Am 13. November 1841 wurde das Gebäude der Oper mit „Egmont“ von Goethe mit Musik von Beethoven eröffnet.
Nach 180 Jahren erklang die Ouvertüre von „Egmont“ als Symbol der Kontinuität.
Die Breslauer Oper hat einen Grund zu feiern. Genau vor 180 Jahren – am 13. November 1841 – wurde das Gebäude der Oper (damals des Neuen Theaters) zum ersten Mal eröffnet. Aus diesem Anlass bereitete die Breslauer Oper eine Reihe von Veranstaltungen vor. Die Feierlichkeiten haben schon im Oktober begonnen. Am 15. und 16. Oktober fand die Premiere der ersten deutschen romanischen Oper von Carl Maria von Weber „Der Freischütz” statt. Dieser Titel wurde nicht zufällig ausgewählt – der Komponist wurde im Alter von 18 Jahren nach Breslau gerufen und wurde zum Kapellmeister des Theaters „Kalte Asche“, also des Vorgängers der heutigen Oper.
Am 12. November fand ein Konzert anlässlich des polnischen Nationalfeiertages statt. Vor 103 Jahren gelang es Polen, die Unabhängigkeit als Staat zu gewinnen. Die bekannten polnischen Lieder, die von den Solisten der Breslauer Oper vorgetragen wurden, wurden von den Gedichten und den Werken der polnischen Komponisten: Paderewski, Karłowicz, Szymanowski und Moniuszko begleitet.
Am 13. November wurde eine spezielle Überraschung für die Einwohner und Touristen vorbereitet: in der Schweidnitzer Straße wurde eine Ausstellung über die Geschichte des Opernhauses eröffnet und am Abend wurde das Gebäude durch eine einzigartige Beleuchtung erhellt. Um 18.00 Uhr fand eine Film- und Musikprojektion statt. Die vor dem Gebäude zahlreich versammelten Zuschauer konnten u.a. das Musikwerk hören, mit dem das Gebäude vor 180 Jahren eröffnet wurde, also die „Egmont-Ouvertüre“ von Ludwig van Beethoven, gespielt vom Orchester der Breslauer Oper unter der Leitung von Maestro Bassem Akiki. Am Ende wurden auch „Geburtstagswünsche“ ausgestrahlt, die aus der ganzen Welt an die Breslauer Oper geschickt wurden. Man wünschte ihr vor allem weitere 180 Jahre und zahlreiche gelungene Premieren.
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts bemühte man sich um den Bau eines neuen, größeren Theaters, das die Traditionen seines Vorgängers, des Theaters „Kalte Asche“, fortsetzen konnte. Das Theater „Kalte Asche“ an der Ecke der Ohlauer und Taschenstraße (nicht mehr vorhanden) war sehr beliebt, aber schon veraltet und vor allem zu eng – es bot Platz für ca. 700 Personen. Das neue Theater sollte viel größer und repräsentativer sein.
Ein Projekt für das neue Theater entstand 1829 parallel in den Köpfen des Grafen von Larisch, des Baurates Carl Ferdinand Langhans und des Barons Forsçade. Der Bau des Theaters wurde auf 150 Tausend Taler geschätzt. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. sollte ein zinsloses Darlehen in der Höhe von 50.000 Taler gewähren. Ein weiterer Teil der Kosten sollte durch den Verkauf des Grundstücks des alten Theaters, den Verkauf von Aktien und Theaterabonnements gedeckt werden. Und den fehlenden Betrag sollte die Stadt zur Verfügung stellen. Leider hat man 1832 ein Schreiben vom König bekommen, dass das versprochene Darlehen erst in den „besseren Zeiten“ möglich wird. Bestimmt hätte man die Pläne auf die näher unbestimmte Zukunft verschoben, wenn sich nicht glücklicherweise ein „Sponsor“ gefunden hätte. Das war Friedrich Christian Eugen Baron von Vaerst, Eigentümer und Herausgeber der „Breslauer Zeitung“. Im Jahre 1836 schrieb er an den Breslauer Magistrat, er wäre bereit, den Bau des Theaters aus eigenen Mitteln zu finanzieren, wenn die Stadt ein Grundstück, Baumaterial (Holz, Ziegel) und Arbeiter für den Bau zur Verfügung stellt. Die Stadt ist diesem Vorschlag gerne entgegengekommen. Das Theater sollte 1400-1500 Plätze haben und wurde auf ca. 80 Tausend Taler geschätzt. Der Direktor der Aktiengesellschaft wandte sich erneut an den König, der diesmal 40 Tausend Taler für den Bau sowie das Gelände der ehemaligen Stadtbefestigung bei dem ehemaligen Schweidnitzer Tor stiftete: genau dort, wo heute die Breslauer Oper steht. Baron von Vaerst verpflichtete sich, das Theater zu pachten und den größten Teil der Dekoration aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Er spendete dafür 30 Tausend Taler. Wie bereits erwähnt, stammen die ersten Pläne für das Theater von Baron von Forsçade, Graf Larisch und Langhans. Als der Plan von Langhans für die Realisierung ausgewählt wurde, beschloss Baron von Forsçade, den Architekten zu beraten und ihn überall auf der Baustelle zu begleiten. Leider stürzte er von der Rüstung und war das einzige Opfer des gebauten Theaters.
Am 11. November hat man sich mit zwei Aufführungen von dem Theater „Kalte Asche“ verabschiedet und am 13. November wurde das neue Theater, damals Neues Theater und später Stadttheater genannt, eröffnet. Am Tag der Uraufführung wurde der Prolog von Baron Vaerst vorgetragen und anschließend das Stück „Egmont“ von J.W. Goethe mit Musik von Beethoven aufgeführt. Und 180 Jahre später hörte man die Ouvertüre „Egmont“ wieder. Ein historisches Ereignis!
Text&Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka