Buchvorstellung: Podewils in Oberschlesien

Autor Joachim Poppe beschreibt die Geschichte des Dorfes Podewils (heute Kały) in Oberschlesien

Historischer Kontext: 250 Jahre Friderizianische Kolonisation.

Um das Jahr 1772 ließ der preußische Staat unter Friedrich dem Großen nördlich von Oppeln Dörfer anlegen, für die deutsch­sprachige Einwandererfamilien als Kolonisten angeworben wur­den. Hauptsächlich aus der Not einer europaweiten klimabedingten Hungerkrise waren sie motiviert, die damit verbundenen Heraus­forderungen anzunehmen.

Das Dorf Podewils steht exemplarisch für viele weitere Orte in der Region, die während der Friderizianischen Kolonisation gegründet wurden. Die Migration begleitete den Ort auch im 19. und 20. Jahrhundert durch den einsetzenden Strukturwandel mit Wanderarbeit sowie Ab- und Auswanderung, ehe es 1945 zum großen Exodus durch Flucht und Vertreibung kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen viele verbliebene Deutschstämmige die Region im Zuge der Spätaussiedlung.

Durch bisher nicht ausgewertete historische Dokumente und Karten wird die Entwicklung des Ortes analysiert und herausgearbeitet, wie wiederkehrende Not und Entbehrungen viele Generationen geprägt haben. Abseits klischeehafter Heimatgeschichten wird deutlich, dass die damit verbundenen traumatischen Erfahrungen viele Menschen geformt haben und dies manchmal bis heute nachwirkt – 250 Jahre nach der Gründung des Ortes.

Das sagt der Autor zum Buch:

„Wie war das damals vor 250 Jahren, als unter Friedrich dem Großen Kolonistendörfer in Oberschlesien gegründet wurden? Was erlebten die Menschen und wie wurden sie geprägt?

Wie nähert man sich der Geschichte seiner oberschlesischen Vorfahren an, wenn man sie nicht mehr befragen kann?

Für mich war es ein längerer Prozess, der nicht nur die Beschäftigung mit familiären Begebenheiten und Prägungen, sondern auch mit der Geschichte erforderte. Nach der Befragung noch lebender Personen kam ich an natürliche Grenzen und hatte eine Ahnung davon, dass dies nicht ausreicht, weil eine lange Geschichte Spuren hinterlassen hat.

So motiviert habe ich lange in historischer Literatur recherchiert und Archive in Polen, Tschechien und Deutschland konsultiert. Die Fülle der teils unveröffentlichten Informationen habe ich analysiert, geordnet, in Beziehung gesetzt sowie abgewogen. So konnte ich Fakten herausfinden, die so in Summe sonst an keiner Stelle zu finden sind und zudem die eigenen statistischen Auswertungen bestätigen.

Das Buch enthält zusätzlich zur Historie ein umfangreiches Kapitel zur Herkunft und Geschichte der Familien, die Erbverschreibung von 1773 mit den Namen der Erstkolonisten, Lagepläne, Besitzerlisten, die älteste Karte von 1776, weitere tabellarische Aufstellungen und ein umfangreiches Quellenverzeichnis.

In Summe ist für mich einerseits die oberschlesische Geschichte klarer geworden, und andererseits konnte ich die Einflüsse, denen meine Vorfahren ausgesetzt waren, besser verstehen. Letztere resultieren aus einer langen Geschichte, immer wieder begleitet von Migration, hervorgerufen durch Klimaanomalien, dem Strukturwandel oder als Kriegsfolge. Die daraus wiederkehrend resultierende Not und Entbehrung hat die Familien bis heute geprägt. Dies alles verstehe ich nun besser und begreife es als Teil meiner geschichtlichen Verbindung.

Abschließende Antworten und absolute Wahrheiten wird es dazu nicht geben und mein Buch ist der Versuch, anderen Menschen mit ähnlicher Abstammung die Geschichte dahinter besser verständlich zu machen. Damit kann auch die generationenübergreifende Weitergabe von Erfahrungen und Einstellungen besser verstanden werden.

In der aktuellen weltpolitischen Lage werden einerseits verschüttete traumatische Erlebnisse der Flüchtlinge und Vertriebenen von 1945 wieder lebendig, und andererseits wird klar, dass erneut Generationen von Menschen unter den Traumata eines brutalen Angriffskrieges leiden werden.“

Joachim Poppe

Über den Autor

Joachim Poppe, wurde 1956 in Magdeburg geboren und wuchs in einer Familie auf, in der beide Elternteile im Jahr 1945 von Flucht oder Vertreibung betroffen waren.

Ein Berufsleben lang mit der Entwicklung von Hardware und Software befasst, erwuchs aus der Familienforschung das Interesse, die Geschichte Oberschlesiens und der davon ausgehenden familiären Prägungen besser zu verstehen.

Angaben zum Buch

Joachim Poppe: Podewils in Oberschlesien – Zur Geschichte des Dorfes im Kreis Oppeln.
250 Jahre Friderizianische Kolonisation

BoD – Books on Demand, Norderstedt. 348 S. 14,95 Euro, ISBN: 9783755707707 (Softcover), 9783755724902 (E-Book).

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Text: Kulturreferat für Oberschlesien