Seit über zehn Jahren manifestieren Minderheiten im polnischen und im tschechischen Teil der Region auch mit zweisprachigen Ortstafeln ihre Präsenz
Das Gesetz über nationale und ethnische Minderheiten ermöglichte 2005 die Einführung deutsch-polnischer Ortsbeschilderung.
In mehreren Ortschaften Oberschlesiens gab es zwar schon davor deutsche Begrüßungstafeln, sie hatten allerdings ausschließlich einen inoffiziellen Charakter. Am 4. September 2008 bekam Lubowitz/ Łubowice im Kreis Ratibor/ Racibórz, wo 1788 Joseph von Eichendorff zur Welt gekommen war, als erste Ortschaft in Polen deutsch-polnische Ortsschilder. Wenige Tage später wurden zweisprachige Ortstafeln in der gesamten Gemeinde Radlau/ Radłów (Kreis Rosenberg/ Olesno) aufgestellt.
Heute stehen in ca. 350 oberschlesischen Dörfern und kleineren Städten Schilder mit deutschen und polnischen Ortsnamen. Meistens handelt es sich dabei um Gemeinden, in denen während der letzten Volkszählung mindestens 20 Prozent der Einwohner die deutsche Volkszugehörigkeit angegeben haben, denn diesen Wert sieht das Gesetz von 2005 als die untere Hürde für die Einführung zweisprachiger Ortstafeln vor. Eine der wenigen Ausnahmen ist die Gemeinde Kieferstädtel/ Sośnicowice im Landkreis Gleiwitz/ Gliwice, in der die Deutschen laut Volkszählung ca. zehn Prozent ausmachen und neun Prozent der Bürger ihre Nationalität als oberschlesisch bezeichnen. In einer offiziellen Befragung sprach sich jedoch die Mehrheit der Einwohner für die deutsch-polnische Ortsbeschilderung aus.
Die einzige Gemeinde in Oberschlesien, in der es neben den Ortstafeln auch deutsch-polnische Wegweiser gibt, ist Chronstau/ Chrząstowice bei Oppeln/ Opole. Die große Mehrheit der zweisprachigen Gemeinden liegt in der Wojewodschaft Oppeln. In der von Kattowitz/Katowice aus verwalteten Wojewodschaft Schlesien haben nur zwei Gemeinden eine deutsch-polnische Ortsbeschilderung. Der größte Ort in Polen, in dem deutsche und polnische Ortstafeln zu sehen sind, ist die über 5.000 Einwohner zählende Stadt Oberglogau/ Głogówek, die früher aufgrund des hohen Anteils der Deutschen oft als Klein Berlin bezeichnet wurde. Aus nachvollziehbaren Gründen lässt das polnische Minderheitengesetz als offizielle Zweitnamen keine Umbenennungen aus der Zeit 1933 bis 1945 zu.
Die einzige nationale Minderheit der Tschechischen Republik, die ihre zweisprachigen Ortstafeln hat, sind die im Teschener Schlesien (Olsagebiet) lebenden Polen. Zwar waren dort polnische Amts- und Ladenschilder schon in den Zeiten des Kommunismus oft zu sehen, die ersten tschechisch-polnischen Ortstafeln wurden jedoch erst nach der Novellierung des Minderheitengesetzes 2009 aufgestellt. In Tschechien sind zwei -sprachige Ortsschilder erlaubt, wenn Angehörige einer nationalen Minderheit mindestens 10 Prozent der Bevölkerung einer Ortschaft ausmachen und sich die Mehrheit der Ein -wohner dieser Ortschaft offiziell dafür ausspricht. Im Tschechisch-Schlesien sind auch mehrere Bahnhöfe zweisprachig beschriftet. Im polnischen Teil der Region findet man nur an zwei Bahnhöfen in der Gemeinde Chronstau deutsche Ortsnamen.