Oberschlesien und Kleinpolen sind zwei historische Regionen, die die Woiwodschaft Schlesien bilden
Die offizielle Symbolik berücksichtigt nur die schlesische Komponente. Das verursacht auch Kritik.
Der Sejmik (Regionalparlament) der von Kattowitz (Katowice) aus regierten Woiwodschaft Schlesien wies neulich die Petition des Vereins „Beskidzki Dom“ aus Bielitz-Biala (Bielsko-Biała) und einiger weiterer Organisationen zurück, in der diese eine Veränderung des Wappens der Woiwodschaft postulierten. Dagegen stimmten 24 Sejmik-Mitglieder, vor allem von der liberalen Bürgerkoalition (KO), dafür waren neun, sieben enthielten sich der Stimme. Die Autoren der Petition argumentierten, dass das aktuelle Wappen, in dem der goldene Adler der oberschlesischen Piasten zu sehen ist, die tatsächliche territoriale Gestalt des Verwaltungsbezirks ignoriere. Deswegen forderten sie die Erweiterung der Symbolik um den weißen kleinpolnischen Adler.
Dass die 1999 gebildete Woiwodschaft Schlesien nur zu knapp 50% aus oberschlesischen Gebieten besteht, ist Fakt. Den Rest bilden der Kreis Saybusch (Żywiec), der Ostteil des Kreises Bielitz-Biala, Teile des Polnischen Juras, das Dombrowaer Kohlerevier um Sosnowitz (Sosnowiec) mit dessen Hinterland und das Tschenstochauer Land. Auch wenn man die letzteren beiden Landstriche heute nur sehr selten mit Kleinpolen in Verbindung bringt, gehörten sie ursprünglich, wie auch alle anderen genannten Gebiete, zu dieser historischen Region, deren Hauptstadt Krakau (Kraków) ist. Im Rahmen der Ende des vergangenen Jahrhunderts durchgeführten Verwaltungsreform wurde in einigen Fällen auf die historischen Grenzen Rücksicht genommen, um nur die Woiwodschaften Ermland-Masuren, Masowien und Podlachien zu nennen. Auch für Niederschlesien gilt diese Feststellung weitgehend. Die Woiwodschaft Schlesien wurden hingegen, wie bereits erwähnt, teilweise aus Gebieten gebildet, die historisch gesehen mit der Region Oberschlesien nichts oder wenig gemeinsam haben.
Eine Diskussion über die Symbolik und den Namen der Woiwodschaft, deren Hauptstadt Kattowitz ist, begann wohlgemerkt nicht erst mit der jüngsten Petition. In den vergangenen zwei Jahrzehnten forderten bereits mehrmals verschiedene Gremien aus dem östlichen Teil des Bezirks dessen Umbenennung in „Schlesien-Kleinpolen“ bzw. „Schlesien-Ostkleinpolen“. All diese Bestrebungen blieben jedoch bisher erfolglos. Zu erwähnen sei an dieser Stelle, dass eine „Woiwodschaft Kleinpolen“ auf der Landkarte bereits existiert und dass seine Hauptstadt Krakau ist. Die Gegner solcher Initiativen, an denen es vor allem im oberschlesischen Teil nicht fehlt, sind der Ansicht, dass der Verwaltungsbezirk weder umbenannt noch sein Wappen geändert werden solle. Vielmehr müsse man die Grenzen der Woiwodschaft Schlesien neu ziehen. Decken sich diese einmal im Osten mit der historischen Grenze Oberschlesiens, liegen die westkleinpolnischen Gebiete außerhalb, wodurch allen weiteren Diskussionen über Wappen und Bezeichnungen die Grundlage entzogen werde, argumentieren sie.
Text: Dawid Smolorz