Das Nikolaus-Kopernikus-Jahr in Polen

Das Jahr 2023 wurde in Polen zum Jahr des Nikolaus Kopernikus erklärt

Anlass ist der 550. Geburtstag des Astronomen und der 480. Jahrestag seines Todes.

1543 wurde auch das Lebenswerk von Nikolaus Kopernikus „De revolutionibus orbium coelestium“ veröffentlicht, das die Beweise über die heliozentrische Struktur des Sonnensystems präsentierte und so das damalige Weltbild erschütterte. Seine Entdeckung löste die wissenschaftliche Revolution aus, die als „kopernikanische Wende“ bezeichnet wird.

Kopernikus ist vor allem mit zwei Städten verbunden: Thorn (Toruń), wo er am 19. Februar 1473 geboren wurde, und Frauenburg (Frombork) im Ermland, wo er viele Jahre lebte und am 21. Mai 1543 starb.

Für viele ist völlig unklar, warum es in der niederschlesischen Hauptstadt Wrocław (Breslau) den Kopernikus-Flughafen (Copernicus Airport), einen Kopernikus-Park, eine Kopernikus-Straße und ein Denkmal gibt, das dem berühmten Astronomen gewidmet ist. Die Antwort findet man in seinem Lebenslauf: Kopernikus war Scholastiker an der Breslauer Kreuzkirche. Er übte zwar das Amt nicht persönlich aus und es ist nicht bestätigt, ob er überhaupt in Breslau war, aber er hatte das Amt 35 Jahre bis kurz vor seinem Tod inne. Aus dieser Funktion hatte er zusätzliche Einnahmen, die ihm ermöglichten, sich der wissenschaftlichen Arbeit zu widmen. Diese lukrative Position verdankte er seinem Onkel Lucas Watzenrode, Fürstbischof des Ermlandes. Wann genau Kopernikus das Amt eines Scholastikers an der Breslauer Kreuzkirche einnahm, ist nicht sicher, aber in der Doktor-Urkunde von 1503 wurde er schon Kanoniker des Breslauer Kapitels genannt.

Deshalb kann sich die Stadt Wrocław heute mit vollem Recht des Kopernikus rühmen. Daher der schön ausgebaute Flughafen: Wrocław Nicolaus Copernicus Airport und das Kopernikus-Denkmal, das 1974 anlässlich seines 500. Geburtstages errichtet wurde. Dessen Schöpfer Leon Podsiadły war damals Assistent an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, später Professor an der Kunstakademie.

In Wrocław existieren auch vier von ursprünglich etwa 500 gedruckten Erstausgaben des Lebenswerks von Kopernikus „De revolutionibus orbium coelestium“. In Polen sind bis heute 14 Stück erhalten geblieben. Zwei davon besitzt die Universitätsbibliothek Wrocław und eins die Nationalbibliothek Ossolineum. Zusätzlich hat die Universitätsbibliothek auch eine zweite Ausgabe des Werkes, die 1566 in Basel erschien, 23 Jahre nach der Erstauflage.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Kopernikus tatsächlich so aussah. Die älteste Darstellung von ihm, basierend auf der ersten, verloren gegangenen, befindet sich an der Straßburger Domuhr.

Kopernikusʼ Werk wäre wahrscheinlich nie veröffentlicht worden, wenn nicht der junge Wittenberger Astronom, Mathematiker und Arzt Georg Joachim von Lauchen (Rheticus) nach Frauenburg (Frombork) gekommen wäre. Der Ruhm von Kopernikus und die Nachricht von seiner außergewöhnlichen Theorie lockte ihn dorthin. Er wurde ein eifriger Schüler von Kopernikus, schrieb den ersten gedruckten Bericht („Narratio prima“) des Werkes „De revolutionibus“, fertigte eine Abschrift des gesamten Werks an und nahm sie im Herbst 1541 mit nach Deutschland, um sie in Nürnberg drucken zu lassen.

Vor Kopernikus wurde die Erde als Mittelpunkt der Welt betrachtet.

Den Druck beaufsichtigte der protestantische Theologe Andreas Osiander. Er änderte den Titel des Werkes von „De revolutionibus“ (dt.: Von Revolutionen) in „De revolutionibus orbium coelestium“ (dt.: Von Revolutionen himmlischer Welten). Schlimmer aber war noch, dass er Kopernikusʼ Einleitung durch seine eigene ersetzte, ohne Unterschrift. Darin stellte er das Werk als eine Sammlung von Hypothesen dar, die nicht bewiesen seien. Nach 30 Jahren Beobachtungen und Berechnungen war sich Kopernikus jedoch seiner Entdeckungen sicher – von Hypothesen konnte keine Rede sein. Da er alt und schwer krank war, konnte er nicht mehr eingreifen. Im Herbst 1542 verlor er das Gedächtnis und Bewusstsein, sodass fraglich ist, ob er das gedruckte Werk überhaupt gesehen hat. Der Legende nach soll er die gedruckten Blätter auf dem Sterbebett mit seinen Fingern berührt haben.

Anlässlich des Kopernikus-Jahres hat die Universitätsbibliothek Wrocław eine kleine thematische Ausstellung vorbereitet, in der einige historische Drucke zu sehen sein werden. Im Juni – zum Stadtfest – werden die Erstausgabe von „De revolutionibus“ und andere wertvolle Drucke im Ossolineum gezeigt.

Text & Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka