Die Geschichte der mutigen Ärztin aus Kattowitz (Katowice) wird zum Thema einer Netflix-Serie
In den 1970er Jahren setzte sie alles aufs Spiel, um die Gesundheit und das Leben der systematisch vergifteten Kinder zu retten.
Jolanta Wadowska-Król hatte keinen Zweifel: Die vielen von ihr diagnostizierten Fälle der Anämie, die Verhaltensstörungen und der Zahnausfall bei den Kindern aus dem Kattowitzer Stadtteil Schoppinitz (Szopienice) standen in einem direkten Zusammenhang mit den Aktivitäten des dortigen Hüttenwerkes für Nichteisenmetalle. Trotz Einschüchterungsversuche und Drohungen vonseiten der Verwaltung und der regionalen Parteiführung ließ sie sich nicht zum Schweigen bringen und bewirkte, dass 1974 ca. 4.500 Kinder aus drei am stärksten betroffenen Kattowitzer Stadtteilen auf Bleivergiftung untersucht wurden. Ihre Diagnose bestätigte sich. Für die lebensgefährlichen Erkrankungen war die extreme Luftverschmutzung durch das Hüttenwerk verantwortlich. Dank ihres Engagements durften Familien, die in direkter Nähe des Betriebes lebten, neue Wohnungen in anderen Vierteln beziehen. Darüber hinaus war es ihr zu verdanken, dass tausende Kinder aus der Gegend fortan mehrere Wochen im Jahr in Sanatorien verbringen durften.
Schikanen und die gebrochene Karriere
Freilich wollten die Behörden nicht zugeben, dass sie durch ihre Politik der maximalen wirtschaftlichen Ausbeutung Oberschlesiens die Gesundheit und das Leben mehrerer tausend Bürger gefährdeten. Auch haben sie der jungen Ärztin ihre kompromisslose Haltung nicht verziehen. Die damals schon fertige Doktorarbeit von Wadowska-Król wurde zunächst in einem Tresor geschlossen. Später verschwanden alle Exemplare unter ungeklärten Umständen. Ihr Promotionsverfahren durfte die Ärztin nie abschließen.
Späte Würdigung der mutigen Ärztin
Von dem heroischen Engagement von Jolanta Wadowska-Król erfuhr die breitere Öffentlichkeit erst nach der Veröffentlichung eines ausführlichen Beitrags in der Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ in den 2000er Jahren. Im Jahr 2017 wurde die mittlerweile emeritierte Ärztin Ehrenbürgerin der Stadt Kattowitz, 2021 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Schlesischen Universität Kattowitz. Seit einigen Jahren erinnert auch eine Wandmalerei an der Fassade eines Bürgerhauses in der Stadt an die mutige Frau. Ihre Geschichte wurde auch Inspiration und Stoff für mindestens drei Bücher und ein Radiotheaterstück. Jolanta Wadowska-Król starb 2023 im Alter von 83 Jahren.
Unlängst wurde auch das Medienunternehmen Netflix auf die Geschichte der Kattowitzer Ärztin aufmerksam. An mehreren Orten in Oberschlesien finden derzeit Dreharbeiten für die Serie „Ołowiane dzieci“ (Bleikinder) statt. In den Hauptrollen werden bekannte polnische Schauspielerinnen und Schauspieler zu sehen sein, unter anderem Joanna Kulig (Hauptrolle), Agata Kulesza, Kinga Preis und Michał Żurawski. Die Premiere ist für das Jahr 2025 geplant.
Text: Dawid Smolorz