Weltweit einzigartig: Toy Piano Gallery in Wrocław (Breslau)

Über 300 Spielzeugklaviere, darunter über 150 Jahre alte Exponate, sind in einer neuen Galerie zu bestaunen

Auf allen kleinen Instrumenten kann man spielen – sogar große Musik von Frédéric Chopin.

Eine ungewöhnliche Galeria Toy Piano, die seit Januar 2024 über 300 verschiedene Spielzeugklaviere und Spielzeugflügel beinhaltet: die ganz kleinen, die in die Hand passen und die etwas größeren, die vor 150 Jahren hergestellten und die ganz neuen, die handgemachten mit vielen Details und die ganz schlichten aus der Massenproduktion. Jedes Stück ist einmalig.

Paweł Romańczuk, Gründer der Musikband „Małe instrumenty“. Foto. Łukasz Rajchert.

Eine Sache verbindet sie alle: auf allen kann man spielen. Sogar Musik von Frédéric Chopin. Das hat auch Paweł Romańczuk, der Vater des Projektes, bewiesen. Im Jahre 2006 hat er eine Musikband „Małe instrumenty“ (Kleine Instrumente) ins Leben berufen, mit dem Ziel, Musik der kleinen Instrumente zu präsentieren und zu popularisieren. Die Band spielte auf allen möglichen Instrumenten, die auch teilweise selbst gebastelt wurden. Um ein konkretes Musikstück abspielen zu können, brauchte man einen entsprechenden Klang.

Die weltweit einzige Toy Piano Galerie beherbergt über 300 Spielzeugklaviere.

Deshalb war es notwendig, eine große Auswahl an Instrumenten zu haben. Unter ihnen gab es auch Spielzeugklaviere. Interessant, dass der Begründer der Musikgruppe als kleiner Junge nie ein Toy-Piano in der Hand hatte. „In Polen gab es keine Tradition von diesen Instrumenten. Das erste Spielzeugklavier kaufte ich erst dann, als ich die Band gegründet habe“ – sagte Romańczuk. „Ich war fasziniert von der Musik, gespielt auf untypischen Objekten, in der nach neuer Klangqualität gesucht wurde. Deswegen habe ich mir vorgenommen, selbst diese Art von Musik zu spielen. Das Toy-Piano hat einen besonderen Klang, deshalb ist es ganz schnell zu meinem Lieblingsinstrument geworden“ – so Romańczuk.

Das Spielzeugklavier, das den Klang der Glocke aus der Trinity Church aus New York imitiert.
Buch über Spielzeugklaviere mit CD

Im Jahre 2010 hat Romańczuk beschlossen, ein Buch über die Toy-Pianos zu schreiben. Es war das weltweit erste Buch über Spielzeugklaviere: „Małe instrumenty grają Chopina. Fenomen toy piano“ (Kleine Instrumente spielen Chopin. Das Phänomen Toy Piano“), mit einer beigefügten CD. Um die Geschichte der Spielzeugklaviere gut beschreiben zu können, brauchte er möglichst breites Spektrum von Instrumenten. Und so wurde die Sammlung größer und größer. Heute zählt sie schon über 300 Stück.

Toy Pianos wurden in den 1940er Jahren sehr populär.
Galerie in der beliebten Ruska-Straße

Die Idee lag nahe, einen Präsentationsraum dafür zu schaffen. In Zusammenarbeit mit der Stadt Wrocław entstand die Galerie. Die Offene Künstlerische Werkstatt (Otwarta Pracowania Plastyczna) befindet sich in der Ruska-Str. 46A/101 (unter Nr. 2) und ist donnerstags von 14 bis 19 Uhr und samstags/sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Die Mitarbeiter der Galerie machen für die Besucher eine kleine Einführung in die Welt der Spielzeuginstrumente.

An den anderen Tagen machen die Musiker ihre eigentliche Arbeit: sie bauen Musikinstrumente, komponieren Musik für Theaterstücke und Filme (auch Stummfilme), führen Workshops durch, organisieren Konzerte zu verschiedenen Anlässen. „Ein besonders schönes Projekt führten wir vor einigen Jahren zusammen mit den Sehbehinderten durch. Die Teilnehmer dachten sich Musikinstrumente aus und unsere Aufgabe war es, die Instrumente nach ihrer Beschreibung zu bauen, so dass sie auch richtig spielen konnten. Auf diese Weise entstanden acht »unsichtbare Instrumente«. Wenn wir noch acht weitere hätten, könnten wir Konzerte spielen. Aber vieles hängt von der Finanzierung ab“, sagt der Ideengeber der Galerie.

Je älter die Exponate sind, desto mehr Pflege brauchen sie. Auch zu diesem Zweck wurde die Galerie gegründet.
Die Besonderen unter den Besonderen

Das älteste Exponat in der Galerie ist über 150 Jahre alt. Es handelt sich dabei um ein Spielzeugklavier aus dem Jahre 1873, das aus der 1872 gegründeten Firma Schönhut stammt. Es gibt ein Spielzeugklavier, das die Klänge der Glocken der Trinity-Church aus New York imitiert (die Kirche brannte ab und das Spielzeug sollte den Klang der Glocken wiedergeben). Es gibt Bücher, die eine Tastatur des Klavieres einmontiert bekommen haben oder Schreibmaschinen, auf denen man spielen kann: das sind alles Spielzeugklaviere. Bewundern kann man hier prächtige Instrumente aus der Fabrik Michelsonne in Paris, die Ende der 1960er Jahre abbrannte, das einzige polnische Spielzeugklavier, das Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre von der Firma “Precyzja” in Kielce hergestellt wurde, sowie zahlreiche Kopien französischer, spanischer, deutscher, britischer und amerikanischer Instrumente.

Die Toy Piano Gallery ist ein magischer Ort, den man sich unbedingt anschauen soll, wenn man in der niederschlesischen Metropole Wrocław weilt.

Das älteste Exemplar in der Sammlung.

Text und Bilder (wenn nicht anders angegeben): Małgorzata Urlich-Kornacka