Oberschlesien auf vier Rädern

Seit den 1950er Jahren werden in der Region Autos hergestellt

In den 1970er Jahren entstanden die bekannten Automobilwerke in Bielitz-Biala (Bielsko-Biała) und in Tichau (Tychy). Sie waren allerdings nicht die ersten in Oberschlesien.

In den 1970er Jahren entstanden die Automobilwerke in Bielitz-Biala (Bielsko-Biała) und in Tichau (Tychy), die in großem Maße zur Motorisierung Polens beitrugen. Sie waren allerdings nicht die ersten in Oberschlesien. Bereist 1959 wurde in Neisse (Nysa) die Produktion des Lieferwagens der Marke Nysa aufgenommen. In den Zeiten der Volksrepublik war das Fahrzeug in verschiedenen Varianten bekannt, unter anderem als Krankenwagen und Kleintransporter. Schlechte Assoziationen weckten vor allem in den unruhigen 1980er Jahren die blauen Nysa-Streifenwagen der Bürgermiliz Milicja (Volkspolizei), da viele Polen sie automatisch mit den Schikanen des kommunistischen Staates in Verbindung brachten. Im Jahr 1994 wurde das Werk geschlossen. Seine letzten Erzeugnisse waren die Lieferautos Polonez Truck und Citroen C15.

Nysa-Streifenwagen der Bürgermiliz aus den 1980er Jahren. Quelle: Dawid783, Wikimedia Commons.

Tichau und Bielitz-Biala sind die Fiat-Städte Polens. Im ersteren Werk wurde seit 1973 auf der Grundlage eines Lizenzvertrags der „Maluch“ (Kleiner) hergestellt – offiziell Polski Fiat 126p – das populärste Auto der Volksrepublik. In Bielitz rollten zunächst die mit Zweitaktmotoren ausgestatteten Kleinwagen der Marke Syrena vom Band, später auch der 126p. Nach der politischen Wende von 1989 wurden beide oberschlesischen Werke von dem italienischen Konzern direkt übernommen und setzten ihre Produktion als „Fiat Auto Poland“ fort.

Produktionsband im Bielitzer Autowerk, 1970er Jahre. Quelle: Fotoarchiv von Lech Zielaskowski / Archiwum fotograficzne Lecha Zielaskowskiego,  Nationales Digitalarchiv NAC, Warschau / Narodowe Archiwum Cyfrowe Warszawa.

Unter anderem wurden dort die Modelle Uno, Punto, Siena und Panda hergestellt. Zwischen 2008 und 2016 wurde in der Tichauer Fabrik auch der Ford Ka gebaut. Die Fabrik in Bielitz-Biala stellt in diesem Jahr ihre Produktion endgültig ein, in Tichau werden hingegen – nun unter den Schildern „FCA Poland“ und „Stellantis“ – weiterhin verschiedene Modelle von Alfa Romeo, Jeep und Fiat gefertigt. Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass Tichau das größte Automobilwerk Polens ist.

Tichauer Werk des Konzerns FCA. Quelle: www.fcagroup.pl

Seit 1998 werden auch in Gleiwitz (Gliwice) Autos produziert. In der dortigen Sonderwirtschaftszone hat der Konzern „General Motors“ eine große Fabrik errichtet, in der anfangs die Opel-Modelle Agila, Astra und Zafira hergestellt wurden. Später wurde die Palette sukzessive erweitert. Heute werden in diesem mittlerweile zu „Stellantis“ gehörenden Werk Lieferwagen der Marken Citroen, Peugeot und Opel gebaut.

Stellantis-Werk in Gleiwitz, früher General Motors. Quelle: www.media.stellantis.com.

Ein Automobilwerk gibt es auch im tschechischen Teil der Region. In dem 20 km westlich von Teschen (Cieszyn) gelegenen Noschowitz (Nošovice) entstand zwischen 2006 und 2008 – wohlgemerkt als größte ausländische Investition in der Geschichte der Tschechischen Republik – eine Fabrik des Autoherstellers Hyundai. Das schlesische Werk ist das einzige dieses koreanischen Konzerns in der Europäischen Union. Derzeit rollen in Noschowitz unter anderem die Modelle Tucson, i30 und Kona vom Band.

Noschowitz in Tschechisch-Schlesien. Die einzige Hyundai-Fabrik in der Europäischen Union. Quelle: Ladin, Wikimedia Commons.

Text: Dawid Smolorz