Ausstellung thematisiert den deutsch-polnischen Konflikt von vor 100 Jahren
In dieser oberschlesischen Industriestadt fanden während der Aufstände keine erwähnenswerten Kämpfe statt.
Schwientochlowitz als Standort der Einrichtung mag überraschen, weil in dieser oberschlesischen Industriestadt während der Aufstände keine erwähnenswerten Kämpfe stattfanden. Vielmehr als auf ein historisches Ereignis ist die Entstehung dieses Museum jedoch auf ein Wahlversprechen zurückzuführen. 2010 kündigte der damalige Stadtpräsident von Schwientochlowitz Dawid Kostempski von der Bürgerplattform (PO) an, auf der Basis des bestehenden Stadtmuseums eine neue Einrichtung schaffen zu wollen, die sich in einer zeitgerechten Form mit der deutsch-polnischen Auseinandersetzung von 1919–1921 auseinandersetzen würde. Das Versprechen hat er gehalten und vier Jahre später konnten die ersten Besucher das Museum der Schlesischen Aufstände besichtigen. Erwähnenswert ist das neugotische Gebäude, in dem sich das Museum befindet. Denn das Bauwerk – ursprünglich Verwaltungsgebäude der Donnersmarck´schen Güter – entstand 1909 nach einem Entwurf der Cousins Emil und Georg Zillmann, die vor allem als Architekten der Arbeitersiedlungen Nikischschacht und Gieschewald sowie des Beuthener Kraftwerks „Oberschlesien“ in der Region große Bekanntheit erlangten.
Auf einer Ausstellungsfläche von ca. 1.000 Quadratmetern und auf vier Stockwerken wird mittels multimedialer Präsentationen, Touchscreens und interaktiver Elemente die Geschichte des deutsch-polnischen Ringens um Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg erzählt. Die Ausstellung wurde so gestaltet, dass sie auch für junge Besucher attraktiv ist. Die wichtigsten Inhalte werden in kurzen Filmen präsentiert, wobei es für Interessierte jeweils die Möglichkeit gibt, durch weiterführende audiovisuelle Materialien ihr Wissen zu vertiefen. Erwartungsgemäß überwiegt in der Erzählung die polnische Perspektive – deutsche Historiker waren an der Ausarbeitung des Ausstellungskonzepts nicht beteiligt. Im Mittelpunkt stehen die polnischen Aufständischen, und Wojciech Korfanty, der Anführer der polnischen Bewegung, wird als unbestrittener Held dargestellt. Dass es auch Oberschlesier gab, die bereit waren, der Loslösung ihrer Heimat von Deutschland militärisch entgegenzuwirken, wird nur nebenbei erwähnt.
Die Ausstellung basiert zwar vor allem auf Multimedia, doch präsentiert werden darin auch traditionelle Exponate. Das Museum sieht sich allerdings nicht nur als eine Einrichtung, die Geschichte präsentiert. Es sammelt auch Objekte und Dokumente, die sich thematisch auf die deutsch-polnische Auseinandersetzung um Oberschlesien beziehen und besitzt u. a. seltene Fotografien aus den frühen 1920er Jahren sowie Tonaufnahmen mit Gesprächen mit Nachkommen der schlesischen Aufständischen.
Text: Dawid Smolorz