Grabmal von Dr. Hermann Brehmer in Sokołowsko (Görbersdorf) restauriert

Dr. Brehmer schuf hier im 19. Jahrhundert die weltweit erste Heilanstalt für Lungenkranke

Bei der feierlichen Einweihung am 20. August 2024 war die Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk anwesend.

„Hier ist eine Krypta! Dr. Brehmer hatte verfügt, dass er hier begraben wird. Diese Stelle hat er gewählt, damit er auch nach seinem Tode noch die Anstalt im Blick hätte. Von hier aus ist alles gut zu sehen” sagt eine der Figuren in dem Roman „Empusion” von Olga Tokarczuk (2022, Deutsch 2023 von Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein). Die Geschichte spielt genau hier, im deutschen Görbersdorf, dem heutigen Sokołowsko, in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, unter den Patienten des Kurortes. Die Literaturnobelpreisträgerin war am 20. August bei der Einweihung des restaurierten Grabmals anwesend und las Auszüge aus ihrem Buch vor.

Er schuf Görbersdorf

Hermann Brehmer wurde 1826 in der Nähe von Strehlen (Strzelin) geboren und erhielt seine Ausbildung in Berlin und Breslau. Sein Interesse an Görbersdorf wurde durch den Einfluss seiner Schwägerin Maria von Colomb geweckt, die ihn auch ermutigte, hier an Tuberkulose erkrankte Menschen zu behandeln. Das Sanatorium für Lungenkranke wurde 1855 eröffnet und erlangte schnell einen guten Ruf, sogar über die damaligen Grenzen Deutschlands hinaus. Es war das erste Sanatorium dieser Art in Europa und Görbersorf wurde zum weltweit ersten Luftkurort. Nach dem Vorbild von Görbersdorf entstand das berühmte Davos, obwohl – paradoxerweise – gerade Görbersdorf als „schlesisches Davos“ bezeichnet wird. Brehmer starb 1889 in Sokołowsko. Er wurde im Kurpark begraben, an einem Ort seiner Wahl – am Waldrand, auf einem Hügel, von dem aus man einen großen Teil des Dorfes sehen konnte. Dort ruht auch seine Frau. Im Jahr 1945 wurde das Grab geplündert und die Särge weggebracht.

Das Grabmal war 2022 nur eine Ruine, der Zustand nach dem Krieg wurde wahrscheinlich 1948 festgehalten, Fot. walbrzych24.com.
Farbe wie früher

Fast sieben Jahrzehnte lang existierte hier nur eine Ruine. Ihre Restaurierung kostete 108.000 PLN und wurde mit Mitteln der Staatlichen Forstverwaltung (Lasy Państwowe), auf deren Gebiet es sich befindet, und der Gemeinde Mieroszów (Friedland in Niederschlesien) finanziert. Die Bauplanung erstellte kostenlos der Architekt Roman Rutkowski. Die Initiative ging jedoch von den Einwohnern von Sokołowsko aus, den Aktivisten der hier tätigen Stiftung „In Situ”. Es war ihnen schon lange ein Anliegen, an Dr. Brehmer zu erinnern. Ihrem Engagement und ihren langjährigen Bemühungen (vor vier Jahren wurde erstmal eine Gedenktafel neben dem Grabmal angebracht ist es zu verdanken, dass das Thema Wiederaufbau von der Gemeindeverwaltung und der Forstverwaltung aufgegriffen wurde.

Prominente Gäste bei der Einweihung des Grabmals von Dr. Brehmer am 20. August 2024, Fot. Deutsches Generalkonsulat in Wrocław (Breslau.

Am 20. August 2024 wurde das restaurierte Grabmal feierlich eingeweiht. An der Zeremonie nahmen neben Olga Tokarczuk auch der deutsche Generalkonsul in Wrocław (Breslau), Martin Kremer, der Bürgermeister der Stadt Wałbrzych (Waldenburg), Roman Szełemej, und andere Vertreter der Kommunalverwaltung und der Forstverwaltung teil. Die Fassade des kleinen Baus erhielt einen roten Anstrich, wie zur Zeit seiner Entstehung.

Warum heißt der Ort auf Polnisch „Sokołowsko“?

Ein enger Kollege von Dr. Brehmer war der polnische Arzt Alfred Sokołowski. Er erforschte mehrere Jahre lang die klimatische Behandlung von Lungenkrankheiten in Görbersdorf. Aus diesem Grund wurde der Name des Dorfes nach 1945 in Sokołowsko geändert. Heute hat das Dorf den Status eines Kurortes nicht mehr. Es gilt jedoch als einer der zauberhaftesten Orte in Niederschlesien.

Bekannt ist es auch für das internationale Filmfestival Hommage à Kieślowski. In diesem Jahr findet es zum 13. Mal statt. Der berühmte polnische Regisseur Krzysztof Kieślowski verbrachte hier einen Teil seiner Kindheit. Er lebte hier mit seiner Familie, weil sein Vater wegen Tuberkulose behandelt werden musste.

Text: Sławomir Szymański