Teschener Land aus zwei Perspektiven
Das Museum des Teschener Schlesien und das Museum des Teschener Landes sind nur tausend Meter voneinander entfernt – dazwischen verläuft aber eine Staatsgrenze.
Die Stadt Teschen/Cieszyn gehört zu den ältesten in Schlesien und gilt traditionell als Hauptort eines Teiles der Region, der unbestritten seine Eigenart besitzt. Nicht nur die jahrhundertelange deutsch-polnisch-tschechische Koexistenz war für diesen Landstrich charakteristisch. Infolge des polnisch-tschechoslowakischen Konflikts wurden nach dem Ersten Weltkrieg das Teschener Schlesien und die Stadt Teschen geteilt (mehr dazu können Sie hier lesen).
Seit 1920 beeinflussten daher die polnisch-tschechoslowakische Grenze wie auch der Umstand, dass sie in der kommunistischen Zeit meistens nicht ohne großen bürokratischen Aufwand übertreten werden konnte, stark das Leben der hiesigen Bevölkerung. Daraus erklärt sich auch, warum sich in einer geringen Entfernung voneinander zwei Museen befinden. Jedes von ihnen ist in einer anderen politischen Situation entstanden, jedes von ihnen liegt in einem anderen Staat, ist etwas anders ausgerichtet und konzertiert sich jeweils auf andere Schwerpunkte. Während das Museum im heute polnischen Teil der Stadt bereits in der habsburgischen Zeit eröffnet wurde, als das Teschener Schlesien ein Ganzes bildete, wird die Einrichtung in Tschechisch-Teschen/Český Těšín erst in drei Jahren ihr 100. Gründungsjubiläum feiern. Wäre die Region nicht geteilt worden, wäre sie in der Form nie entstanden. Seit dem Fall des Kommunismus arbeiten beide Museen eng miteinander und setzen gemeinsame Vorhaben um.
Das polnische Museums des Teschener Schlesien (Muzeum Śląska Cieszyńskiego) versteht sich als Nachfolgeinstitution der 1802 auf Initiative des katholischen Geistlichen Leopold Scherschnik (andere Schreibweisen: Szersznik, Šeršnik) eröffneten Einrichtung und gehört somit zu den ältesten öffentlichen Museen in Mitteleuropa. Seinen Sitz hat es in dem unweit des Rings gelegenen Palais Larisch. Die Dauerausstellung, die eine Fläche von 1.000 m2 hat, präsentiert die Geschichte von Teschen und des Teschener Schlesien bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Ein Teil der Ausstellung ist Leopold Scherschnik gewidmet. Ein Stolz des Museums ist die Sammlung gotischer Skulpturen und die wissenschaftliche Bibliothek mit mehr als 24.000 Bänden, darunter 370 Frühdrucken. Seine Außenstellen hat das Museum des Teschener Schlesien in Weichsel/Wisła, Skotschau/Skoczów und Groß Gurek/Górki Wielkie.
Das Museum des Teschener Landes (Muzeum Těšínska) im tschechischen Teil entstand einigermaßen in Konkurrenz zum „alten“ Teschener Museum. Als 1920 zwischen der Altstadt und dem Bahnhof eine Staatsgrenze gezogen wurde und aus den überwiegend außerhalb des bisherigen Stadtzentrums gelegenen Bezirken die neue Stadt Tschechisch-Teschen gebildet wurde, wurde die Gründung einer eigenen Einrichtung, die sich mit der Vergangenheit dieser Gegend auseinandersetzen würde, nicht zu einer Frage des Prestiges, sondern auch zu einem politischen Thema. Das 1925 eröffnete und 1948 nach der kriegsbedingten Unterbrechung neugegründete Museum setzt ihre wichtigsten Akzente auf Volkskunst und Volkskunde sowie auf die Geschichte des Bergbaus im Teschener Schlesien. Freilich präsentiert sie auch eine eigene Interpretation der Vergangenheit des gesamten Teschener Schlesien. Das Museum hat sieben Außenstellen, zu denen u. a. der Archeopark Kotzobendz/Chotěbuz gehört (mehr dazu können Sie hier lesen). Noch in diesem Jahr wird in der als Hochburg der polnischen Minderheit geltenden Stadt Jablunkau/Jablunkov mit dem Dreiländereck-Museum (Muzeum Trojmezí) eine weitere Außenstelle eröffnet.
Internetpräsenzen:
Museum des Teschener Schlesien (Polnisch)
Museum des Teschener Landes (Tschechisch)
Text: Dawid Smolorz