Muzeum Hlučínska vermittelt Vergangenheit eines besonderen Teiles Oberschlesiens
Das erste Museum in Hultschin (Hlučín) wurde 1948 eröffnet. Bereits 14 Jahre später wurde es allerdings wieder geschlossen…
Das erste Museum in Hultschin (Hlučín) wurde 1948 eröffnet. Bereits 14 Jahre später wurde es allerdings wieder geschlossen, nachdem der Kreis Hultschin im Zuge einer Verwaltungsreform aufgelöst worden war. In ihrer heutigen Form entstand diese städtische Einrichtung im Jahr 2005. Sie zählt zwar zu den kleinsten Museen Tschechiens, doch geht ihre Bedeutung weit über die lokale Ebene hinaus. Grund hierfür ist die besondere Stellung der Gegend um Hultschin, die als einziges Gebiet der Tschechischen und früher der Tschechoslowakischen Republik bis zum Ende des Ersten Weltkrieges nicht zu Österreich-Ungarn, sondern zu Deutschland gehörte.
Diese Eigenart des Hultschiner Ländchens wirkt sich nachvollziehbarerweise auf die Schwerpunkte der musealen Arbeit aus. Die 2014 eröffnete Dauerausstellung „Wer sind die Menschen im Hultschiner Ländchen“ erzählt in moderner Form die Geschichte dieses ca. 300 qkm großen Landstrichs. Die entscheidende Zäsur bildet dabei das Jahr 1920, als diese Gegend – bis dahin Teil des deutschen Kreises Ratibor (Racibórz) – kraft des Versailler Vertrages an die Tschechoslowakei angeschlossen wurde. Damit begann ein völlig neues Kapitel im Leben der dortigen Bevölkerung, deren Mehrheit zwar einen mährischen Dialekt als Muttersprache sprach, sich aber von der Tschechoslowakei distanzierte und das Deutsche Reich als ihren Staat betrachtete.
Im Fokus der Dauerausstellung stehen sowohl die große Politik als auch Menschenschicksale. Dank der modernen Technik kommen Zeitzeugen zu Wort, die über ihre persönlichen Erfahrungen erzählen. Oberschlesier aus dem polnischen Teil der Region werden in ihren Aussagen überraschend viele Ähnlichkeiten mit der eigenen Geschichte entdecken.
Das Museum des Hultschiner Ländchens konzipiert auch Wechselausstellungen, die teilweise auch über regionale Themen hinausgehen. Lokaler Schwerpunkt dominiert dagegen eindeutig in seinen Veröffentlichungen. In den vergangenen Jahren erschienen u. a. Publikationen über die deutsche Literatur aus dem Hultschiner Ländchen und der reich bebilderte Katalog zu der Dauerausstellung „Wer sind die Menschen im Hultschiner Ländchen“. Überdies gibt das Museum die heimatkundliche Zeitschrift „Hlučínsko“ heraus.
In der Sammlung der jungen Einrichtung befinden sich historische Bücher und Veröffentlichungen mit Hultschiner Bezug, landwirtschaftliche Maschinen und Geräte, Haushaltsgeräte, Möbel aus dem ländlichen Raum und Volkstrachten.
Webpräsenz des Museums des Hultschiner Ländchens (Tschechisch und Deutsch): www.muzeum-hlucinska.cz
Text: Dawid Smolorz