Niederschlesien will auf die UNESCO-Liste

Derzeit gibt es drei Anwärter auf den UNESCO-Titel in zwei Kategorien: Welterbe und immaterielles Kulturerbe

Wie weit sind die niederschlesischen Kandidaten für eine solche Auszeichnung?

Das Verfahren zur Eintragung in die Liste des UNESCO-Welterbes umfasst mehrere Schritte und dauert etwa viele Jahre. Vor allem können sich nur einzigartige Objekte oder Einrichtungen bewerben, die dem Gemeinwohl der Menschheit dienen. Gemäß dem UNESCO-Übereinkommen über das Kultur- und Naturerbe der Welt von 1972 müssen sie sich durch ihren “höchsten universellen Wert” auszeichnen.

In Niederschlesien befinden sich derzeit drei UNESCO-Welterbestätten. Die ersten waren die Friedenskirchen in Świdnica (Schweidnitz) und Jawor (Jauer), die 2001 aufgenommen wurden, und fünf Jahre später folgte die Jahrhunderthalle in Wrocław (Breslau). Aktuell gibt es drei weitere Anwärter für den UNESCO-Titel: zwei für UNESCO-Welterbe und einen für immaterielles Kulturerbes der Menschheit.

Friedenskirche in Świdnica (Schweidnitz)
Papiermühle am weitesten

Unter den aktuellen Bewerbern scheint die Papiermühle in Duszniki-Zdrój (Bad Reinerz), deren Traditionen bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen und die heute das Papiermuseum beherbergt, dem Ziel am nächsten zu sein.

Im Jahr 2019 hat das polnische Ministerium für Kultur und Nationales Erbe die Stätte als polnischen Kandidaten (derzeit einer von fünf) für die Aufnahme in die Welterbeliste vorgeschlagen. Das sieht das Verfahren so vor, da die Staaten Vertragsparteien des UNESCO-Übereinkommens sind. Der formale Antrag muss von der Regierung kommen und nicht von dem Objekt selbst, das auf der Liste stehen wird.

Foto © Muzeum Papiernictwa w Dusznikach-Zdroju

In dem Fall geht es um eine ganze Reihe historischer Papierfabriken aus verschiedenen europäischen Ländern, darunter zwei aus Deutschland und je eine aus der Tschechischen Republik, Spanien und Italien, wobei das Museum in Duszniki-Zdrój den Anfang macht. Die erforderlichen Unterlagen werden bereits fertiggestellt und dann an das Welterbezentrum in Paris weitergeleitet. Es besteht die Chance, dass innerhalb von zwei bis drei Jahren eine Entscheidung über die Aufnahme der Papierfabrik in die Liste getroffen wird.

Die Festung Silberberg (Twierdza Srebrna Góra) auf dem richtigen Weg

Die Festung Silberberg ist eine der größten Berganlagen dieser Art in Europa. Sie wurde von Friedrich II. dem Großen, König von Preußen, erbaut. Im Jahr 1807 versuchten Württemberger und Bayern, die unter den Fahnen Napoleons kämpften, die Festung erfolglos zu erobern. Die Festung verlor jedoch recht schnell ihre militärische Bedeutung – und wurde anschließend ab Ende des 19. Jahrhunderts nur noch von Touristen gestürmt.

Foto. Twierdza Srebrna Góra.

Im Jahr 2004 erhielt die Festung den Status eines historischen Denkmals. Im vergangenen Jahr wurde ihr Antrag auf Aufnahme in die so genannte nationale UNESCO-Informationsliste vom Ministerium für Kultur und Nationales Erbe positiv beschieden. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Nominierung für die Weltliste.

Vertreter der Verwaltungsgesellschaft von Twierdza Srebrna Góra (Tochtergesellschaft der Gemeinde Stoszowice) gehen davon aus, dass das gesamte Verfahren bis zur endgültigen Eintragung in die UNESCO-Liste bis zu sieben Jahren dauern wird. Es ist von einem Sammelantrag die Rede. Silberberg spielt auch in einer Gruppe anderer Festungen ihrer Art aus verschiedenen Ländern eine führende Rolle. Denn solche Ensembles von Objektes haben heute, zumindest in Europa, mehr Aussicht auf Erfolg als Einzelobjekte.

Keramik in einem frühen Stadium

Die Stadt Bolesławiec (Bunzlau) möchte mit ihrer Keramik, deren Traditionen bis ins Mittelalter zurückreichen, auch in die Liste des UNESCO aufgenommen werden, wenn auch in die Liste des immateriellen Erbes. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Gegenwärtig laufen die Bemühungen um eine Eintragung in die nationale Liste. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde von mehreren Dutzend an der Herstellung und dem Vertrieb von Keramik beteiligten Unternehmen unterzeichnet.

Text: Sławek Szymański