Die spektakulärsten Synagogen Oberschlesiens

Zerstörte Schönheit

Nur wenige jüdische Gotteshäuser überdauerten die Herrschaft der Nationalsozialisten und den Zweiten Weltkrieg.

Über einige von ihnen können Sie hier mehr lesen. Die größten und die schönsten, vor allem jene, die das jeweilige Stadtbild überragten, existierten aber nicht mehr. Das Verschwinden der Synagogen aus der oberschlesischen Landschaft erfolgte in zwei Etappen. Während der „Reichskristallnacht“ vom November 1938 wurden die meisten Gebetshäuser der jüdischen Gemeinschaften im westlichen, nach 1922 deutsch verbliebenen Teil der Region im Rahmen der organisierten Pogrome zerstört. In Ostoberschlesien, das zum damaligen Zeitpunkt innerhalb der Grenzen der Republik Polen lag, blieb das jüdische Leben dagegen bis Ende August 1939 von den dramatischen Ereignissen in den benachbarten Gebieten grundsätzlich unberührt. Erst mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht und der Übernahme der Wojewodschaft Schlesien durch die nationalsozialistische Verwaltung im September 1939 wurden die verbrecherischen Rassengesetze auf den bisher polnischen Teil der Region ausgedehnt. Mehrere Synagogen wurden bereits in der ersten Phase in Brand gesetzt und später abgetragen.

Zu den imposantesten jüdischen Gotteshäusern Oberschlesiens zählte die Neue Synagoge in Oppeln/Opole. In den 1890er Jahren auf der Insel Pascheke erbaut stellte sie ein eindeutiges Statussymbol der wohlhabenden und einflussreichen jüdischen Gemeinschaft in der Hauptstadt der Region dar. Das im mauretanischen Stil gehaltene Gebäude bot insgesamt 600 Gläubigen Sitzplatz (300 Männern und 300 Frauen). Während der Pogromnacht von 1938 zwangen die Nazis den Rabbiner Hans Hirschberg, den Tempel mit eigenen Händen anzuzünden. Die Ruinen wurden im Frühjahr 1939 abgetragen.

Große Synagoge in Kattowitz, Postkarte aus dem frühen 20. Jh. Quelle: wikimedia commons.

Eine spektakuläre Synagoge befand sich auch in Kattowitz/Katowice, der späteren Hauptstadt Polnisch-Oberschlesiens. Das 1900 geweihte Gebäude wies starke stilistische Ähnlichkeiten mit dem Oppelner Objekt auf. In seinem Innenraum fanden 1.184 Menschen Platz. Am 8. September 1939, vier Tage nach dem Einmarsch der deutschen Verbände, wurde die Große Synagoge von Kattowitz unter dem falschen Vorwand, in ihr würden sich polnische Aufständische verstecken, in Brand gesetzt. Einen Monat später wurde das stark beschädigte Gebäude endgültig dem Erdboden gleich gemacht.

Synagoge in Bielitz, Postkarte von 1912. Quelle: wikimedia commons.

Ein charakteristisches Element des Stadtbildes von Bielitz/Bielsko war die zwischen 1879 und 1881 erbaute Große Hauptsynagoge. Vor allem fiel sie durch ihre bunte Fassade auf, die mauretanische und neoromanische Einflüsse verriet. Mitte September 1939 wurde sie im Auftrag der NS-Verwaltung gesprengt.

Die Holzsynagoge von Czieschowa. Quelle: Aus der Publikation „Synagogi na Górnym Śląsku“, herausgegeben vom Museum Gleiwitz / Muzeum w Gliwicach.

Eines der originellsten jüdischen Gotteshäuser befand sich in dem kleinen Ort Czieschowa/Cieszowa im Kreis Lublinitz/Lubliniec. Die einzige Holzsynagoge in ganz Schlesien wurde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut. Das turmlose Objekt diente den jüdischen Gläubigen aus dieser Gegend bis 1904, als die dortige Gemeinde infolge der Abwanderung in die größeren Zentren aufhörte zu existieren. Um dem geplanten Abriss vorzubeugen, erwarb der örtliche katholische Pfarrer wenig später den Bau. Nach seinem Tod wurde er in den 1920er Jahren dennoch abgetragen.

Ausführliche Informationen über die erhaltenen und nicht erhaltenen oberschlesischen Synagogen bietet die neue Veröffentlichung des Museums Gleiwitz/Gliwice „Synagogi na Górnym Śląsku“ an. Die reich bebilderte polnischsprachige Publikation ist im Museum erhältlich oder als PDF unter dem folgenden Link zu finden.

Text: Dawid Smolorz