zwei Generälen – der polnische gab dem Platz den aktuellen Namen, der alte preußische ruht unter der Erde, genau dort, wo heute ein Stein steht, der den Freiheitskämpfern gewidmet ist.

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka