Most Zwierzyniecki (früher Passbrücke) bekam bei ihrer Sanierung Bronzetafel mit der deutschen Inschrift und auch die ursprüngliche Farbe zurück
Eine Brücke existierte an dieser Stelle schon im 15. Jahrhundert.
Im Zuge der Sanierung hat die Breslauer Passbrücke (Most Zwierzyniecki) eine Bronzetafel mit der deutschen Inschrift bekommen, die seit dem 19. Jahrhundert bis zum Endes des Zweiten Weltkrieges die Brücke verzierte:
Hoelzern ruht´ ich Jahrhunderte lang
ueber taegem Gewaesser
Jetzt aus Eisen und Stein schmueck´
ich den schiffbaren Strom.
„Das Wunder an der Oder“ – solche Worte hörte man vor kurzem bei der Eröffnung der sanierten Passbrücke. Einerseits, weil die Brücke wirklich eine der schönsten Brücken in der Stadt ist, andererseits, weil sich die Sanierung um über dreißig Monate verzögert hat. Sie dauerte 2 Jahre und 6 Monate und kostete 9,5 Millionen Zloty. Als die Brücke endlich eröffnet wurde, war es für viele Breslauer doch „ein Wunder“.
Die malerische Passbrücke erstreckt sich über der Alten Oder und verbindet die Stadtmitte (Śródmieście) mit den vier Siedlungen: Biskupin (Bischofswalde), Sępolno (Zimpel), Dąbie (Grüneiche) und Bartoszowice (Bartheln). Diese bilden wieder die die sog. „Große Insel“. Es waren immer Gebiete, die sich bei den Stadtbewohnern einer großen Popularität erfreuten – sie dienten seit dem 19. Jahrhundert den Erholungszwecken. Auf der „Großen Insel“ befinden sich bis heute u.a. der größte und schönste Park von Breslau: der Scheitniger Park (Park Szcztytnicki), das Messegelände mit der Jahrhunderthalle, das Filmstudio (WFF), der Zoologische Garten und die WuWA, die Werkbundsiedlung aus den 1920er Jahren.
Eine Brücke mit langer Geschichte
Wahrscheinlich existierte eine Brücke an dieser Stelle schon im 15. Jahrhundert. Die erste Erwähnung kommt aus dem Jahr 1655. Die Brücke wurde damals als Scheitniger oder Ziegelbrücke bezeichnet – von dem Ziegelwerk, das sich ursprünglich in der Nähe befand. Ab 1704 war die Brücke als Passbrücke bekannt. Diesen Namen erhielt sie, als während der Pestepidemie ein Kontrollpunkt hier eingerichtet wurde. Die Stadtwache musste alle in die Stadt Kommenden kontrollieren, ob sie nicht mit Pest angesteckt sind. Die Verdächtigten wurden der Quarantäne unterzogen.
Im 19. Jahrhundert wurde eine neue Brücke aus Holz und Eisen gebaut. Sie wurde mit der Bronzetafel versehen, die jetzt nach altem Muster wieder fertiggestellt wurde. Zwischen 1895 und 1897 entwarfen Karl Klimm und Richard Plüddemann mit Hilfe der Ingenieure Alfred Fruhwirth und Alfred von Scholtz eine neue Brücke – die bis heute steht. Ohne Stützen und Pfeiler, denn man wollte den Fluss an dieser Stelle gut schiffbar machen. Während der Bauzeit wurde die alte Brücke um 30 Meter stromaufwärts verschoben. Es stellte sich nämlich heraus, dass die Kosten niedriger als der Bau einer Behelfsbrücke waren. Die Verkehrsunterbrechung dauerte deshalb nur einen halben Tag. Die Gesamtkosten für den Bau der Brücke betrugen 579.200 Reichsmark.
Während der Belagerung der Festung Breslau im Jahr 1945 wurde der Angriff der Roten Armee von der östlichen Seite erwartet. Die Brücke wurde mit Sprengstoff versehen und zur Sprengung vorbereitet. Als die Rote Armee jedoch einen Angriff aus dem Süden und später aus dem Westen der Stadt begann, hat man die Brücke stehen lassen.
Ursprüngliche Optik wiederhergestellt
Im Oktober 2021 wurde mit der gründlichen Renovierung begonnen. Die Brücke bekam mit Olivgrün ihre ursprüngliche Farbe zurück. Sie wechselte in der Vergangenheit ein Dutzend Mal die Farbe, bis sie schließlich in den 1970er Jahren gelb gestrichen wurde. Diese Farbe trug sie die nächsten 33 Jahre. Jetzt erstrahlt die Brücke im neuen Glanz und trägt zwei Andenken an die früheren Zeiten: die in Stein gemeißelte Darstellung der Brücke mit der Jahreszahl 1886 (möglicherweise handelt es sich dabei um das Autogramm des Steinmetzes) und die am Anfang erwähnte Bronzetafel mit der deutschen und polnischen Inschrift sowie der Darstellung von Triton und Flussnymphe Najade.
Text & Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka