Neue Veröffentlichung der deutschen Minderheitenorganisation in Opole (Oppeln)

Gespräche zum 30. Jubiläum des SKGD im Oppelner Schlesien (1990-2020)  

Aktivisten und Sympathisanten erzählen über die Anfänge und aktuellen Herausforderungen der Organisation.

Drei Jahrzehnte nach der offiziellen Gründung der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD) erzählen ihre Aktivisten und Sympathisanten über die Anfänge der Organisation und über die Herausforderungen, vor die sie aktuell gestellt wird.

Nicht nur fassen die Protagonisten das Vergangene zusammen. Einige von ihnen wagen auch den Blick nach vorne und machen sich Gedanken über die Zukunft der Deutschen in Oberschlesien. Unter den 31 Gesprächspartnern des Oppelner Journalisten Krzysztof Ogiolda befinden sich sowohl die Menschen der ersten Stunde, die sich noch in der kommunistischen Zeit – ungeachtet der ihnen drohenden Konsequenzen – für die Anerkennung der Minderheit eingesetzt haben, als auch jüngere Aktivisten. Den Blick von außen bringen der in der polnischen Regierung für die nationalen Minderheiten zuständige Vizeminister Błażej Poboży und der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Bernd Fabritius mit.

Die Liste der interviewten Personen umfasst beinahe alle, die in der regionalen Minderheitenorganisation Führungspositionen innehaben oder hatten bzw. zu den Gründungsvätern der Gesellschaft zählen. So hebt Ryszard Galla, der einzige Vertreter der deutschen Volksgruppe im polnischen Parlament hervor, dass er sich als Repräsentant aller zwischen Oder und Bug lebenden nationalen Minderheiten fühlt. Der Chef des Dachverbandes der deutschen Organisationen in Polen, Bernard Gaida, erzählt u. a. über die Vermittlung einer starken deutsch-oberschlesischen Identität durch sein Elternhaus. Das Interview mit Rafał Bartek, der die regionale Organisation leitet und zudem die Funktion des Präsidenten des Oppelner Regionalparlaments inne hat, konzentriert sich wiederum weitgehend auf die Verantwortung der deutschen Minderheit, die als politische Gruppierung seit der Verwaltungsreform von 1999 in der Wojewodschaft Oppeln mitregiert.

Hohen historischen Wert haben zweifelsohne die Erinnerungen aus der Zeit von vor 1990, als die Minderheit noch im Untergrund tätig war. Richard Urban, der zu den Oberschlesiern gehört, die auch in der Volksrepublik Polen den Mut hatten, ihre deutsche Volkszugehörigkeit offen zu manifestieren, spricht u. a. über das Spruchband, das er im November 1989 zu der Versöhnungsmesse nach Kreisau mitgebracht hat, und welches dann in zahlreichen Nachrichtensendungen gezeigt wurde. Viele Hintergrundinformationen über die Gründungsphase der Organisation erfährt der Leser von Henryk Kroll und zwar nicht nur, weil er zwischen 1991 und 2008 die SKGD leitete. Kroll war von Anfang an an der Arbeit der Gesellschaft beteiligt und rang noch vor ihrer offiziellen Registrierung als erster deutscher Kandidat um einen Sitz im polnischen Parlament. Nicht fehlen konnte unter den Gesprächspartnern Ogioldas auch der Altbischof von Oppeln Alfons Nossol. Mit seinen klugen, ausgewogenen Entscheidungen im kirchlichen Bereich leistete er ja einen enormen Beitrag dazu, dass die deutsch-polnische Koexistenz im Oppelner Land heute eine Selbstverständlichkeit ist.

Die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien feierte zwar 2020 ihr 30. Jubiläum, doch bedingt durch die Corona-Pandemie erschien der Band erst ein Jahr später. Die wertvolle und inhaltsreiche Veröffentlichung ist in deutscher und in polnischer Sprachversion am Sitz der SKGD in Oppeln erhältlich (ul. Konopnickiej 6, PL 45-004 Opole, tskn@skgd.pl). 

Text: Dawid Smolorz