An dem Ort an der alten deutsch-polnischen Grenze der Zwischenkriegszeit liegt die polnische Seite im Westen und die deutsche im Osten
Geschichte zum Anfassen mitten in schönster Naturumgebung.
Es gibt zwei hölzerne Wachhäuschen, die Farben stimmen auf beiden Seiten, Kopfsteinpflaster auf der Straße – echter Grenzübergang aus der Zwischenkriegszeit. Man kann sagen, die Szenographie ist fertig, sogar perfekt, filmreif – nur die Filmleute fehlen.
Der Grenzübergang in Baranowice in Bartschtal (etwa 60 km nördlich von Breslau/ Wroclaw) wurde fast vollständig im Jahre 2015 rekonstruiert, aber die ziemlich hohe Schranke (keine einfache Konstruktion) ist original. Zuvor stand sie über Jahre hinweg verrostet und selbstverständlich geöffnet. Die ist jetzt renoviert und natürlich immer noch geöffnet. Angeblich gibt es sogar keine technische Möglichkeit, diese Schranke zu schließen.
Und noch eine interessante Tatsache: die „polnische” Seite liegt hier im Westen, die “deutsche” im Osten. Dies ist auf den Grenzverlauf in dieser Gegend zurückzuführen. Übrigens, heute verläuft die Grenze zwischen den Wojewodschaft Niederschlesien und der Wojewodschaft Großpolen fast genauso wie die frühere deutsche-polnische Staatsgrenze. Sonst sind die Spuren der alten Grenze in Bartschtal heute kaum zu erkennen. Die alten Wachhäuser der Grenzer stehen noch in einigen Dörfern, aber man muss wissen, um welche Gebäude es sich handelt, und sie fallen nicht wirklich besonders auf.
Abseits des Weges
Dieser Grenzübergang befindet sich abseits, in einem kleinen Wald. Es war örtlich im sehr wörtlichen Sinn. Vielleicht ist das der Grund, warum die alte Schranke nicht abgebaut wurde. Es ist auch heute nicht einfach, dorthin zu gelangen. Hinweisschilder sind nur in der Nähe zu finden.
Daher kann der Grenzübergang in Baranowice in jeder Hinsicht als Geheimtipp betrachtet werden. Auf jeden Fall lohnt die Entdeckungstour, zumal mit der Renovierung die Geschichte zum Anfassen nah wurde. Das wirkt sich auch auf die Vorstellungskraft der Jüngeren aus und offenbart heute das Bildungpotenzial solcher Orte.
Das liegt in der Natur
Teiche, Wiesen, Wälder, Sümpfe, zahlreiche Tier- und Pflanzenarten – der malerische Landschaftsschutzpark Bartschtal ist ein traumhafter Ort um den Alltag hinter sich zu lassen.
Mit dem Rad, im Kanu, zu Fuss, auch mit dem Pferd. Es gibt hier schöne Strecken, auch für Tagestripps. Auch an technischen Denkmälern mangelt es hier nicht. Sie sind hauptsächlich mit Zuchtteichen verbunden, deren Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht. Es gibt auch Spuren anderer Grenzen und entfernterer Geschichte, wie zum Beispiel ein Grenzstein aus dem Jahr 1626 zwischen den Freien Standesherren von Trachenberg (Żmigród) und dem Besitz des Zisterzienserklosters in (Trebnitz) Trzebnica (zu finden im Wald in der Nähe von Gruszeczka). Heute wird er als Napoleon-Säule bezeichnet. Es wird erzählt, dass seine Soldaten ihre Schwerter an diesem Stein schärften.
Text und Fotos: Sławomir Szymański