Der Film dokumentiert Begegnung von einem Deutschen und einem Polen, die als Kinder in der Festung Breslau festsaßen
Mit der Filmemacherin Joanna Mielewczyk spricht Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz.
Zum Auftakt des 8. Schlesien-Kolloquiums findet am 24. Oktober eine öffentliche Filmvorführung mit anschließendem Gespräch statt. Im Benigna-Theater in Görlitz wird „Das Schicksal“ von Joanna Mielewczyk präsentiert. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte eines deutschen Bewohners von Breslau, der bis 1947 in der Stadt blieb, und eines heutigen Bewohners, der als Zwangsarbeiter 1944 nach Breslau gebracht wurde. Die in Wrocław entstandenen Filmaufnahmen wurden durch Material aus deutschen und polnischen Archiven sowie Familienfotos ergänzt. Der Film feierte seine Premiere im Januar 2023 im Rahmen der Deutschen Filmwoche in Wrocław.
Mit der Filmmacherin Joanna Mielewczyk spricht nach der Filmvorführung Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz, Direktor des Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien an der Universität Wrocław (Breslau) und seit Juni 2024 Beauftragter des polnischen Außenministers für deutsch-polnische Beziehungen. Ruchniewicz ist auch Mentor des Schlesien-Kolloquiums, das am 25.-26. Oktober im Schlesischen Museum zu Görlitz stattfindet.
Wer sind die Protagonisten des Filmes?
Jürgen Hempel, geboren 1932, stammt aus einer Breslauer Familie, die in der Stadt eine Juweliergroßhandlung betrieb. Im Dokumentarfilm erzählt er von dem nicht mehr existierenden Mietshaus, in dem er lebte, von der kunstaffinen Gesellschaft, in der seine Eltern verkehrten, und später von seinem Leben während des Krieges im Keller. Nach dem Krieg hat die Familie alles verloren. Die Mutter und Jürgen überlebten, der Vater und der Bruder starben.
Der zweite Protagonist des Filmes ist Jerzy Podlak, geboren 1931, Sohn eines Lehrers aus Großpolen. Während des Krieges landete die Familie über die Arbeitslager in Breslau. Sie lebten im Lager und arbeiteten jeden Tag, um die Stadt zu sichern.
Beide Männer blieben als Jugendliche in der Festung Breslau. Sie haben fast identische Erfahrungen mit der Arbeit in der belagerten Stadt, sprechen die gleichen Worte, erzählen von den gleichen Ereignissen. Sie waren mit dem Bau von Barrikaden, dem Überbringen von Berichten und später mit der Beseitigung von Leichen auf den Straßen beauftragt.
Die Männer werden von dem 13-jährigen, zweisprachigen Bartek Gaweł vor der Kamera interviewt. Er ist vergleichbar alt, wie die Protagonisten des Filmes damals waren, und bringt in den Film die Sichtweise eines Kindes mit. Der Höhepunkt des Films ist die Begegnung zwischen den beiden Männern. Es stellt sich heraus, dass sich ihre Schicksale während der Belagerung der Stadt mehrfach überschnitten haben.
Neu-Görlitzerin Joanna Mielewczyk
Die Regisseurin, Produzentin und Drehbuchautorin des Films ist Joanna Mielewczyk, eine Radiojournalistin, die seit sechs Jahren Geschichten über die Bewohner von Wrocław aus der Vor- und Nachkriegszeit sammelt und diese in Form von Radiosendungen über das Breslauer Radio RAM ausstrahlt. Joanna Mielewczyk ist auch Autorin der Buchreihe „Breslauer Häuser“ (Kamienice), die die Geschichte der Stadt mit den Geschichten ihrer Bewohner beschreibt. Seit August 2024 lebt sie mit ihrer Familie in Görlitz.
Termin
„Das Schicksal“ – Filmvorführung und Gespräch
Joanna Mielewczyk und Prof. Krzysztof Ruchniewicz
24.10.2024, 18:00, Benigna, Untermarkt 2 in Görlitz, Eintritt frei (Freikarten sind an der Kasse des Schlesischen Museums abzuholen)
Text: Agnieszka Bormann, Kulturreferat für Schlesien