Hochwasser 1997 in der Netflix-Erfolgsserie „High Water“ (Wielka Woda I)

Die Ohlauer Vorstadt von Wrocław (Breslau) spielt eine bedeutende Rolle

Anlässlich der Premiere von „Großes Wasser“ wurden die Erinnerungen der Breslauer an das Jahres 1997 wiederbelebt.

Anlässlich der Premiere der Serie „High Water“ (Wielka woda, Großes Wasser, Regie: Jan Holoubek und Bartłomiej Ignaciuk) wurden die Erinnerungen der Einwohner von Wrocław (Breslau) an die Überschwemmung des Jahres 1997 wiederbelebt. Besonders die des „Dreiecks“ (so wird im Volksmund die Ohlauer Vorstadt – Przedmieście Oławskie – genannt), weil dort die meiste Aktion der Serie spielt. Der Film wurde aber gedreht, ohne den Hauptschauplatz, die Straße ul. Więckowskiego zu überschwemmen. Man hat einen filmischen Trick angewandt: um die Geschehnisse von über 25 Jahren so originalgetreu wie möglich wiederzugeben, wurde ein Teil der Straße am stillgelegten Schwimmbad in Srebrna Góra (Silberberg) nachgebaut. Dort wurde eine dreißig Meter lange Nachbildung der Straße mit den für die Handlung des Films wichtigen Fassaden der Stadthäuser erstellt und alles nach und nach mit Wasser überschwemmt. Der Endeffekt war beeindruckend und verblüffend zugleich. Nach dem Anschauen der Serie fragten sich einige Zuschauer, wie es möglich war, die Ohlauer Vorstadt (Przedmieście Oławskie) erneut für Dreharbeiten zu überschwemmen?!

Ein Wandgemälde mit der Ankündigung der Serie “High Water” (Wielka woda) an einem Mietshaus in der Traugutta-Straße.

Auch die Evakuierung des heute nicht mehr existierenden Krankenhauses in der Straße ul. Traugutta wurde sehr glaubhaft dargestellt. Die Patienten wurden mit einem öffentlichen Verkehrsbus evakuiert, der direkt von der Route geholt wurde. Die Aufnahmen des überfluteten Krankenhausinneren wurden im ehemaligen jüdischen Krankenhaus in der Straße ul. Wiśniowa gemacht. Dort wurden spezielle Rinnen installiert und mit Wasser gefüllt. Das Endergebnis ist die Arbeit von mehr als 300 Personen in der Postproduktion.

Der Hauptschauplatz der Serie bildet die Więckowskiego-Straße im Herzen der Ohlauer Vorstadt.

Im Herzen des Dreiecks von Wrocław wuchs die Hauptfigur der Serie auf – die Hydrologin Jaśmina Tremer (Agnieszka Żulewska), die Jahre später auf Einladung des Lokalpolitikers Jakub Marczak (Tomasz Schuchardt) in ihre Heimatstadt kommt, um Wrocław vor dem Hochwasser zu retten. Die Protagonistin muss sich nicht nur mit dem einströmenden Wasser und den örtlichen Wissenschaftlern auseinandersetzen, die glauben, dass Wrocław nicht bedroht ist und friedlich schlafen kann, sondern auch mit den Dämonen der Vergangenheit: den Fehlern ihrer Jugend, durch die sie den Kontakt zu ihrer Mutter und anderen ihr wichtigen Menschen verloren hat.

Die Statisten nach den Dreharbeiten in der Więckowskiego-Straße, Foto: Netflix.

Die Geschichte und die Charaktere, die in der Serie dargestellt werden, sind fiktiv, aber von realen Ereignissen inspiriert. Einige der ursprünglichen Ortsnamen wurden in der Serie absichtlich geändert, z. B. ist das gefilmte Kęty in Wirklichkeit das Dorf Łany bei Wrocław, dessen Bewohner nicht zuließen, dass die Deiche gesprengt und damit ihre Häuser überflutet wurden, und der Stausee von Nysa, wo das Wasser nicht rechtzeitig abgelassen wurde, heißt im Film Gierżoniów-Stausee. Die Produzentin und Initiatorin der Serie, Anna Kępińska, die die Flut überlebt hat, verbrachte über ein Jahr damit, das nötige Material zu sammeln: sie las Artikel, befragte Flutopfer, sah sich Wochenschauen und Fotos an. All dies, um die Serie so authentisch wie möglich zu gestalten. Natürlich, wie Regisseur Jan Holoubek in einem Interview sagte: “Es ist nicht möglich, alles über die Flut in einer Serie zu erzählen, auch nicht in zwei oder drei. Man kann sich auf bestimmte menschliche Geschichten konzentrieren. Und genau das haben wir gemacht“.

Ein Wandgemälde mit der Ankündigung der Serie “High Water“ in der Podwale-Straße.

Authentische Geschichten von Flutopfern und Legenden, die damals in der Stadt kursierten (z. B. über ein aus dem Zoo entkommenes Krokodil), bildeten den Hintergrund für die Handlungen der fiktiven Figuren. Man wollte zeigen, dass dort wo der Staat versagt hat, die Menschen nicht versagten. Und in der Tat – die große menschliche Solidarität, die in der Stadt geboren wurde, ist keineswegs eine Erfindung des Kinos. Das Hochwasser hatte – trotz seiner tragischen Folgen – auch eine positive Seite: Es erweckte, beschwor den Geist von Wrocław und stiftete ein neues Gefühl der Identität.

Und welche Ereignisse sind den Bewohnern des Stadtteils Ohlauer Vorstadt besonders in Erinnerung geblieben? Darüber wird morgen berichtet!

Text & Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka

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