Glasgemälde in Oberschlesien restauriert

Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) rettet wertvolle Chor-Glasmalereifenster der Ev. Kirche St. Nikolai in Byczyna (Pitschen)

Finanzielle Unterstützung des Bundes ermöglichte die Maßnahme.

Mit finanzieller Unterstützung der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) konnte die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) als Maßnahmenträger zwischen Juni 2021 und Januar 2022 wertvolle Chor-Glasmalereifenster der Ev. Kirche St. Nikolai in Byczyna (Pitschen, Woiwodschaft Oppeln) vor dem Verfall retten. Die 1886-88 vom Glasgemäldeinstitut Adolph Seiler in Breslau (heute Wrocław) geschaffenen qualitätvollen Buntglasfenster waren durch Zweiter Weltkrieg und anschließende Vertreibung der deutschen Bevölkerung sowie eine infolgedessen ausgezehrte Ev. Kirche stark geschädigt. Von den außerordentlich kunstvoll gestalteten Chorbuntglasfenstern der gotischen Backsteinbasilika mit Darstellung der 12 Apostel und christlicher Symbole waren nurmehr 50 Prozent des historischen Bestands überkommen. Es waren faustdickgroße offene Stellen in der Verglasung vorhanden, durch die Feuchtigkeit ins Kircheninnere drang.

Evangelische Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Byczyna (Pitschen), Südseite, Januar 2022, Foto: DPS.

Alle Buntglasfenster wurden in der klassischen Glasmalerei-Technik mit gemalten Farben hergestellt, die gebrannte Gläser mit Blei zusammengefügt. Es konnte festgestellt werden, dass die Aposteldarstellungen in Pitschen den Apostelgemälden des venezianischen Malers Giovanni Battista Piazetta (1682-1754) nachempfunden sind, der sie im Rokokostil schuf. Die Gemälde wurden in zwei Grafikzyklen kopiert: in Mezzotinto-Technik von Johann Lorenz Haid und in Kupferstich-Technik von Johann Christin Leopold (1699-1755) aus Augsburg. Sie wurden in der Fassung von letzterem 1850 veröffentlicht. Der Autor der Glasmalerei von Adolph Seilers Glasmalerei Institut in Breslau benutzte das grafische Werk als Vorlage.

Glasfenster vor der Renovierung im Oktober 2020, Foto: DPS.

Die ornamentalen Hintergründe der Fenster sind in Paaren angeordnet. Sie unterscheiden sich nur durch die Farben der einzelnen Gläser. In den nördlichen Fenstern befinden sich rote Hintergründe; blaue und gelbe Streifen und Medaillon-Rahmen; gelbe Mittelpunkte von Rosetten und Rahmen von Kartuschen; grüne Blüten zwischen den Rosetten. In den Südfenstern sind blaue Hintergründe; rote Streifen und Blumen dazwischen Rosetten; Medaillon-Rahmen und Rosettenkerne; gelbe Rahmen von Kartuschen.

Fenster mit sichtbaren Schäden, Foto: DPS.

Mit Hilfe der Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) gelang es, in Abstimmung mit dem Denkmalamt in Oppeln, das Restaurierungskonzept so zu orientieren, dass Ergänzungen und Teilrekonstruktionen der gegenständlichen Darstellungen als Grisaillemalerei erfolgten, um deren Unterscheidbarkeit vom Original, auch bei Wiederherstellung der Ikonographie, zu gewährleisten. Ebenfalls in Graufassung wurden die Kartuschen rekonstruiert, die jeweils in der untersten Fensterscheibenreihe angeordnet sind (in drei Kartuschen wurden, wiederum in Absprache mit dem Denkmalamt, Fördergeber und ausführende Restaurierungswerkstätten in zeitgemäßer Inschrift verewigt). Verlustig gegangene farbige Mosaikverglasung wurde hingegen polychrom nachgebildet. Die Scheiben mit Nachbildung unterscheiden sich von den Originalscheiben durch ihre Transparenz (sie sind aufgrund der fehlenden Korrosion etwas heller).

Die aufwendig gestaltete Bleiverglasung ist nun durch eine Schutzverglasung aus Antireflex-Sicherheitsglas geschützt. Nach ihrer Konservierung und Restaurierung wurden die Buntglasfelder in neue Metallrahmen montiert, die in einem Abstand von 70 mm von der Schutzverglasung in die Fensterlaibungen eingebaut sind, so dass eine freie Belüftung möglich ist.

vlnr: Prof. Dr.-Ing. Ulrich Schaaf (fachliche Begleitung für DPS), Dr. Peter Schabe (DPS-Geschäftsführer), Marcin Liberacki (Pfarrer), Sławomir Oleszczuk (Glasrestaurator) und Marcus Vonhausen (Spender), Juli 2021, Foto: DPS.

Die Restaurierung der Chorfenster, die nun wieder als außergewöhnlich qualitätvoll gestaltete leuchtkräftige Glaskunstwerke zu erleben sind, führten die Breslauer Glasmalereiateliers CREO Natalia Oleszczuk (Restaurierung) und Tiffany Ursta (Rekonstruktion) aus, die fachlich begleitet wurden von Dr. Magda Ławicka, Breslau und dem DPS-Regionalbeauftragten Prof. Dr. Ulrich Schaaf, Thorn. Treibende Kraft bei der Umsetzung des Projekts war der junge Pfarradministrator Marcin Liberacki.

Mehr Informationen zum Projekt hier.

Text und Bilder: Dr. Peter Schabe, Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz