In Blechhammer/ Blachownia Śląska wird an die Ereignisse von 1944 erinnert

Das Museum der oberschlesischen Schlacht um Kraftstoff

Im Luftschutzbunker aus den 1940er Jahren werden amerikanische Flugangriffe auf Oberschlesien am Ende des Zweiten Weltkrieges thematisiert.

Zwischen Juli und Dezember 1944 griffen die Bombenflugzeuge der 15. US-Luftflotte fast 20 Mal Ziele in der Region an. Ganz oben auf der Liste der amerikanischen Strategen standen drei Betriebe im Raum Cosel/ Koźle, welche synthetisches Benzin produzierten: die Oberschlesischen Hydrierwerke in Blechhammer, das IG Farben-Werk in Kandrzin/ Kędzierzyn und die Kokerei der Schaffgotsch’schen Benzin GmbH in Deschowitz/ Zdzieszowice (mehr dazu hier).

Mit dem über Jahrzehnte tabuisierten Thema setzt sich seit 2000 eine Gruppe lokaler Geschichtsliebhaber aus dem Verein „Blechhammer 1944“ auseinander. Bereits vor 14 Jahren entstand auf deren Initiative eine Gedenkstube, in der eine große Anzahl von Fotografien und Exponaten präsentiert wird. Die Ausstellung beleuchtet die Hintergründe der Ereignisse von vor 77 Jahren. Lange Zeit standen die Schicksale der amerikanischen Piloten und der Zwangsarbeiter aus umliegenden Lagern im Fokus der Erzählung. In der jüngsten Zeit werden zunehmend auch die Folgen der Luftangriffe für die oberschlesische Bevölkerung thematisiert. Den Mitgliedern des Vereins gelang es, mit mehreren Zeitzeugen Kontakt aufzunehmen, unter anderem mit amerikanischen Piloten, die 1944 Ziele in Oberschlesien angeflogen hatten, und mit ehemaligen Angehörigen der Flak-Batterien, die im Raum Cosel eingesetzt worden waren.

Bunker „Salzgitter“, der Sitz des Museums. Quelle: Verein „Blechhammer 1944“.

Seit längerer Zeit wollte der Verein in Blechhammer ein modernes Museum eröffnen, das sich mit diesem weitgehend vergessenen Kapitel der regionalen Geschichte auseinandersetzen würde. 2018 konnte diese Idee endlich verwirklicht werden. Der Sitz der neuen Einrichtung hätte nicht besser ausgewählt werden können. In und um Kandrzin-Cosel sind mehrere große und massive Luftschutzbunker erhalten geblieben. Einer von ihnen wurde saniert und bildet heute zusammen mit der ehemaligen Gedenkstube das „Museum der oberschlesischen Schlacht um Kraftstoff“. In den Räumen des Bunkers des Typs „Salzgitter“, dessen Deckenstärke 2,50 m und Wandstärke 2,00 m beträgt, und der den Insassen eine fast absolute Sicherheit vor Luftangriffen bot, wird eine Dauerausstellung präsentiert, die dank des ehrenamtlichen Engagements der Vereinsmitglieder laufend erweitert wird. Außerdem finden in dem historischen Bunker Aufführungen von Dokumentarfilmen zur regionalen Geschichte statt.

Alle Ausstellungstexte wurden in polnischer und in englischer Sprache verfasst. Die Besichtigung des Museums ist nach Voranmeldung beim Verein „Blechhammer 1944“ möglich (montags bis mittwochs und freitags von 9.00 bis 14.00 Uhr, donnerstags von 14.00 bis 19.00 Uhr). 

Kontakt:
Tel. +48 669 128 245
Email: blechhammer1944@gmail.com

Beide Objekte des Museums der oberschlesischen Schlacht um Kraftstoff (Muzeum Śląskiej Bitwy o Paliwo) befinden sich in Kandrzin-Cosel, im Stadtteil Blechhammer: der Bunker an der ul. Zwycięstwa, die frühere Gedenkstube im Kulturhaus „Lech” an der ul. Wyzwolenia 7.

Text: Dawid Smolorz