Neue Saison in Arboretum in Woislawitz (Wojsławice) in Niederschlesien

Der 210. Frühling in einem der ersten romantischen Gärten Schlesiens 

Der wichtigste Teil sind der historische Park und botanische  Garten. Der schönste Monat für den Besuch – der Mai.

Über 400 cm Umfang und fast 25 m Höhe – das sind die Maße der rotblättrigen Buche (Blutbuche oder Purpurbuche), die direkt am Eingang des Arboretums wächst. Es ist eine Art Prunkstück oder ein Markenzeichen dieses Ortes. Besucher machen sich gern Fotos mit dem Baum. Diese Buche ist bereits über 200 Jahre alt, sie erinnert also an die Anfänge des Parks und des Gartens.

Das Arboretum im heutigen Wojsławice (bis 1936 Woislawitz, später Eibendorf) liegt ca. 50 km von Breslau, in der Nähe von Nimptsch (Niemcza), eigentlich etwas oberhalb dieser Stadt, an den nördlichen Hängen des Eichengebirges, auf einer Höhe von 213-320 m. Es erstreckt sich heute auf der Oberfläche von 62 ha, inkl. 5 ha mit dem historischen Park. Eine interessante Besonderheit ist ein Obstgarten mit alten Kirschsorten, der auf 12 ha wächst. Auf der anderen Seite werden 42 ha von neuen Flächen des Arboretums eingenommen, die nach und nach erschlossen werden.

Kurze Geschichte Woislawitzer Arboretum

Zwar errichtete hier schon im 16. Jahrhundert der Prinz Georg II. von Brieg einen Gutshof und zwei große Gärten, aber das Arboretum sieht seine frühesten Anfänge im Jahr 1811. Die Besitzer des Dorfes Woislawitz, die Familien von Prittwitz und von Aulock, begannen damals die Naturlandschaft durch die Anlage eines höfisch-romantischen Parks zu verändern. Sie pflanzten sogar nordamerikanische Bäume ein, wie Weymouth-Kiefer, den amerikanischen Tulpenbaum oder die Roteiche.
Wie auf der Website des Arboretums zu lesen ist, ging der Park in Wojsławice den großen Adelsresidenzen in Fürstenstein/ Książ, Zillerthal-Erdmannsdorf/ Mysłakowice oder Militsch/ Milicz voraus – diese sind als die ersten Parks mit romantischen Gärten in Schlesien bekannt. Das Gut gehörte bis 1848 der Familie von Aulock. Mit der Zeit begann der Park zu verfallen.

Die eigentliche Geschichte des Arboretums begann im Jahr 1880, als der schlesische Gutsbesitzer Fritz von Oheimb (1850-1928) Eigentümer des Grundstücks wurde. Er war eine Persönlichkeit mit Weitblick, enormem Wissen und unglaublicher Leidenschaft – man kann sagen: der richtige Mann am richtigen Ort und zur richtigen Zeit. Er errichtete in Wojsławice einen Rhododendrengarten und akklimatisierte hier eine Sammlung einzigartiger Pflanzen. Außerdem markierte er Gassen und landschaftlich reizvolle Sichtachsen, darunter die zum nahegelegenen Zobten-Gipfel, die auch heute noch eine Freude für das Auge sind.
Fritz von Oheimb war Mitbegründer der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (1892) und ein berühmter Experte für Rhododendren. Interessanterweise wurde eine Sorte der Purpur-Azalee (Rhododendron catawbiense) ihm zu Ehren sogar “Von Oheimb Woislowitz” genannt.
Im Jahr 1920 wuchsen in dem Garten 4.000 Azaleen in 300 Sorten und Tausende andere Pflanzen. Später wurde die Arbeit von Fritz von Oheimb von seinem Sohn Arno fortgesetzt.

Nach dem Krieg verfielen der Park und der Garten wieder, aber glücklicherweise haben sie ihren Charakter und viele wertvolle Pflanzen beibehalten. Im Jahr 1983 wurde das Arboretum in das Register der Kulturdenkmäler eingetragen, fünf Jahre später wurde es vom Botanischen Garten der Universität Breslau/Wrocław übernommen, mit dem Fritz von Oheimb früher zusammenarbeitete. In gewisser Weise hat sich also der Kreis der Geschichte geschlossen.

Nicht nur für Pflanzenkenner

Heute beherbergt das Arboretum über 8000 Pflanzenarten, darunter monumentale Bäume und verschiedene Unikate. Im Garten befinden sich die größten Sammlungen Polens: Rhododendron-Sorten der Lausitzer Rasse – darunter 100 Jahre alte Exemplare, Buchsbäume und eine der größten Taglilien-Sammlung Europas.

Was können Sie in Wojsławice noch sehen? Eine interessante Sammlung von alten Landmaschinen und Gartengeräten. Sie können sie aus der Nähe betrachten. Außerdem bietet sich vom Gipfel des Kirschhügels ein wunderbares Panorama vor allem auf das Sudetenvorland, Zoben und das Eulengebirge. Zusätzlich wurde das Arboretum vor ein paar Jahren um das GEOretum, eine Sammlung von Gesteinen und Mineralien aus Niederschlesien, bereichert. Sie können auch die wunderschön restaurierten Gebäude des ehemaligen Gutshofs bewundern.

Der Besuch im Arboretum ist besonders im Mai empfehlenswert, aber auch im Sommer und Herbst ist es ein besonderes Vergnügen, an diesem Ort zu sein.

Text: Sławomir Szymański