Das berühmte „Grand Hotel“ wurde nach langer Sanierung am 3. März 2025 wieder eröffnet
Es kehrt als „Mövenpick Grand Hotel“ auf die touristische Karte von Breslau (Wrocław) zurück.
Zwei Hotels: das ehemalige Hotel Kronprinz (heute Piast) und das Hotel du Nord, später Grand Hotel (heute Mövenpick Grand Hotel), die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, bezeichnete man von Anfang an als „Tor zur Stadt”. Sie waren das Erste, was man nach dem Ausgang aus dem Hauptbahnhof in Breslau gesehen hat. An der Kreuzung der Gartenstraße/ Neue Taschenstraße (heute ul. Piłsudskiego/ ul. Kołłątaja) gelegen, hatten sie charakteristische Türmchen, die einen symbolischen Eingang in die Stadt bildeten. Beide Hotels waren auch ein Wahrzeichen der raschen Entwicklung der Schweidnitzer Vorstadt: von Gärten, Wiesen und Feldstraßen bis zur größten Prestigestraße, die ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mit zahlreichen Hotels, Restaurants, Etablissements und Geschäften die Kunden anlockte.


Die starke Veränderung dieser Gegend brachte die Eröffnung der Bahnlinie: der erste Zug fuhr von Breslau (Wrocław) nach Ohlau (Oława) im Jahre 1842. In der Flurstraße (ul. Małachowskiego) wurde der erste Bahnhof gebaut (das verfallene Gebäude wurde vor kurzem verkauft). Ein Jahr später wurde der Freiburger Bahnhof gebaut (heutzutage nicht mehr als Bahnhof genutzt) und im Jahre 1856 wurde der Hauptbahnhof eröffnet. Die frühere Gartenstraße veränderte sich stark: es entstanden hier Residenzen, Etablissements, Restaurants, staatliche Gebäude, wie z.B. Landeshaus der Provinz Schlesiens (heute NOT) und viele Hotels, u.a. das Hotel „Kronprinz“ und das Hotel „du Nord“, später Hotel „Grand“.


Zuerst entstand das Hotel „du Nord“ (1903): es hat den Namen nach seinem Vorgänger bekommen, der an dieser Stelle zusammen mit dem gegenüberliegenden Hotel „Zentralbahnhof“ stand. Die beiden Hotels wurden am Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissen, um dem neuen Hotel Platz zu schaffen. Das neue Hotel „Du Nord“ wurde 1903 nach einem Entwurf von Paul Rother im Auftrag des Breslauer Unternehmers Wilhelm Koch erbaut. Die Innenräume haben an die besten Pariser Hotels erinnert und im Erdgeschoss wurden Geschäfte und Cafés eingerichtet. Das Hotel wurde bald zweimal umgebaut: 1910 (man vergrößerte das Objekt entlang der Taschenstr.) und im Jahre 1929, in dem man Zimmer um den Innenhof ausbaute.
Der Erfolg des Hotels „Du Nord“ hat die anderen Investoren motiviert, das gegenüberliegende Grundstück zu kaufen und dort ein Hotel zu bauen (1908). Auf dem Grundstück stand das neue Staatsarchiv, das sich nach einigen Jahren als zu klein erwies. Es hat einen neuen Sitz in der Tiergartenstraße 13 bekommen (das Gebäude wurde 1945 auf Befehl von Karl Hanke in die Luft gesprengt, um eine Startbahn für Flugzeuge zu bauen) und so konnte das Grundstück am Hauptbahnhof verkauft werden. Hier entstand nach dem Entwurf des Architekten Waldemar Milbradt das Hotel „Kronprinz“ mit einem charakteristischen Element: einem halbrunden, etwas zurückgezogenen Eckturm. Das Hotel verfügte über 56 Zimmer und wurde als das eleganteste Hotel der Stadt beworben: der Name „Kronprinz“ sollte hervorheben, dass es für Kunden mit einer dickeren Geldtasche gerichtet ist. Es hatte während des Zweiten Weltkrieges mehr Glück als das Hotel „du Nord“: bei „du Nord“ wurden die oberen Geschosse, Innenräume und das Ecktürmchen zerstört. In den 1950er Jahren wurde es wiederaufgebaut, aber in einfacher Form, ohne charakteristische Details. Bis Ende der 70er Jahren funktionierte hier das Hotel „Grand“: es hatte vor dem Zweiten Weltkrieg 156 Zimmer, in den 70er Jahren 480. Aber die Mehrheit der Zimmer hatte kein Badezimmer… Mit der Zeit verfiel das Hotel immer mehr und wurde im Jahre 2000 geschlossen.


