Der aus Görlitz stammende Architekt und Designer prägt bis heute Design und Wohnkultur
Im Schlesischen Museums zu Görlitz sind bis zum 1. März 2026 ikonische Hirche-Möbel ausgestellt.
Im Schlesischen Museums zu Görlitz sind bis zum 1. März 2026 ikonische Möbel von Herbert Hirche ausgestellt. Mit dieser Sonderpräsentation würdigt das Schlesische Museum zu Görlitz das Werk des Bauhausschülers und Designpioniers Herbert Hirche (1910–2002). Im Lichthof des Museums sind einige seiner ikonischen Möbelstücke zu sehen: Das Bücherregal DHS 10 von 1954, ein Loungesessel von 1953 und der Barwagen FAR von 1956. Diese Beispiele aus dem Schaffen Hirches machen seinen großen Einfluss auf das Design und die Wohnkultur der Bundesrepublik nachvollziehbar. Ähnliche funktionale Gestaltungen sind bis heute allgegenwärtig und geschätzt. Die Stuttgarter Firma Richard Lampert stellt Hirche-Möbel als Neuauflagen her und hat mit dem Möbelanbieter smow die Präsentation im Museum ermöglicht.


Herbert Hirche wurde 1910 in Görlitz geboren. Er absolvierte eine Lehre zum Möbel- und Bautischler in der Görlitzer Tischlerei Paul Heinze, die unter anderem für ihre Tischlerarbeiten in der Neuen Synagoge bekannt war. 1930 wechselte er ans Bauhaus in Dessau, wo er bei Josef Albers, Wassily Kandinsky, Lilly Reich und Ludwig Hilberseimer lernte. Er entwickelte erste Entwürfe für Häuser und Möbel, in denen sich bereits seine Haltung zu funktionaler, sozial orientierter Gestaltung abzeichnete.
In der NS-Zeit setzte Herbert Hirche seine Arbeit als Architekt fort und konnte nach 1945 in neuen, wichtigen Wirkungsbereichen eine Position finden. In Berlin war er beteiligt an der Entwicklung eines Wiederaufbaukonzepts für die stark zerstörte Stadt. Parallel dazu entwarf er Möbel für die Deutschen Werkstätten Hellerau. Von 1948 bis 1950 war er Professor an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee.
Die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen im Ostteil von Berlin führten dazu, dass er die DDR verließ. Seine Entscheidung fiel nicht zuletzt vor dem Hintergrund zunehmender ideologischer Repressionen gegen „formalistisch“ arbeitende Gestalter. Hingegen wurde Hirche in der alten Bundesrepublik zu einer zentralen Figur der gestalterischen Neuausrichtung: klare Formen, Zweckmäßigkeit und effektive Ressourcennutzung waren Anspruch und Merkmale des neuen Designs.

Als Entwerfer für verschiedene Hersteller und vor allem innerhalb des Deutschen Werkbundes sowie als Hochschullehrer in Mannheim und Stuttgart prägte er die westdeutsche Designmoderne. Für seine Verdienste erhielt er 1982 das Bundesverdienstkreuz.
Mit der Möbel-Präsentation erhält die aktuelle Ausstellung „UmBrüche 1945. Schlesische Künstlerinnen und Künstler zwischen Erinnerung und Neubeginn“ eine sehenswerte und hochinteressante Ergänzung, die außerdem in engem Bezug zur Görlitzer Geschichte steht.
Weitere Informationen finden Sie auf www.schlesisches-museum.de.
Text: Dr. Martina Pietsch, Pressestelle des Schlesischen Museums zu Görlitz
