Świdnica (Schweidnitz) erneuert und rekonstruiert Denkmäler im Grünen

Denkmalgeschützter Park wird revitalisiert

Der historische Aussichtspavillon (Riebelshöhe) aus dem Jahre 1875 wird demnächst wieder aufgebaut.

Die Stadt Świdnica (Schweidnitz) revitalisiert einen denkmalgeschützten Park. Der historische Aussichtspavillon (Riebelshöhe), ursprünglich aus dem Jahre 1875, wird demnächst wieder aufgebaut. Dies ist eine weitere Etappe der Renovierung der ehemaligen Promenade, die die Altstadt von Schweidnitz umgibt.

Świdnica ist vor allem für drei Denkmäler bekannt. Das sind: die berühmte Friedenskirche mit dem Prädikat UNESCO-Weltkulturerbe, der Dom mit seinem 103 Meter hohen Turm (dem höchsten unter den Kirchen Schlesiens), und der prächtige Marktplatz. In solcher Gesellschaft scheint ein Parkpavillon unwichtig zu sein. Für die Einwohner von Świdnica ist es jedoch eines der Symbole der Stadt. Die Restaurierung des Pavillons wurde von vielen Bürgern lange erwartet – sagt Magdalena Dzwonkowska, die Sprecherin des Rathauses in Świdnica.

Der Begriff “Pavillon” ist vielleicht etwas irreführend, denn es handelt sich um ein recht komplexes Objekt, das auf einem massiven Steinsockel errichtet wurde, der heute noch deutlich sichtbar ist. Der Turm des Pavillons wird rekonstruiert, ebenso wie sein Sockel, die untere Aussichtsterrasse, eine Fächertreppe mit Balustraden, ein Brunnen im Terrassenkörper und ein freistehender Brunnen. Außerdem wird die gesamte Anlage beleuchtet.

Der grüne Ring von Schweidnitz

Warum wurde die Restaurierung dieses Pavillons so sehnsüchtig erwartet? Es genügt ein Blick auf einen Stadtplan, um zu sehen, dass das Herz der Stadt von einem Ring aus Parks und Grünanlagen umgeben ist. Sie entstanden Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Gelände, das die abgerissenen Befestigungsanlagen der friderizianischen Festung hinterlassen hatten. Außerdem verbinden sich die Grünflächen miteinander zu einer Spazierpromenade.   

Der Name Riebelshöhe rührt daher, dass der Initiator für den Bau des Pavillons, wie auch der gesamten Promenade, Oberstleutnant und Stadtrat Riebel war. Es war eines der interessantesten und schönsten Elemente der Promenade. Sowohl vor 1945 als auch später war es auch einer der beliebtesten Treffpunkte der Einwohner der Stadt. Im Jahr 2005 wurde das Gebäude jedoch wegen Einsturzgefahr geschlossen und bald darauf abgerissen. Nun besteht eine reelle Chance, dass der historische Pavillon, der heute nur noch auf Fotos zu bewundern ist, bald wieder seine neue-alte Form bekommt.

Historischer Park in neuem Glanz

Die Riebelshöhe befindet sich im Park der Jugend (Park Młodzieżowy), der unter Denkmalschutz steht. Neben der ungewöhnlichen Form, die an ein Dreieck mit zwei verlängerten Seiten erinnert, fallen hier sehr alte Bäume auf. Dendrochronologische Analysen haben ergeben, dass dort viele Bäume aus der Zeit vor 1875 und in den folgenden Jahrzehnten bis 1945 gewachsen sind. Es handelt sich also im wahrsten Sinne des Wortes um eine lebendige Geschichte der Stadt.

Die Revitalisierung des Jugendparks ist bereits weit fortgeschritten. Zurzeit werden die Grünanlagen aufgeräumt und die Gehwege neu gestaltet. Das Projekt sieht u.a. die Wiederherstellung der historischen Gassen, die Betonung der Walllinien der ehemaligen Festungsanlagen sowie die Markierung der Orte der ehemaligen Friedhöfe – des Garnisonsfriedhofs (aus der Zeit des Ersten Weltkriegs) und des katholischen Friedhofs – vor.

Der Pavillon, zusammen mit der dazugehörigen Infrastruktur, wird in der nächsten Etappe wieder aufgebaut werden. Die Stadt hat zu diesem Zweck Geld aus dem Regierungsfonds für lokale Investitionen erhalten. Nach dem Plan soll die Anlage bis Ende Oktober 2022 fertig sein.

Geschichte im Grünen

Die Rekonstruktion des Pavillons ist eine spektakuläre Investition, aber Świdnica wertet bereits seit einigen Jahren die Grünflächen im Bereich der ehemaligen Festungsanlagen auf. Die Stadt hat eine umfassende Renovierung von drei anderen Plätzen durchgeführt: den Rosengarten, den  Zentralpark (Park Centralny) und den Sikorski-Park. Für die Wiederherstellung der Pracht dieser Flächen wurde Świdnica sogar mit dem ersten Preis im Wettbewerb der Gesellschaft Polnischer Stadtplaner (Towarzystwo Urbanistów Polskich) ausgezeichnet, in der Kategorie “Revitalisierter öffentlicher Raum in Grünanlagen”.

Im Zentralpark fallen eine beeindruckende Reihe von Springbrunnen und eine 26 Meter hohe Bogenbrücke aus Stahlbeton auf, die 1911 als erste ihrer Art in Schweidnitz gebaut wurde. Es ist eine recht ungewöhnliche Konstruktion für eine Brücke über einen relativ kleinen Bach im Park. Es wurde anlässlich einer Handwerks- und Industrieausstellung gebaut, die auf diesem Platz im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums des Handwerkervereins Schweidnitz organisiert wurde. Im Jahr 2015 wurde es einer gründlichen Renovierung unterzogen. Im gleichen Park befindet sich auch das Denkmal des Schmieds Wieland aus dem Jahr 1922 von Dorothea von Philippsborn. Es ist eines der wenigen so gut erhaltenen Denkmäler aus dieser Zeit in Schlesien.

Im Sikorski-Park hingegen wurde 2019 eine Attrappe der Fokker Dr. I, eines Dreideckers in der charakteristischen roten Farbe, aufgestellt. Auf diese Weise erinnert Schweidnitz an die Figur des Manfred von Richthofen, des größten Fliegerasses des Ersten Weltkriegs. Der Rote Baron verbrachte einen Teil seiner Kindheit in dieser Stadt. Eine ähnliche Attrappe desselben Flugzeugs befindet sich auch in der Nähe von Waldenburg/ Wałbrzych vor dem Schloss Tannhausen, wo die hiesige Brauerei Browar Jedlinka das Bier “Der Rote Baron” braut und anbietet. 

Text: Sławomir Szymański