Der geniale Breslauer Schmiedekünstler wird seit einigen Jahren nach und nach wieder entdeckt
Wie er von anderen Kunstschaffenden seiner Zeit gesehen wurde, darüber schreibt Barbara Andruszkiewicz vom Nationalmuseum Breslau.
Vor 150 Jahren wurde Jaroslav Vonka (1875-1952), der geniale Breslauer Schmiedekünstler, geboren. Schritt für Schritt lernen wir als Museumsfachleute, Antiquare und Regionalisten gemeinsam seine außergewöhnliche, immer noch etwas rätselhafte Geschichte kennen. Hier ist ein weiteres, kleines Teil dieses faszinierenden Puzzles.
Wir kennen mehrere fotografische Porträts unseres Jubilars [Abb. 1], die alle in seinem späteren Leben entstanden sind; wir kennen mehrere seiner Selbstporträts, die er in Metall geschaffen hat [Abb. 2].


Und wie haben andere Bildhauer ihn gesehen? Wir haben die einmalige Gelegenheit, dies zu untersuchen.
Das erste uns bekannte Porträt dieser Art wurde um 1924 von dem Bildhauer Richard Schipke [Abb. 3] geschaffen, der mit Vonka an der gleichen Hochschule, der Städtischen Schule für Handwerk und Kunstindustrie in Wrocław, lehrte. Vonka war zu diesem Zeitpunkt bereits 49 Jahre alt.
Der Blick fällt sofort auf ein dichtes Haar und den Schnurrbart, die auf keinem anderen Bildnis des Schmieds zu sehen sind. Interessant ist auch sein wahrhaftiges Marsgesicht mit den zusammengezogenen Augenbrauen. Auf fast allen Porträts, ob fotografisch oder bildhauerisch, schaut er uns so scharf und doch streng an. Aber war er wirklich ein so strenger Mann? Hat er seinen Schülern Angst eingeflößt? Oder waren es nur Äußerlichkeiten, die seine sensible Seite, die „Schmiede der Phantasie“, schützen sollten?


Ein weiteres Porträt wurde bereits 18 Jahre später von der schlesischen Bildhauerin Dorothea von Philipsborn geschaffen [Abb. 4]. Es wurde auf der 9. Niederschlesischen Kunstausstellung gezeigt, die 1942 im Schlesischen Museum der Schönen Künste in Breslau stattfand. Eine Fotografie dieser Skulptur, die den Kopf des Schmieds im Profil zeigt, ist im Archivnachlass des Künstlers erhalten, der im Schlesischen Museum in Görlitz aufbewahrt wird. Der Porträtierte ist bereits 67 Jahre alt, aber er sieht immer noch so bedrohlich, energisch und schwungvoll aus wie vor mehr als zwanzig Jahren.
Interessanterweise lebte Vonka seit 1935 in Zobten (Sobótka), während Dorothea von Philipsborn in ihrem Herrenhaus in Strehlitz (Strzelce Świdnickie) lebte und arbeitete, so dass sie nur 7 km voneinander entfernt waren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich beide zu dieser Zeit kannten und gesellschaftlichen Kontakt pflegten.

Das dritte Porträt in Form einer Medaille entstand ein Jahr später, im Mai 1943, und wurde von Cirillo dell’Antonio geschaffen, einem Bildhauer und äußerst geschickten Medailleur, der zu dieser Zeit bereits Direktor der Holzschnitzschule in Bad Warmbrunn (Cieplice Śląskie–Zdrój, heute Stadtteil von Hirschberg / Jelenia Góra) war [Abb. 5]. Die kleine Form erzwingt eine gewisse Reduzierung in der Modellierung des Porträts, aber wir erkennen dennoch die charakteristischen Gesichtszüge des Schmieds.
Ich habe den Eindruck, dass Vonka, ein stets respekteinflösender Mann mit einem aufmerksamen Blick, in diesem Porträt gleichzeitig das Gewicht der ihn umgebenden Kriegswirklichkeit spürt und ängstlich in die Zukunft blickt.
Anlässlich seines 150. Geburtstages werden wir in diesem Jahr diesem außergewöhnlichen Künstler mehr als einmal begegnen. Wir werden Ihnen unsere Entdeckungen seines Werks vorstellen und planen außerdem, dieses besondere Jubiläum gemeinsam mit dem Schlesischen Museum in Görlitz und dem Muzeum Ślężańskie (Regionalmuseum in Zobten) in Sobótka zu begehen.
Text: Barbara Andruszkiewicz, Nationalmuseum Breslau (Muzeum Narodowe we Wrocławiu, MNWr)