Neues Museum in Brieg/ Brzeg: der erste Schritt ohne konkrete Entscheidungen

In Brieg/ Brzeg soll ein Museum für die Kultur und das Erbes der polnischen Kresy, d. h. der nach 1945 an die Sowjetunion verlorenen Ostgebiete Polens, eingerichtet werden.

Das Gebäude ist da, das Konzept fehlt noch.

In Brieg/Brzeg soll das Museum der Kultur und des Erbes der Kresy, d.h. der östlichen Gebiete der ehemaligen Republik Polen, die nach dem Zweiten Weltkrieg an die Sowjetunion gefallen sind, eingerichtet werden. Die neue Institution hat bereits ein Gebäude, aber ein Konzept für das Museum muss noch entwickelt werden. In Lublin und Sejny wird jedoch bereits an der Einrichtung ähnlicher Museen gearbeitet.

Das neue Museum in Brzeg soll im Gebäude des ehemaligen Piasten-Gymnasiums eingerichtet werden, das sich in der Nähe des Schlosses befindet. Nach dem Plan wird es als Zweigstelle des Museums der Schlesischen Piasten in Brzeg funktionieren. Die Bemühungen, eine solche Einrichtung ins Leben zu rufen, dauern schon mehrere Jahre an. Am 30. April 2021 wurde der erste Schritt zur Verwirklichung dieser Idee getan: Es wurde eine Absichtserklärung über die unentgeltliche Überlassung des seit drei Jahrzehnten leer stehenden Gebäudes durch die Stadt an das Museum der Schlesischen Piasten unterzeichnet.

Ehemaliges Piasten-Gymnasium in Brieg/ Brzeg. Das Gebäude ist für ein neues Museum vorgesehen. Quelle: www.polska-org.pl

Es gibt Garantien zur Finanzierung. Was mit dem Konzept?

Für die nächsten Schritte ist jedoch eine externe Finanzierung erforderlich. Der Direktor des Museums der Schlesischen Piasten, Dariusz Byczkowski, der von Radio Opole zitiert wurde, versicherte, dass die Regierung, genauer gesagt der Minister für Kultur, Nationales Erbe und Sport Piotr Gliński, die Finanzierung des Projekts garantiert. Nach ersten Schätzungen kann die Schaffung der neuen Museumsfiliale 50 Millionen Zloty erfordern. Wie könnte es aussehen, welchen Umfang der Geschichte und des Erbes von Kresy wird es abdecken? Im Moment gibt es kein Konzept, das umgesetzt werden kann.

Vor fünf Jahren wurde ein solches Projekt von Mirosław Nizio vorbereitet, einem Architekten, der sich auf Museumskomplexe und Revitalisierung spezialisiert hat (sein Werk ist z. B. die Stara Kopalnia (Alte Grube) in Waldenburg/Wałbrzych). Wie der Direktor Dariusz Byczkowski in den lokalen Medien andeutete, wird jedoch ein völlig neues Projekt vorbereitet.

Interessanterweise zeigt das Museum in Brzeg bereits seit 2019 eine Dauerausstellung mit dem Titel “Kresy. Ocalone wspomnienia” (Kresy. Gerettete Erinnerungen), die hauptsächlich Familienmemorabilien und Dokumente präsentiert, die von Menschen aus diesen Gebieten gespendet wurden. Der Umfang der geplanten Filiale muss aber viel größer sein. Diese Ausstellung kann derzeit nicht als Keimzelle eines zukünftigen Museums angesehen werden. Außerdem wird das neue Museum in Brzeg, wenn es in Betrieb genommen wird, nicht das erste seiner Art in Polen sein, was wahrscheinlich auch seine endgültige Konzeption beeinflussen wird. Alles deutet also darauf hin, dass sich die Initiative in Brzeg erst in der absoluten Anfangsphase befindet.

