Europäisches Eduard-Petzold-Zentrum für Gartenkunst in Niederschlesien gegründet

Der Träger ist die Stiftung für den Wiederaufbau von Schloss Scharfeneck (Zamek Sarny) bei Neurode (Nowa Ruda) im Glatzer Land

Eduard Petzold (1815-1891) war einer der bedeutendsten deutschen Gartengestalter.

Das Eduard-Petzold-Europazentrum für Gartenkunst – Europejskie Centrum Sztuki Ogrodowej im. Eduarda Petzolda (ECSO) – ist die erste Einrichtung in Polen, die sich ganz den Gärten, ihrer Kulturgeschichte, Bedeutung und gegenwärtigen Herausforderungen der Musealisierung der Gartenkunst widmet. Es wurde 2020 auf Schloss Scharfeneck (Zamek Sarny) in Obersteine (Ścinawka Górna) gegründet und am 14.01.2021, dem Tag des 206. Geburtstags des Schirmherrn Eduard Petzold, der Welt präsentiert. Das ECSO wird von der Stiftung zum Wiederaufbau von Schloss Scharfeneck getragen.

Schloss Scharfeneck/ Zamek Sarny.

Das Zentrum verbindet die Ideen eines Museums und eines Zentrums zur Interpretation des Kulturerbes. Basierend auf dem Fundus der schlesischen Kulturwerten soll es zum Lern- und Erlebnisort für das Gartenkulturerbe von überregionaler Bedeutung werden. Das Ziel der ECSO ist es, das Wissen über die Gartenkunst des historischen Gebiets Schlesiens zu erhalten und zu verbreiten und die internationale Zusammenarbeit zum Wohle der historischen Grünanlagen zu unterstützen. Das (derzeit) zweiköpfige ECSO-Team, Jacek Kuśmierski und Łukasz Przybylak, veröffentlichte zur Einweihung des Zentrums die erste Publikation mit dem Titel Hortuseum. Musealisierung der europäischen Gärten im 21. Jahrhundert. Sie ist in polnischer und englischer Sprache online zugänglich.

Der Schirmherr 
Eduard Petzold (geb. 1815 Königswalde, heute Lubniewice; gest. 1891 Blasewitz, heute ein Stadtteil von Dresden) ist Autor von ca. 170 Projekten für Gärten und Parks sowie Stadtplätze und Promenaden im heutigen Deutschland, Polen, Tschechien, den Niederlanden, Österreich, Bulgarien und der Türkei. Das Studium der Gartenkunst, das er 1831 im Muskauer Park unter Jacob Heinrich Rehder und Herzog Hermann von Pückler-Muskau begann, setzte er später in Großbritannien, Italien, Frankreich und der Schweiz fort. Seine theoretische und publizistische Tätigkeit machte Eduard Petzold zum wichtigsten Vertreter der so genannten Muskauer Schule des Gartenbaus und brachte ihn in die Gruppe der führenden Theoretiker des europäischen Gartenbaus am Ende des 19. Jahrhunderts.

Gedenktafel in Bad Muskau.

Der Sitz und die Pläne 
Der ständige Sitz des ECSO wird sich in einer Scheune aus dem 19. Jahrhundert im nördlichen Teil des Schlossguts Scharfeneck befinden. Die Eröffnung ist für 2025 geplant. Die Scheune wird in mehrere Teile aufgeteilt. Es wird einen Empfangsbereich für Besucher, einen wissenschaftlichen und pädagogischen Bereich sowie einen Ausstellungsbereich mit drei Galerien geben. In der Kunstgalerie des Schlesischen Gartens soll in einer Dauerausstellung die Geschichte der schlesischen Gärten vom Mittelalter bis zur Gegenwart erzählt werden. Zu den Hauptthemen gehören: die Kulturgeschichte des Gartens, Gartenhandwerk, Technik und Design, die Fähigkeiten von Gärtnern und Gestaltern sowie Gartentypen. In der Galerie Eduard Petzold wird den Besuchern eine Präsentation über den berühmten Gartengestalter, sein Leben, seine Entwurfswerkstatt, seine Realisierungen und seinen Beitrag zur europäischen Gartenkunst angeboten. Im dritten Galeriebereich werden temporäre Ausstellungen rund um das Gartenerbe Schlesiens unter dem Gesichtspunkt der europäischen und weltweiten Einflüsse präsentiert.

Baumallee als Sichtachse im von Petzold angelegten Park am Schloss Scharfeneck/ Zamek Sarny.

Petzold und das Schloss Scharfeneck
Im Jahre 1880 wurde Eduard Petzold vom damaligen Gutsbesitzer aus Schloss Scharfeneck, dem Fabrikanten Max Schneider, beauftragt, um das Schloss einen Landschaftspark anzulegen, der die umliegenden landschaftlichen Dominanten in seine Komposition einbezieht und das Gebiet des weiten Flusstals der Walditz (Włodzica) gliedert. Über 150 Jahre früher, um 1720-25, wurden hier auf Initiative des damaligen Besitzers Johann Franz Anton Bonaventura von Götzen in der Nähe des Schlosses ein Ziergarten und aufwändiger Gartenpavillon errichtet. Die Neugestaltung des Schlossparks unter Petzold umfasste auch die Umgebung des Sommerpalastes und das Flusstal. Davon sind nur die Spuren der Baumbestandsanordnung heute erkennbar. Der von Petzold entworfene Schlosspark ist bis heute nicht erhalten geblieben.

Eduard Petzold arbeitete insgesamt für 174 Standorte. Innerhalb der heutigen polnischen Grenzen gibt es 65 Gärten, Parks und städtische Grünanlagen, an deren Entstehung Eduard Petzold beteiligt war. Die meisten von ihnen, ca. 55 Objekte, befinden sich in Niederschlesien. Es gibt jedoch eine Reihe von Garten- und Parkanlagen, die einen indirekten Bezug zu Petzold hatten bzw. haben können. Eine gründliche Studie über das Erbe von Petzold ist eines der Leitziele des neu gegründeten ECSO.

Text und Fotos: Agnieszka Bormann (Zamek Sarny – Stand August 2019)
Quelle: Europejskie Centrum Sztuki Ogrodowej im. Eduarda Petzolda (ECSO) – Zamek Sarny