Die Firma Rafin, die es gekauft hat, nahm sich nicht nur den Wiederaufbau zum Ziel, sondern die Wiederherstellung der ursprünglichen Funktion des Gebäudes: es sollte wieder als modernes Hotel dienen und einen wichtigen Punkt auf der touristischen Karte Breslaus bilden. Die Projektphase dauerte 18 Monate: man hat technische Analyse gemacht und das Projekt mit dem Investor und Denkmalschutz durchgeführt. Dank dem Dialog und Verbindung vieler Ideen ist es gelungen, Lösungen zu vereinbaren, die harmonisch das historische Erbe mit der Funktionalität verbinden.


Die Bauarbeiten begannen 2017 und dauerten bis März 2025. Die Bauphase verlängerte sich, weil sich herausgestellt hat, dass sich das Gebäude im schlechteren Zustand als erwartet befand. Man hat die Innenräume und ein Teil der Außenwände abgebaut (aus Sicherheitsgründen, weil sie nach der Abtragung des Daches mit Einsturz drohten). Die originalen Fassaden bilden heute ca. 30% der ursprünglichen Wände, der Rest wurde nachgebaut, aber aus demselben niederschlesischen Sandstein, den man ursprünglich auch verwendet hat. Eine wichtige Sache war der Wiederaufbau des Ecktürmchens, das zusammen mit dem Turm des Hotels Kronprinz – das „Tor zur Stadt“ bildete. Es ist gelungen. Das Hotel sieht wie im 20. Jahrhundert.


Moderner Akzent
Nur ein Element wurde hinzugefügt: ein Teil der verglasten Fassade im 5. Stockwerk. „Ich wollte etwas von mir hinzufügen, dass es klar ist, dass das Objekt von den Polen wiederaufgebaut wurde. Es ist das einzige Element, das nicht historisch begründet ist, es stört aber nicht. Das ist ein kleiner Akzent, dass das Gebäude neu ist. Am Anfang war das Denkmalschutz nicht einverstanden, aber wir sind zum Kompromiss gekommen“ – sagt der Besitzer Paweł Rojek (Firma Rafin). „Man kann sich immer verständigen, man muss nur flexibel sein und die andere Seite verstehen“ – sagt er. Nicht alles konnte man realisieren, z. B. eine der Ideen war ein verglaster Tunnel zwischen den beiden Hotels Kronprinz und Grand. Drin sollte ein Café sein. „Es wäre etwas, was man in anderen Städten nicht findet könnte. Aber die Idee blieb nur in der Phase des Projekts, hier hatten wir kein grünes Licht vom Denkmalschutz bekommen“ – sagt der Besitzer weiter.


Der Wiederaufbau des Hotels wurde von der Breslauer Firma GREG-Architekci durchgeführt, die Innenräume von der Breslauer Firma MIXD gestaltet. Von außen und innen soll das Objekt an den Art-Deco-Stil anknüpfen. Das Hotel verfügt über 179 Zimmer. Wer einen Blick auf den Hauptbahnhof haben möchte, soll die Zimmer ab 109 bis 115 reservieren (entsprechend: 209-2015, 309-3015 usw.).

Die Firma Rafin besitzt nun fünf historische Hotels in Breslau: Hotel Grand (früher Hotel du Nord), Europejski (Hohenzollernhof), Polonia (Vier Jahreszeiten), Piast (Kronprinz) und Lothus (Deutsches Haus) und das historische Gebäude des Hatzfelds-Palais, das bald auch in der Form aus dem 19. Jahrhundert fertig renoviert als Fünf-Sterne-Hotel (Marriott-Autograph-Collection) dienen wird.
Text und Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka