Der Bahnhof in Grünberg war einer der ersten Bahnhöfe in der Provinz Schlesien
Heute liegt die Stadt in der Wojewodschaft Lubuskie.
Am 1. Oktober 1871 wurde die Weinstadt Grünberg (Zielona Góra) an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Strecke führte von Liegnitz (Legnica) über Glogau (Głogów), Grünberg nach Rothenburg an der Oder (Czerwieńsk), das bereits ein Kreuzungsbahnhof war (die Strecke Posen-Guben verlief damals durch Rothenburg). Dank der Verlängerung der Verbindung nach Rothenburg konnten die Einwohner Grünbergs in Richtung Berlin, Cottbus, Guben, Leipzig oder Posen (Poznań) umsteigen.
Nach dem ersten Fahrplan, der im Grünberger Wochenblatt veröffentlicht wurde, fuhren die Züge nach Liegnitz fünfmal täglich: um 8.53 Uhr, 10.39 Uhr, 13.18 Uhr, 15.54 Uhr und 19.38 Uhr. Die Fahrt nach Liegnitz dauerte 3 Stunden und 43 Minuten (heute 1,5 Stunden bei optimaler, direkter Verbindung). Im Gegenzug fuhren die Züge nach Rothenburg um 9:10 Uhr (Zug aus Glogau), 12:07 Uhr (Start des Zuges in Grünberg), 13:17 Uhr und 18:58 Uhr (aus Richtung Frankenstein/ Ząbkowice Śląskie über Liegnitz) ab. Die Fahrzeit nach Rothenburg betrug 27 Minuten.
Zeitgleich mit der Ankunft der ersten Züge in Grünberg erschienen in der lokalen Presse Ankündigungen über die neuen Tarife für den Gütertransport. Es gab auch zahlreiche Ankündigungen zum Transport und Verkauf von Steinkohle aus den Bergwerken in Nieder- und Oberschlesien (früher war Steinkohle aufgrund der enormen Transportkosten ein sehr teurer Rohstoff). Es wurde unter anderem auf dem Seeweg aus England importiert und dann mit Lastkähnen in den Hafen von Tschicherzig/ Cigacice gebracht.)
Und wie viel kostete zum Beispiel eine Fahrt von Grünberg nach Berlin (mit Umsteigen in Rothenburg) in der zweiten Klasse? Eine Fahrkarte vom 29. November 1881, 10 Jahre nach Eröffnung der Strecke, weist einen Preis von 10,6 Mark aus. Das entsprach 12 Litern Wein oder etwa 180 kg Kartoffeln oder 5 kg Butter. Zum Vergleich: Eine Wochenausgabe des Grünberger Wochenblattes (drei Ausgaben) kostete 1,3 Mark.
Quellen:
Grünberger Wochenblatt vom 1.10.1871,
Grünberger Wochenblatt vom 2.01.1881
Text und Bilder: Bartłomiej Gruszka
Übersetzung: Agnieszka Bormann
