UmBrüche 1945: Schlesische Künstlerinnen und Künstler zwischen Erinnerung und Neubeginn

Schlesisches Museum zu Görlitz zeigt das Kunstschaffen auf beiden Seiten der neuen deutsch-polnischen Grenze 

Sonderausstellung vom 17. Mai 2025 bis 4. Januar 2026.

Das Jahr 1945 markiert für unzählige Menschen in Schlesien einen tiefgreifenden UmBruch. Die deutschen Bewohner mussten das Land verlassen und es entstand ein polnisches Schlesien mit einer neu angesiedelten Bevölkerung. Deutsche wie Polen trugen das Schicksal, den Verlust der Heimat bewältigen und aus dem Nichts ein neues Leben aufbauen zu müssen – darunter zahlreiche Künstlerinnen und Künstler.

Bernhard Hönig (1891–1964), „Flüchtlinge“, Aquarell 1959, Foto: © SMG

Welche Spuren hinterließen die Umbrüche der Nachkriegszeit im künstlerischen Schaffen „alter“ und „neuer“ Schlesier? Wie verlief deren berufliche Laufbahn nach 1945 in den beiden deutschen Staaten und der Volksrepublik Polen?

80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges geht das Schlesische Museum zu Görlitz diesen Fragen mit seiner Sonderausstellung UmBrüche 1945. Schlesische Künstlerinnen und Künstler zwischen Erinnerung und Neubeginnnach. Die von Katarzyna Sonntag und Marian Reisinger kuratierte Schau gewährt Einblicke in das damalige künstlerische Schaffen auf beiden Seiten der deutsch-polnischen Grenze. Zu sehen ist eine große Bandbreite an bildender Kunst, Kunsthandwerk und Design.

Besucherinnen und Besucher können den Folgen von Krieg, Vertreibung und Neubeginn nach 1945 im Werk von 30 schlesischen Künstlerinnen und Künstlern nachspüren. Sie erfahren von den Kontinuitäten und Brüchen in deren Leben – wie die einen sich in nostalgischer Rückschau auf ihre alte Heimat konzentrierten oder ganz aus dem öffentlichen Leben zurückzogen, während andere in der neuen Umgebung Fuß fassten, an vergangene Erfolge anknüpften oder neue Einflüsse integrierten. Die Ausstellung hebt die Beiträge von Kunstschaffenden hervor, die etwa das Alltagsdesign in der DDR, der BRD und der Volksrepublik Polen beeinflussten.

Wlastimil Hofman (1891–1970), 1945. Denkwürdiges Datum, Öl auf Leinwand, 1949, im Besitz: Muzeum Karkonoskie Jelenia Góra, Dom Carla i Gerharta Hauptmannów w Szklarskiej Porębie, Foto: Łukasz Kwietnicki

Hans Zimbal zum Beispiel verarbeitete in seinen Gemälden die Trauer über sein im Krieg verstorbenes Kind und die verlorene Heimat. Wlastimil Hofman porträtierte schlesische „Schicksalsbrüder“, die ebenfalls entwurzelt wurden. Der in Frankreich aufgewachsene Józef Gielniak reflektierte in seinen Grafiken die persönliche prekäre Situation sowie die Fremdheit seines neuen Lebensumfelds in Schlesien.

Erich Krause trug im VEB Steingutwerk Elsterwerda zur Weiterentwicklung deutscher Keramikkunst bei. Und Richard Süßmuth setzte in Hessen die Tradition der schlesischen Glaskunst fort. Die Breslauerin Lieselotte Kantner entwarf als Chefdesignerin von „Melitta“ zahlreiche bis heute populäre Kaffeeservice. Margarete Jahny entwickelte in der DDR das ikonische „Mitropa“-Geschirr. Das Ehepaar Jan Sylwester Drost und Eryka Trzewik-Drost veränderte das Glasdesign der Volksrepublik Polen, während Jan Cybis für Kontinuität in der polnischen Malerausbildung sorgte.

Die neue Ausstellung zeigt, dass Kunst und Design nicht nur der Verarbeitung individueller Erfahrungen dienen, sondern auch die kulturelle Identität Deutschlands und Polens nach dem Krieg mitgeprägt haben.

Plakat zur Ausstellung mit einem Bild von Wlastimil Hofman (1891–1970) aus dem Jahr 1945.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Muzeum Karkonoskie Jelenia Góra (Riesengebirgsmuseum Hirschberg) und mit finanzieller Unterstützung durch das Sächsische Staatsministerium des Innern, die Erika-Simon-Stiftung und die Stiftung der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien.

Text & Bilder: Pressemitteilung des Schlesischen Museums zu Görlitz