Buchempfehlung: Daisy von Pless’ „Tanz auf dem Vulkan – Erinnerungen an Deutschlands und Englands Schicksalswende“

Erscheinungstermin: Februar 2022, erste öffentliche Vorstellung im April in Görlitz

Tagebücher der Fürstin Daisy von Pless werden nach fast 100 Jahren wieder verlegt.

Daisy von Pless (1873-1943) ist eine der schillerndsten und bedeutendsten Figuren der schlesischen Geschichte. Ihre jetzt neu aufgelegten privaten Erinnerungen werden nicht nur Fans des europäischen Hochadels und Geschichtsinteressierte begeistern. Dieses Buch in zwei Bänden bietet einen Einblick in das Europa vor dem Ersten Weltkrieg. Die wechselvolle Geschichte Schlesiens, mit der das Schicksal Daisys untrennbar verflochten ist, wird aus der Perspektive einer faszinierenden Persönlichkeit wiedergegeben. Daisy wird bis heute in ihrer schlesischen Heimat als besondere Frau und Wohltäterin einer ganzen Region verehrt.

Fast 100 Jahre vergingen, bis dieses Buch endlich wieder in deutscher Sprache erscheint. Die persönlichen Erinnerungen der Fürstin von Pless an ihre Jugend in England und ihre jungen, bewegenden Jahre in Schlesien Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkrieges sind deutlich mehr als ein Tagebuch. Sie sind Autobiografie, Roman und Dokumentation in einem. Unglaublich spannend und intensiv wird das luxuriöse Leben des Hochadels mit einem präzisen und verzweifelten Blick auf die politischen Wirren in den Jahren vor Kriegsbeginn wiedergegeben – ein fesselnd ehrliches Zeitdokument.

Zur Person: Daisy von Pless

Daisy von Pless wird 1873 in England geboren als Mary Theresa Olivia Cornwallis-West. Sie gilt als eine der schönsten und begehrtesten Frauen in den Londoner Salons. Gerade mal 17 Jahre alt wird sie mit Hans Heinrich XV. Fürst von Pless, Graf von Hochberg, einem der reichsten Männer Mitteleuropas verheiratet. Seine Familie betreibt die Kohlegruben in Schlesien. Das Schloss Fürstenstein (heute Książ) wird zum Treffpunkt des europäischen Hochadels, Schloss Pless (heute Pszczyna) zum Hauptquartier. Die Jahre bis zum Ende des Ersten Weltkrieges erzählt die Fürstin spannend, abwechslungsreich, mit vielen privaten Einblicken, aber auch immer mit Blick auf die große Politik. Zu ihren einflussreichen Freunden gehören der britische König Edward VII. und der deutsche Kaiser Wilhelm II.

Sie führt ein luxuriöses Leben auf Schloss Fürstenstein und bereist ganz Europa. Doch anstatt glücklich zu sein, leidet Daisy. Ihre Ehe ist unglücklich, der Wunsch nach Kindern bleibt lange unerfüllt, dann bekommt sie drei Söhne. Ihr Heimweh nach dem geliebten England und ihrer Familie bestimmen ihr Leben.

Daisy ist erschüttert und beschämt von der Armut und dem Leid der schlesischen Bergarbeiter und fasst einen folgenschweren Entschluss. Gegen jede Regel setzt sie sich für Kinder, Frauen und Behinderte ein. Sie bringt Hoffnung und Geld in die entsetzlich ärmlichen Wohnquartiere in Waldenburg (heute Wałbrzych). Sie flüchtet sich regelrecht in soziales Engagement.

Auch persönlich nimmt sich Daisy verbotene Freiheiten, ihre Beziehungen zu einem indischen Maharadscha und dem Großherzog von Mecklenburg-Strelitz geben noch heute viel Raum für Spekulationen.

Der Beginn des Ersten Weltkriegs verändert auch für Daisy von Pless alles. Sie versucht ihren Einfluss geltend zu machen, versucht zu vermitteln. Verzweifelt versucht die gereifte und selbstbewusste Fürstin ihre englische und ihre deutsche Heimat aus einem zerstörerischen Krieg herauszuhalten. Als all ihre Bemühungen scheitern, geht sie ihren Weg weiter: Daisy setzt sich für Kriegsgefangene ein und läuft Gefahr, als Spionin verhaftet zu werden. Sie arbeitet bis zur Erschöpfung als Krankenschwester in einem Lazarettzug. Desillusioniert ist die Fürstin von Pless zu Kriegsende ein anderer Mensch.

Die Ehe mit Heinrich wird 1922 geschieden. Daisy von Pless wird schwer krank und stirbt im Jahr 1943 verarmt und einsam in Waldenburg.

„Tanz auf dem Vulkan – Erinnerungen an Deutschlands und Englands Schicksalswende“ bietet einen bewegenden Blick auf das Leben der Fürstin Daisy von Pless. In zwei Bändern erzählt sie offen und ehrlich, hin- und hergerissen zwischen ihrer englischen Heimat und ihrem Zuhause in Schlesien. Jung und ungestüm kommt die Britin in ein von Traditionen geprägtes und nach ihren Worten primitives Deutschland. Unglücklich in der Ehe mit Hans Heinrich, findet Daisy ein ganz eigenes Leben für sich. Sie wird zur Wohltäterin einer ganzen Region. Sie mischt sich in die Politik ein, damals undenkbar für eine junge Frau. Gefördert und geschützt von mächtigen Freunden, gehört sie zu den einflussreichsten Frauen der damaligen Zeit. Ihre Erinnerungen an dieses Leben zwischen Luxus und bitterer Armut, zwischen Jagden, Gesellschaften und Kriegswirren fasziniert von der ersten Minute an.

Das Doppelband erscheint im Februar 2022 im Westarp-Verlag und kann hier bestellt werden.

Eine erste öffentliche Buchvorstellung gibt es am 9. April 2022 beim Schlesischen Nachtlesen in Görlitz.

Text: Ina Maria Kwiatkowski