Der schönste Saal der Breslauer Universität erstrahlt bald im neuen Glanz
Wegen der Sanierungsarbeiten bleibt sie bis Ende 2021 für Besucher unzugänglich.
In dem wertvollsten Barockraum der Universität Wrocław (Breslau), der Aula Leopoldina, dauern die Restaurierungsarbeiten. Momentan wird der schwierigste Teil der Arbeiten durchgeführt – die Fresken auf dem Hauptplafond des Saales werden restauriert. Der Saal bleibt bis Ende 2021 für die Besucher unzugänglich – auf der ganzen Länge des Saales steht die Rüstung.
Die Arbeiten werden etappenweise seit 2015 von der Stiftung der Universität Wrocław anhand der Vereinbarungen mit der Gemeinde Wrocław und dem Ministerium für Kultur und Nationales Erbe realisiert. Im Rahmen des Projekts wurde schon die Decke über der Aula Leopoldina verstärkt, die Fresken im Podium des Saales und bei der Musikempore restauriert, die Professorenlogen saniert, Holzumrahmungen der Fenster ausgetauscht und die Fensternischen erfrischt. Im Jahre 2017 fand die Restaurierung der Balkonbrüstung mit Büste des Grafen Johann Anton von Schaffgotsch aus den Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dank den Bemühungen von Prof. Rudolf Lenz statt. Die Restaurierung des Deckengewölbes mit dem Monumentalfresko bildet die vorletzte Etappe des großen Projekts. Für die Zukunft bleibt nur noch der Steinfußbodenbelag, der Bau von Lüftung/Heizung und Beleuchtung für Ausstellungen.
Das barocke Gebäude der Universität steht an der Stelle einer mittelalterlichen Burg aus dem 13. Jahrhundert. Die Burg wurde im 17. Jahrhundert vom Kaiser Leopold I. an die Jesuiten übergeben, die sich um die Eröffnung einer Akademie bemühten. Der Gründungsakt für die Jesuiten-Akademie „Leopoldina“ mit je einer Fakultät für Philosophie und katholische Theologie wurde 1702 unterschrieben. Der Name knüpfte natürlich an den österreichischen Kaiser und Stifter Leopold I. Ihm zu Ehren wurde auch der schönste Saal der Universität Aula Leopoldina genannt.
Die Aula Leopoldina stellt die ganze Universität allegorisch als Tempel der Weisheit dar. In ihrer Aufteilung wird die Hierarchie gezeigt: im Podium die Apotheose der kaiserlichen Macht, im die Glorifizierung der göttlichen Weisheit und die Empore lobt die schlesischen Vertreter der kaiserlichen Macht in Schlesien. Wenn man die Schwellen der Aula Leopoldina betritt, fällt sofort die Figur Kaiser Leopolds I. auf. Er sitzt auf dem Thron unter dem Baldachin. In seiner Begleitung sehen wir zwei Figuren: die Frau mit Binnenstock symbolisiert den Fleiß, der Mann mit Spiegel und Herz – die Klugheit. Unter seinen Füßen stürzen zwei Figuren in die Tiefe: rechts die Torheit und links die Zwietracht. Unten, an beiden Seiten, stehen die Statuen der Söhne Leopolds, Karl VI. (rechts) und Joseph I. (links).
Die Fresken im Podium stellen die Übergabe der Universität in Obhut der auf der Weltkugel sitzenden siegreichen Maria mit dem Christkind dar. Den zentralen Punkt des jetzt restaurierten Plafonds bildet der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Die Taube wird von vier Evangelisten und anderen Heiligen und Kirchenvätern umkreist. Dieser Teil drückt die Apotheose der göttlichen Weisheit aus, deshalb wurden auch die Personifizierungen der Wissenschaften und der freien Künste dargestellt. Im hinteren Teil des Saales befindet sich die Musikempore. Auf der Balustrade befindet sich eine Büste des Grafen Johann Anton von Schaffgotsch, des schlesischen Oberamtsdirektors, der 1728 im Namen des Habsburger Kaisers Karls VI. den Grundstein zum Bau der Universität legte. Die Innenausschmückung der Aula, die in den Jahren 1731-1732 entstand, ist das Werk bekannter Künstler: Johann Christian Handke aus Olmütz in Mähren (Deckenfresken), Franz Joseph Mangoldt (Skulpturen), Ignatio Provisore (Stuckaturen) und Christoph Hollandt (Schnitzarbeiten). Die Aula Leopoldina bildet seit Jahren eine der größten Attraktionen der Stadt. Und die barocke Perle wird bald wieder glänzen.
Text und Fotos (falls nicht anders angegeben): Małgorzata Urlich-Kornacka
AULA LEOPOLDINA : Muzeum Uniwersytetu Wrocławskiego