„Panorama von Racławice“ feiert sein Jubiläum

Neben dem Zoologischen Garten ist das monumentale Rundgemälde die meistbesuchte touristische Attraktion der Stadt Wrocław

Es befindet sich in einer 1967 von Ewa und Marek Dziekoński erbauten Rotunde.

Zwölf Millionen Besucherinnen und Besucher haben schon das Rundgemälde „Panorama von Racławice“ in Wrocław (Breslau) gesehen. Es ist neben dem Zoologischen Garten die größte touristische Attraktion der niederschlesischen Hauptstadt. Das monumentale Rundgemälde: 114 Meter lang, 15 Meter breit und Gesamtfläche von 1800 Quadratmetern, befindet sich in einer 1967 von Ewa und Marek Dziekoński erbauten Rotunde. Sie ist nicht weit von dem Hauptgebäude des Nationalmuseums entfernt.

Das Rundgemälde „Panorama von Racławice“ gehört zu den größten Attraktionen der Stadt Wrocław.

Am 4. April 2024 ist die Zahl der Besucher wesentlich gestiegen – an dem Tag war der Eintritt frei. Der Anlass dafür war der 230. Jahrestag der siegreichen Schlacht der polnischen Aufständischen gegen die zaristischen (russischen) Truppen. Die Schlacht fand 1794 bei Racławice (ca. 38 km von Krakau entfernt) statt. Dank der Teilnahme von Bauern, die unter der Leitung des polnischen Helden Tadeusz Kościuszko mit Sensen auf die russischen Kanonen gingen, wurde sie mit einem Sieg beendet. Und obwohl die Schlacht letztendlich keine strategische Rolle spielte (Polen wurde unter drei Siegesmächten: Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt und verschwand 1795 für über 120 Jahre von der Landkarte Europas), war der Sieg von großer symbolischer Kraft.

Hundert Jahre später entstand in damals polnischem Lemberg (Lwów) das monumentale Bild, um allen Polen, die von der Unabhängigkeit des Staates geträumt hatten, Hoffnung zu geben. Auf die Idee, diese heldenhafte Unabhängigkeitserhebung zu verewigen, kam der Lemberger Maler Jan Styka. Die Idee wurde gleich von den Stadtbehörden und Einwohnern enthusiastisch aufgegriffen. Jan Styka wählte aus der Schlacht den wichtigsten Moment aus, als der Angriff der Bauern auf die zaristischen Truppen über den Sieg der Polen entschied, er bereitete die ersten Skizzen vor und lud den Krakauer Maler Wojciech Kossak zur Mitarbeit ein. Die beiden Künstler fuhren nach Wien, um den Plan der Schlacht zu kopieren und das Skelett für das Rundgemälde bei der Stahlbaufirma Ig. Gridl zu bestellen. Dann wurden weitere Maler engagiert, die in einzelnen Teams an den einzelnen Abschnitten des Rundgemäldes arbeiteten. Die öffentliche Eröffnung fand am 5. Juni 1894 statt. Das Panorama von Racławice wurde zur größten Attraktion der polnischen Stadt Lemberg.

Zu Ostern 1944 wurde die Stadt von Deutschen bombardiert. Die Rotunde wurden beschädigt, das Gemälde musste evakuiert werden. Das Gemälde wurde auf eine 15-Meter-breite Rolle aufgerollt und in dem Lemberger Bernhardinerkloster unterirdisch versteckt. Hier lag es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Jahr 1945 bedeutete nicht nur das Ende des Weltkrieges, sondern auch das Ende des polnischen Lwów. Die Lemberger mussten ihre Heimat verlassen und eine neue Heimat – meistens in den ehemaligen deutschen Gebieten – suchen, z. B. in Wrocław und Niederschlesien. Zusammen mit den Einwohnern kamen hierher auch die Kunstwerke. Die neuen Bewohner brauchten nämlich eine symbolische Geste, eine Brücke zu dem verlorenen Erbe. Deshalb wurde das Gemälde 1946 nach Wrocław gebracht. Es durfte aber aus politischen Gründen nicht gezeigt werden: es stellte den Sieg der polnischen Aufständischen über die russischen Truppen dar, was in kommunistischer Zeit nicht gern gesehen war. Und so lag das Gemälde aufgerollt mehrere Jahre. Die besseren Zeiten kamen während der Solidarność-Zeit. Auf Bemühungen des Gesellschaftskomitees Panorama von Racławice wurde das Gemälde dem Publikum 1985 zugänglich gemacht.

„Der 230. Jahrestag der Schlacht von Racławice ist Anlass für eine Reihe von Feierlichkeiten, die das Nationalmuseum in Wrocław veranstaltet. Am 5. Juni werden wir den 130. Jahrestag der feierlichen Eröffnung dieses monumentalen Gemäldes in Lemberg feiern, das im Zeitraum von neun Monaten 1893-1894 von den bedeutendsten polnischen Malern des späten 19. Jahrhunderts unter der Leitung von Jan Styka und Wojciech Kossak geschaffen wurde. Und schließlich werden wir am 14. Juni 2025 den 40. Jahrestag der Eröffnung der Panorama Racławicka in Wrocław feiern. Dadurch wollen wir zeigen, wie stolz wir auf dieses einzigartige Kunstwerk und das nationale Erbe sind, das bis heute von 12 Millionen Zuschauern bewundert wurde“ – sagt Dr. Piotr Oszczanowski, Direktor des Nationalmuseums in Wrocław anlässlich des Jubiläums.

Das Ticket in das „Panorama Racławicka“ ermöglicht, innerhalb von drei Monaten die drei weiteren Abteilungen des Nationalmuseums (das Hauptgebäude des Nationalmuseums, das Ethnographische Museum und das Museum für zeitgenössische Kunst im Vier-Kuppel-Pavillon an der Jahrhunderthalle) zu besichtigen.

Text und Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka