Vor 100 Jahren starb Johannes Hellmann – der Vater der schlesischen Feuerwehren
Nach 1945 geriet der verdiente Schlesier in Vergessenheit – bis er von einem freiwilligen Feuerwehmann wiederentdeckt wurde.
Johannes Hellman, der spätere Pionier des Feuerwehrwesens in Schlesien, kam 1840 in Zauditz (Sudice) zur Welt. Sein Geburtsort liegt in dem Teil des ehemaligen Landkreises Ratibor, der 1920 an die Tschechoslowakei angeschlossen wurde und heute innerhalb der Grenzen der Tschechischen Republik liegt. Hellmann wuchs in der Kreisstadt auf, in die er auch nach dem Abschluss seines Studiums in Breslau (Wrocław) zurückkehrte. Danach arbeitete er als Regierungs-Referendar in der Verwaltung des Oppelner Regierungsbezirks. Eine wichtige Station in seinem Lebenslauf war Gleiwitz (Gliwice), wo er seit 1869 das Amt des 2. Bürgermeisters bekleidete. Sein steigendes Interesse an der Vorbeugung der Feuerkatastrophen führte zur Verwandlung eines lokalen Rettungs- und Turnvereins in die erste freiwillige Feuerwehr Schlesiens. Nicht ohne Einfluss auf sein Wirken blieben freilich die Nachrichten über ähnliche Initiativen, die im Reichsinneren unternommen wurden.
Im Jahr 1873 zog Hellmann berufsbedingt nach Neisse (Nysa), wo er ebenfalls eine freiwillige Feuerwehr organisierte. Von dem Motto „Gott zur Ehr‘ – dem Nächsten zur Wehr“ begleitet, bemühte er sich gleichzeitig mit Erfolg, den in den ländlichen Gebieten hier und da bereits aktiven Gruppen zur Bekämpfung von Feuerkatastrophen einen institutionellen Rahmen zu verleihen, um damit eine Koordinierung deren Arbeit zu bewirken. Am Ende gelang es ihm, seinen großen Traum zu verwirklichen, nämlich in Schlesien ein zusammenhängendes Netz von Feuerwehren zu schaffen.
Vater der schlesischen Feuerwehr
Hellmanns Zeitgenossen hatten keinen Zweifel an der Bedeutung seiner Leistung. Schon zu Lebzeiten wurde er mit mehreren Orden und Abzeichnungen geehrt. Überdies wurde er zunächst zum Vorstandsmitglied des Provinzialverbandes der Feuerwehren Schlesiens gewählt, um später die Funktion des Vorsitzenden dieser Organisation zu übernehmen. Als Johannes Hellman am 25. September 1924 in Neisse verstarb, galt er als hochgeachteter Bürger, für den mittlerweile die Bezeichnung „Vater der schlesischen Feuerwehren“ geprägt worden war. Beigesetzt wurde er dem Neisser Rochusfriedhof, doch anders als man hätte erwarten können, war das nicht seine letzte Ruhestätte…
Wiederentdeckung und Würdigung
Nicht weniger spannend als Hellmanns Leben ist die Geschichte der Wiederentdeckung seiner Person. Sie ist zugleich ein Beweis dafür, was motivierte Menschen alles bewegen können. In der Volksrepublik Polen war der Name dieses verdienten Oberschlesiers ein Tabu. Der Vergessenheit entrissen hat ihn erst im 21. Jahrhundert Rudolf Hyla, ein freiwilliger Feuerwehrmann aus Schermowitz (Szermowice) im Kreis Rosenberg (Olesno). Unter dem Eindruck des Wirkens Hellmanns setzte er sich konsequent für eine entsprechende Würdigung des einst bekannten Einwohners von Neisse ein.
Bereits 2008 wurde auf Hylas Initiative die Gedenkmedaille reaktiviert, die vor 1945 verdienten schlesischen Feuerwehrleuten verliehen wurde. Nun wird sie mit polnischem Text wieder geprägt. Mit Erfolg wurde auch die Suche nach dem Grab des „ersten Feuerwehrmanns Schlesiens“ gekrönt. Im Jahr 2011 wurde es auf dem vernachlässigten Rochusfriedhof wiederaufgefunden. Ein Jahr später fand unter großer Beteiligung oberschlesischer Feuerwehrleute die Verlegung der sterblichen Überreste und des renovierten Grabmals Johannes Hellmanns auf den Jerusalemer Friedhof in Neisse statt. Seine – wie nun anzunehmen ist – endgültige Ruhestätte fand er unweit des Grabes des großen deutschen Dichters der Romantik, Joseph von Eichendorff.
Text: Dawid Smolorz