Letzte Präsentation des deutsch-polnischen Künstlerresidenzprogramms West/East Laboratory findet in Breslau statt

Ausstellung „In mir wächst dasselbe, das in mir schwindet“ wird am 8. Dezember in BULVARY Wrocław eröffnet

Arbeiten von jungen Kunstschaffenden sind inspiriert durch Aufenthalte in Niederschlesien.

Am 8. Dezember 2023 um 18 Uhr wird in dem Ausstellungsraum BULVARY in Wrocław (Breslau) die letzte öffentliche Präsentation des Projektes W/E LAB eröffnet. Im Rahmen dieses deutsch-polnischen Künstlerresidenzprogramms konnten im Sommer 2023 junge Künstlerinnen und Künstler einen Aufenthalt im niederschlesischen Tarczyn absolvieren und sich mit Fragen der deutsch-polnischen Geschichte und Identität auseinandersetzen. Die Ergebnisse dieser kreativen Beschäftigung wurden bereits in Tarczyn, Legnica (Liegnitz) und Görlitz präsentiert.

Am Tag nach der Vernissage, am 9. Dezember 2023, wird um 12 Uhr zu einem Künstlergespräch und einer Kuratorenführung durch die Ausstellung eingeladen.

Eckdaten der Ausstellung
Kuratorin Jagna Domżalska über die Idee der Ausstellung

Ein Dorf besteht oft aus einer Straße und ein paar Bauernhöfen. Häuser und Gärten, ein Hund, Hühner, Wäsche auf der Leine. Es gibt auch viele Dörfer, in denen es keine Menschen mehr gibt. Die Obstbäume ernähren niemanden, niemand beschneidet sie im Frühjahr. Sie zeigen jedoch Spuren der ehemaligen Bewohner auf, regen die Vorstellungskraft an und werfen Fragen auf.

Ein solcher Ort ist das kleine Tarczyn, wo verlassene Gebäude für eine Nutzung im Künstlerresidenzprogramm umgebaut wurden. Das Programm wurde für Menschen geschaffen, die sich in ihrer Arbeit mit der Geschichte Niederschlesiens oder anderen Themen im Zusammenhang mit der Vergangenheit und der Erinnerung auseinandersetzen. Die Forschungsaufenthalte der ersten Ausgabe des Künstlerresidenzprogramms haben gezeigt, dass sich auch viele junge Künstlerinnen und Künstler mit diesen schwierigen Themen beschäftigen. Die Veranstaltungen im Anschluss an die Aufenthalte in Tarczyn machen hingegen deutlich, dass das Bedürfnis, miteinander ins Gespräch zu kommen, Wissen zu vertiefen und Geschichten und Erfahrungen auszutauschen, nach wie vor sehr lebendig ist.

Die präsentierten Arbeiten der beteiligten Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich mit den Generationentraumata und der Suche nach Identität; einige gehen auf konkrete historische Ereignisse zurück, andere beziehen sich, scheinbar völlig losgelöst davon, nur auf die Natur und Landschaft selbst. Sie entspringen jedoch alle der beinahe träumerischen Nachdenklichkeit, die durch die erwähnte Umgebung ermöglicht wird, und sie lösen alle eine ähnliche Nachdenklichkeit im Betrachter der Arbeiten aus.

Die Werke beziehen sich auf Themen, zu denen man nur ungern zurückkehrt, weil sie in uns einen Widerstand und ein Gefühl der Ohnmacht auslösen; gleichzeitig wirken sie aber auf gewisse Weise beruhigend. In mir entsteht ein Gefühl, das ein niederschlesischer Dichter gut eingefangen hat, als er schrieb: “In mir wächst dasselbe, was in mir schwindet”. Es ist der Moment, in dem man sich etwas Ergreifendes bewusstmacht und es im selben Moment bändigt. Eine Frage zu stellen und gleichzeitig eine Antwort zu finden. Das Gleichgewicht zwischen Aufregung und Ruhe. Wäsche, die im Wind flattert und trocknet.

W/E LAB-Netzwerk

Stiftung Fundacja FLOWLAND, Stiftung Kulturzentrum OP ENHEIM, Stiftung VOP, BULVARY, Kunstgalerie Legnica, OKiS Wrocław, Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz

Förderer

Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, Marschallamt der Wojewodschaft Niederschlesien, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Text: Redaktion SILESIA News