Den Opfern des Großen Krieges

“Denkmalkrieg” um die Gefallenendenkmäler in Oberschlesien 

Das Schicksal der vor 100 Jahren errichteten Gefallenendenkmäler war in der Nachkriegszeit und nach der Wende wechselhaft.

Wie überall in Deutschland wurden in den 1920er Jahren auch in dem beim Reich verbliebenen Teil der Region Oberschlesien Gefallenendenkmäler errichtet. Damit wollten die lokalen Gemeinschaften an ihre Angehörigen erinnern, die als Soldaten des Kaisers fern der Heimat ihre letzte Ruhestätte fanden.

Gefallenendenkmal in Czissek (Cisek), Kreis Kandrzin-Cosel (Kędzierzyn-Koźle). Quelle: Piort Brzezina, fotopolska.eu.

Die meisten dieser Objekte wurden nach 1945 beschädigt, indem man bestimmte Elemente entfernte, oder komplett abgetragen. Im Zusammenhang mit der politischen Wende 1989/1990 wurden viele in der Zwischenkriegszeit errichteten deutschen Gefallenendenkmäler wiederaufgebaut bzw. renoviert. Mit diesem Phänomen hatten wir es allerdings überwiegend in den Teilen Oberschlesiens zu tun, in denen Einheimische einen nennenswerten Anteil der Gesamtbevölkerung ausmachen. In einigen Fällen wurden die ursprünglichen Sockeltexte um die Namen der aus dem jeweiligen Ort stammenden Gefallenen des Zweiten Weltkrieges und der zivilen Opfer der sowjetischen „Befreiung“ erweitert.

Oppeln-Goslawitz. Quelle: Ergon, fotopolska.eu.

Bei den meisten Denkmälern handelt es sich um schlichte Obelisken. Einige von ihnen heben sich jedoch von diesem Muster ab. Beispielsweise bildet die Figur eines schlafenden bzw. toten Soldaten das zentrale Element des Monuments im Oppelner Stadtteil Goslawitz (Gosławice). In Kujau (Kujawy), Kreis Neustadt (Prudnik), krönt ein Stahlhelm den zentralen, sarkophagförmigen Teil des Denkmals. Untypisch ist überdies das Monument in Groß Döbern (Dobrzeń Wielki) bei Oppeln (Opole), das in die Außenwand eines Wirtschaftsgebäudes integriert ist. Charakteristisch für dieses Objekt sind die Flachreliefs, die weinende Frauen und Soldaten darstellen, welche „in die Ewigkeit gehen“. 

In den 1990er Jahren versuchte die Verwaltung der Woiwodschaft Oppeln den Wiederaufbau der deutschen Soldatendenkmäler zu stoppen, indem sie den lokalen Gemeinschaften bürokratische Knüppel zwischen die Beine warf. Die Behörden verlangten die Abtragung der bereits wiederaufgebauten Denkmäler bzw. die Entfernung bestimmter Elemente, unter anderem der Soldatenfiguren und der Eisernen Kreuze. Die regionale Organisation der deutschen Minderheit, die für die lokalen Gemeinschaften Partei ergriffen hatte, wies konsequent darauf hin, dass nicht die Wiedererrichtung, sondern die Zerstörung der Gefallenendenkmäler rechtswidrig gewesen sei. Dieser sogenannte „Denkmalkrieg“ endete erst mit dem Amtsantritt eines neuen Woiwoden, der die Erinnerung an die als deutsche Soldaten gefallenen Oberschlesier nicht so problematisch sah, wie sein Vorgänger. Die Minderheit akzeptierte ihrerseits, dass an alle Denkmäler Tafeln mit polnischer Übersetzung der deutschen Texte und Kreuze als Symbole des christlichen Glaubens angebracht wurden. Hervorzuheben sei an dieser Stelle, dass es in der Woiwodschaft Kattowitz keinen Denkmalkrieg gab. Die dortige Verwaltung hatte keine Bedenken gegen den Wiederaufbau deutscher Soldatendenkmäler.

Groß Döbern. Quelle: Clippo66, fotopolska.eu.

Da die Objekte auf Initiative der jeweiligen Gemeinschaften entstanden und nach 1989 renoviert oder wiedererrichtet wurden, befinden sie sich meistens im gepflegten Zustand. Vielerorts pflegen die Einwohner damit ja die Erinnerung an ihre eigenen Groß- oder Urgroßväter.

Text: Dawid Smolorz