Aufbau des Kresy-Museum in Lublin schon gestartet

Ein großes Museum mit einer sehr ähnlichen Ausrichtung entsteht bereits in Lublin – es wird vorläufig als Kresy-Museum bezeichnet, sein offizieller Name ist Museum der Ostgebiete der ehemaligen polnischen Republik. Es ist eine Zweigstelle des Nationalmuseums in Lublin. Der Sitz des Kresy-Museums ist der Pałac Lubomirskich (Lubomirski-Palais), eines der bekanntesten Wahrzeichen Lublins. Früher gehörte das Gebäude zu der Maria-Curie-Skłodowska-Universität und wurde für die Bedürfnisse des Museums dank eines Zuschusses des Kulturministeriums an das Lubliner Museum im Jahr 2017 gekauft. Die Arbeiten für den Start dieses Museums sind weit fortgeschritten. Es wurde ein Wettbewerb für das Architektur- und Inszenierungskonzept durchgeführt. Die Vision der Dauerausstellung ist bereits fertig. Im Moment sammelt das Museum Erinnerungsstücke.

Sitz des Museums des Schlesischen Piasten in Brieg/Brzeg. Quelle: www.polska-org.pl.

Wer ist im Museumsnetzwerk

Im August 2020 kündigte Minister Gliński die Schaffung eines neuen Museum-Netzwerks in Polen an. Die Liste umfasste damals insgesamt 83 Einrichtungen und Projekte. Das Museum des Erbes und der Kultur der Kresy in Brzeg war nicht dabei – im Gegensatz zum Kresy-Museum in Lublin. Die Oppelner Region ist überhaupt im Museumsnetzwerk bescheiden vertreten. Es sind nur zwei Institutionen aus dieser Region auf der Liste: Das Zentrale Museum der Kriegsgefangenen in Lamsdorf /Łambinowice und das Museum des polnischen Liedes in Oppeln/ Opole.

Derzeit umfasst das offizielle Netzwerk der Museen bereits 102 Investitionen und Projekte (die Liste ist auf der Website des Ministeriums für Kultur, Nationales Erbe und Sport verfügbar). Es gibt da die dritte Institution aus Oppelner Region. Das Schlesische Institut in Oppeln/ Opole wurde der Kategorie Netzwerk West- und Nordgebiete hinzugefügt. Unter der Nummer 102 erscheint das Museum der Kresy von Polen-Litauen (d.h. der polnisch-litauschen Adelsrepublik nach der Union von Lublin 1569). Für dieses Projekt gibt es eine Finanzierung und ein konkretes Konzept, die Renovierungs- und Konservierungsarbeiten haben bereits begonnen, und die Eröffnung des Museums ist für 2022 geplant.

Das neue Museum in Brieg steht noch nicht auf dieser Liste. Sie kann jedoch als eine Prioritätenliste des Ministeriums angesehen werden. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass die Initiative in Brzeg in Zukunft in das Netzwerk aufgenommen wird. Momentan es ist aber tatsächlich nicht bekannt, mit welcher staatlichen Unterstützung sie rechnen kann.

In Kohlfurt/ Węgliniec waren die ersten

Wenig bekannt ist, dass vor 20 Jahren in Kohlfurt/ Węgliniec (ca. 30 km nordöstlich von Görlitz) das erste Kresy-Museum gegründet wurde. Es ist in zwei hölzernen Eisenbahnwaggons untergebracht, die im Stadtpark auf einer eigens dafür angelegten 30 Meter langen Bahnstrecke stehen. Im Inneren kann man eine Sammlung von Erinnerungsstücken der polnischen Vertriebenen sehen, die aus dem Kresy-Gebiet kamen. Die Einrichtung wird von der Zweigstelle der Gesellschaft der Liebhaber von Lemberg/ Lviv und des südöstlichen Kresy (Towarzystwo Miłośników Lwowa i Kresów Południowo-Wschodnich) in Węgliniec betreut.

Text: Sławomir Szymański