70 Jahre nach dem Krieg wird in Ostpolen ein deutsches Album mit Negativen gefunden und erforscht
Nach jahrelanger Recherche werden der Fotograf sowie die abgebildeten Orte und Menschen identifiziert.
70 Jahre nach dem Krieg findet Piotr Strzałkowski ein Album eines deutschen Fotografen mit fast anderthalb tausend Aufnahmen aus den Jahren 1934-38. Anfangs vermutet er stark zeitgeschichtlich gefärbte Bilder und im Hitlergruß erhobene Hände. Was er sieht, sind wunderschöne Landschaften, deutsche und europäische Städte, reiselustige Menschen, die das Leben in vollen Zügen genießen. Er wird neugierig und recherchiert fast sechs Jahre lang nach der Identität der abgebildeten Personen und des Fotografen. Der letzte ist Dr. med. Hans Hoehl, Arzt im niederschlesischen Bad Reinerz, heute Duszniki Zdrój und leidenschaftlicher Hobby-Fotograf. Piotr reist zu den Orten, von welchen einige Jahrzehnte früher Hans seine Fotos gemacht hat, um sie in ihrem aktuellen Zustand zu erleben.
Recherche im Buch beschrieben
Über seine jahrelange Recherche schreibt der Informatiker und Schriftsteller Piotr Strzałkowski im 2013 erschienenen Buch “Das Album”. Ende 2018 lernt er bei der Buchmesse in Breslau/ Wrocław die Filmemacherin und Buchautorin Mieczysława Wazacz kennen. Sie ist beeindruckt von den Fotografien aus dem gefundenen deutschen Album und der Art und Weise, wie Piotr Strzałkowski nach ihrem Besitzer suchte. Auf der Grundlage des Buches und mehrerer Hundert zugeschickten Fotos dreht Mieczysława Wazacz 2020 einen stimmungsvollen Dokumentarfilm.
Die Erstellung der deutschen Fassung
Im Auftrag des Kulturreferates für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz ist im Februar 2021 die deutsche Fassung des Filmes unter Mitwirkung von Martha Pohla, Marc Schützenhofer (beide Schauspieler am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau) und Heinz Müller (Tontechniker) entstanden. Die Übersetzung bereiteten im Vorfeld Jowita Selewska und Mateusz Śmigły von Tropiciele Historii vor. Die Tonaufnahmen erfolgten im Tonstudio des Ars Augusta e.V. in Görlitz.
Zum Film
Der Film startet mit Weihnachten 1934. Dr. Hans Hoehl feiert mit seiner engsten Familie im niederschlesischen Kurort Bad Rainerz. Hier lebt er und arbeitet als Arzt im Bereich der Balneologie. Hans ist ein begeisterter Fotograf. In seinem bequemen, bürgerlichen Leben bleibt viel Zeit für Arbeit, Sport, Reisen und Unterhaltung. In Begleitung seiner Frau Friedel reist er oft innerhalb Deutschlands und auch ins Ausland. Im Jahre 1935 macht er die Mittelmeerkreuzfahrt auf dem Schiff “Monte Rosa” und ein Jahr später eine aufregende Reise nach Budapest. Auch an vielen anderen Orten lernen wir Hans Hoehl kennen und verfolgen sein Leben mit den malerischen Landschaften Schlesiens, Deutschlands und Europas im Hintergrund und mit Menschen, die die nahende Katastrophe nicht ahnen.
Die Filmemacherin
Mieczysława Wazacz ist Absolventin der Abteilung für Kinematographie an der Filmschule in Łódź sowie Autorin von Erzählungen und Büchern, die in Polen und in London veröffentlicht wurden. Bevor sie 1971 nach London zog, arbeitete sie beim Warschauer Fernsehen. Sie ist Autor von Fernsehspielen und Theaterproduktionen, die in London (Teatre POSK) inszeniert wurden, sowie von Dokumentarfilmen für das polnische Fernsehen. Der Film „Das Album von Hans 1934-1938” entstand in Zusammenarbeit mit Tadeusz Skarżyński, einem begeisterten Amateurfilmemacher.
Text: Agnieszka Bormann
Galerie unten: Einige Fotos von Hans Hoehl aus Schlesien