Die wertvolle Ausstattung der Kirche ist in ganz Polen verstreut
Das Nationalmuseum in Breslau/ Wrocław schickt erste Objekte als Dauerleihaben auf den Rückweg.
Wenn man die Dreifaltigkeitskirche in Żórawina/ Rothsürben (ca. 20 Kilometer südlich von Breslau entfernt) aus der Zeit ihrer größten Pracht, d.h. vom Anfang des 17. Jahrhunderts, sehen wollte, müsste man einen Urlaub nehmen und ein wenig in Polen herumreisen. Die Einrichtung der Kirche, der „Perle des Manierismus“, in die sie der damalige Besitzer Adam von Hanniwaldt verwandelt hat, wurde in den 1970er und 1980er Jahren zerstreut. Die Werke der besten schlesischen und europäischen Künstler befinden sich nun an mehreren Orten.
In der benachbarten Pfarrkirche St. Josef in Żórawina kann man unter anderem ein manieristisches Taufbecken sehen, dessen Urheberschaft Gerhard Hendrik zugeschrieben wird. Im Nationalmuseum in Breslau/ Wrocław gibt es mehrere Exponate. Das wertvollste ist zweifellos das Gemälde des Hofmalers von Kaiser Rudolf II. Bartholomäus Spranger „Taufe Christi“ aus dem Epitaph von Simon und Eva Hanniwaldt aus dem Jahre 1603. Einen großen Eindruck macht auch der Hauptaltar von Gerhard Hendrik mit dem Bild der Heiligen Dreifaltigkeit.
Ein weiterer Punkt auf der „Schatzsuche“ könnte Brieg/ Brzeg sein – im Museum der Schlesischen Piasten kann man einen Thron bewundern, der ursprünglich ein Teil eines Beichtstuhls war. Der Anfang des 17. Jahrhunderts angefertigte, mit Intarsien aus Nussbaum und Platane bedeckte Eichenthron diente Papst Johannes Paul II. bei seinem zweiten Besuch in Wrocław 1997 als Sitz. Die am stärksten Motivierten unter den Schatzsuchern machen dann einen Ausflug nach Warschau, wo im Nationalmuseum eine Bronzefigur des gegeißelten Christus aus dem Jahr 1604 von Adriaen de Vries aus dem Grabdenkmal von Adam und Catherina von Hanniwaldt steht.
Aber das ist noch nicht alles. Es fehlen mehrere Dutzend Werke, die vielleicht andere Orte schmücken. Das wird sich bald ändern. Daran glauben die Enthusiasten und Aktivisten der Stiftung Dolnośląska Perła Manieryzmu w Żórawinie / Niederschlesische Perle des Manierismus in Rothsürben. Sie bemühen sich darum, die Kirche in die Liste der Denkmäler der Geschichte aufzunehmen. Dies soll helfen, mehr Mittel für die Restaurierung der Kirche zu erhalten. Im Moment gehen die Arbeiten zur Sicherung des Daches zu Ende. Dank der Mittel vom polnischen Ministerium für Kultur und Nationales Erbe, vom niederschlesischen Marschallamt, vom Denkmalschutz der Wojewodschaft Niederschlesien, der Gemeinde Żórawina, der KGHM-Stiftung und nicht zuletzt dank der Spenden der Gemeindemitglieder von Żórawina schreiten die Arbeiten voran und lassen optimistisch in die Zukunft schauen.
Die Pläne sind ehrgeizig. Nach der Renovierung der Kirche und dem Einbau moderner Brand- und Einbruchschutzsysteme soll die ursprüngliche Einrichtung wieder in die Kirche zurückkehren. So versicherte mindestens der Direktor des Muzeum Narodowe we Wrocławiu (Nationalmuseum in Breslau), Prof. Piotr Oszczanowski, der vor kurzem zur Eröffnung der Ausstellung eingeladen wurde und einen Vortrag über die Geschichte der Kirche hielt. Die Werke werden als Depositum des Museums wieder an ihren originellen Ort zurückkehren. Denn es ist selten der Fall, dass in einer Kirche die Ausstattung stilistisch so homogen wäre, und dass man in einer kleinen Kirche derartig hochkarätige „Perlen“ des Manierismus sehen könnte.
Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka