Vor 83 Jahren starb Eduard Pant, deutscher Minderheitenpolitiker und Nazigegner

Loyalität der Minderheit gegenüber ihrem Wohnstaat bei gleichzeitiger Loyalität des Staates gegenüber seinen Minderheiten

So lautete das Motto dieses führenden deutschen Vertreters aus Polnisch-Oberschlesien.

Dass Eduard Pant Politiker wurde, war ein Zufall. Der Lehrer aus Bielitz/Bielsko war mit seinem Beruf durchaus zufrieden, aber in der neuen Realität nach dem Ersten Weltkrieg, in der die Deutschen aus Ostoberschlesien und dem Teschener Schlesien zu polnischen Bürgern wurden, wollte er handeln. Sein organisatorisches und sein Rednertalent ebneten ihm den Weg zu einer beeindruckenden politischen Karriere. Bereits 1922 wurde er Mitglied des Stadtrates in dem mehrheitlich von Deutschen bewohnten Bielitz und Abgeordneter des Schlesischen Sejm, des einzigen Regionalparlaments der Zweiten Polnischen Republik. Im letztgenannten Gremium bekleidete er sogar 13 Jahre lang das Amt des Vizemarschalls. Von 1927 bis zu seinem Tod leitete er die Deutsche Katholische Volkspartei, die später in die Deutsche Christliche Volkspartei umbenannt wurde, und war stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Volksbundes für Polnisch-Schlesien, einer Dachorganisation der deutschen Minderheit. Von 1928 bis 1935 vertrat er zudem die Deutschen aus Ostoberschlesien im Warschauer Senat.

Eduard Pant (rechts), u. a. in Begleitung des Marschalls des Schlesischen Sejm Konstanty Wolny (links). Quelle: Nationales Digitalarchiv/Narodowe Archiwum Cyfrowe (www.nac.gov.pl).

Was Pant von einigen anderen Politikern der deutschen Minderheit in Polen unterschied, war seine Akzeptanz für die Zugehörigkeit der ostschlesischen Gebiete zum polnischen Staat. Es war für ihn klar, dass die Deutschen, die bis vor Kurzem noch im Reich und in Österreich-Ungarn die Staatsvölker waren, sich im eigenen Interesse an die neue Situation anpassen sollten. Die Akzeptanz für die neue Wirklichkeit schwächte jedoch keineswegs Pants Engagement. In seiner Funktion als Senator, Abgeordneter des Schlesischen Sejm und führendes Mitglied verschiedener deutscher Organisationen in der Woiwodschaft Schlesien verurteilte er mit aller Härte jede Benachteiligung der deutschen Volksgruppe in Polen. Da er gläubiger Katholik war, betrachtete er den christlichen Glauben als eine Art Plattform, die verschiedene Nationalitäten zusammenführen könnte. Konsequent ging er überdies davon aus, dass die Deutschen und die Polen gleichermaßen das Recht hätten, Oberschlesien als eigenes Zuhause zu bezeichnen. Damit wies er die vor allem nach der Machtübernahme durch die Sanacja seit der zweiten Hälfte der 1920er Jahre lancierte These zurück, dass die Deutschen ein „zugezogenes Element“ seien. Oft berief er sich dabei auf die Worte seines politischen Mentors und Mitgründers der Deutschen Katholischen Volkspartei, Thomas Szczeponik. Nach dem Bekanntwerden der Entscheidung über die Abtretung Ostoberschlesiens an Polen hatte dieser gesagt: „Wir werden dem neuen Staate gegenüber die staatsbürgerlichen Pflichten erfüllen und gemeinsam mit den polnisch sprechenden Mitbürgern zum Wohle des ganzen oberschlesischen Volkes arbeiten. (…) Wir sind nicht Fremdlinge auf oberschlesischer Erde – es ist unsere Heimat!“.

Der Schlesische Sejm in Kattowitz, in dem die deutsche Minderheit zu den stärksten Gruppierungen zählte. Quelle: Wikimedia Commons, Nationale Bibliothek/Biblioteka Narodowa.

Das Jahr 1933 stellte die wichtigste Zäsur im Leben Eduard Pants als Politiker dar. Wenige Monate nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler begann der Minderheitenführer lautstark gegen die Gleichschaltung der politischen Parteien in Deutschland und gegen ähnliche Versuche innerhalb der deutschen Minderheit in Polen zu protestieren. Breit kommentiert wurde seine Aussage, dass in dem „neuen“ Deutschen Reich Gottlosigkeit und Gewalt herrschen würden. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten. Berlin stellte daraufhin nicht nur die Förderung seiner politischen Projekte ein, sondern erpresste auch alle Minderheiteninstitutionen, die mit ihm bisher zusammengearbeitet hatten. Die meisten von ihnen beugten sich dem Druck und brachen die Kooperationen mit ihm ab. Zwar engagierte er sich fortan noch intensiver für die deutsch-polnische Annäherung, doch war er nun als fast einflussloser Politiker für polnische Partner nicht mehr attraktiv.

Titelseite der ersten Nummer von „Der Deutsche in Polen“, 1934. Quelle: Śląska Biblioteka Cyfrowa / Schlesische Digitalbibliothek (www.sbc.org).

Im Februar 1934 gründeten der Senator und eine kleine Gruppe seiner engen Mitarbeiter das Wochenblatt „Der Deutsche in Polen”. Bis August 1939 kämpfte die Zeitung, die in den Kreisen der Minderheit nie größere Popularität gewinnen konnte, erfolglos gegen den wachsenden Einfluss der nationalistischen Ideologie. Am 20. Oktober 1938 starb Eduard Pant in Kattowitz/Katowice im Alter von nur 51 Jahren. Die von ihm formulierten, ehrlichen Loyalitätserklärungen gegenüber dem polnischen Staat, nahm die polnische Seite viel zu spät ernst. Ein knappes Jahr nach seinem Tod brach der Zweite Weltkrieg aus. Dieser bestätigte endgültig, dass Pant die Gefahren, die der Nationalsozialismus und der Kommunismus für Europa und für Deutschland darstellten, früh und richtig erkannt hatte.

Text: Dawid Smolorz