Bruno Ablaß war Rechtsanwalt, Notar, Stadtverordneter, Mitglied zweier deutscher Parlamente und Freund von Gerhart Hauptmann
Am 24. September 2022 jährt sich sein Todestag zum 80. Mal.
Hirschberg in Schlesien (heute Jelenia Góra) wurde dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Bruno Ablaß (1866-1942) in seinem 27. Lebensjahr zur Heimat und blieb es 49 Jahre lang bis zu seinem Tod. Hier lebte er mit seiner Familie, hier übte er seinen Beruf und seine Tätigkeit in der Stadtverordneten-Versammlung aus, wo er maßgeblich zum Aufblühen der Stadt beitragen konnte. Von hier aus fuhr er zu den Stätten seines Wirkens als Mitglied zweier deutscher Parlamente. Von hier aus trat er seine Bildungsreisen an, die ihn in vier Erdteile führten. Die Nähe zum Riesengebirge nutzte er zu Ausflügen und Wanderungen in der Natur. Freundschaften zu namhaften Persönlichkeiten aus Literatur und Kunst, darunter zu Gerhart Hauptmann, dem größten deutschen Dichter seiner Zeit, bereicherten sein Leben.
Geboren 1866 in Bunzlau (Bolesławiec), ging er in Breslau (Wrocław) zur Schule, studierte an der dortigen Universität Jura, hier absolvierte er auch seine Referendarzeit, die er 1891 für kurze Zeit unterbrach, um zum Dr. jur. in Heidelberg zu promovieren. Im März 1893 zog er nach Hirschberg und ließ sich als Rechtsanwalt beim Landgericht Hirschberg nieder.
Bruno Ablaß war eine angesehene Persönlichkeit, die in den beiden ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts als Parlamentarier die Politik in Deutschland mitgestaltet hat. Er war Jurist, Politiker und aufrechter Demokrat. Als Mitglied der liberalen Partei war er von 1903 an 15 Jahre lang Abgeordnete des Deutschen Reichstags (für den Wahlkreis Liegnitz) und zwischen Februar 1919 bis Juni 1920 Mitglied der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung. In Hirschberg war Ablaß Vorsitzende des Liberalen Bügervereins und gehörte der Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) an. Er beteiligte sich 1918 an der Gründung der Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
Sein Leben und Wirken als Anwalt und Politiker, sein Einsatz für Menschenwürde und Kulturpflege, sein Mahnen zu Frieden und Völkerverständigung sind die wichtigsten Themen des Buches, das Dietrich Roth, der Enkel von Bruno Ablaß, mit Unterstützung von Ullrich Junker als Online-Publikation in der Hirschberger Digitalbibliothek vor einigen Monaten veröffentlicht hat. Die Recherchen dafür – u. a. im Archiv in Jelenia Góra, im Preußischen Kulturbesitz, in den Protokollen der Reichstagsreden – dauerten 22 Jahre lang. Das Buch ist in der Jeleniógorska Biblioteka Cyfrowa (Hirschberger Digitalbibliothek) unter dem Link zugänglich.
Text: Dietrich Roth, erschienen in der deutsch-polnischen Zeitschrift „Gruß aus Lomnitz“, Nr. 62/2019, S. 33-41, redaktionell überarbeitet von Agnieszka Bormann