Eine der größten Attraktionen in Wrocław kehrt nach der Winterpause und Renovierung zurück
Entstanden ist der Brunnen 2009 und will an die politische Wende 1989 erinnern.
Der Breslauer Multimedia-Brunnen, der am 4. Juni 2009 anlässlich des 20. Jubiläums der ersten freien (bzw. halbfreien) Wahlen in Polen entworfen wurde, startete am vergangenen Wochenende in einer vollständigen Multimedia-Version in die neue Saison. In diesem Jahr wird die Show auch durch eine neue Sonderschau bereichert. Sie wird Ende Juni dem Publikum vorgestellt.
Die diesjährige Saison des Multimedia-Brunnens begann am 15. Mai. Um 21:45 Uhr wurde den Einwohnern und Gästen der Stadt eine Show mit Wasser, Laser und Licht mit dem Titel „Vier Elemente“ präsentiert. Ab diesem Moment kann man täglich jede volle Stunde eine Musik- und Wassershow sehen: beginnend mit der „Walküre“ von Richard Wagner um 10 Uhr und endend mit einer Mischung der klassischen und modernen Musik um 21:40 Uhr (die letzte Show). Zusätzlich finden freitags und samstags gemäß dem Programm auf der Internetseite: Sondervorstellungen statt, bei denen auch Bilder auf dem Wasser ausgestrahlt werden.
Am 4. Juni 1989 fand in Polen die erste Runde der Vertragswahlen für den Sejm und den Senat statt. Die Grundsätze für die teilweise freien Wahlen waren vorher am Runden Tisch im April vereinbart worden. Der Kampf ging um den Senat und 161 Sitze im Parlament. Entgegen den Erwartungen der Behörden und der Opposition selbst hat die Freiheitsbewegung Solidarność praktisch alles gewonnen, was das Abkommen am Runden Tisch erlaubte. Die Zweigstellen der Solidarność hatten aber nicht viel Zeit für den Wahlkampf. Eine wichtige Rolle spielten deshalb Versammlungen vor den Wahlen, die in Kirchengemeinden, Krankenhäusern, Kinos oder Feuerwachen organisiert wurden. Jedes Wahlplakat musste von der Zensurbehörde genehmigt werden. Die beliebtesten zeigten das „Lech-Team“ – die Kandidaten der Solidarność, die Lech Wałęsa die Hand schüttelten. Auch ein Plakat mit Gary Cooper aus dem Film „High Noon“ sorgte für Aufsehen. Der Titel knüpfte an die konkrete Uhrzeit, an der die Wahlen begannen.
Der erste Wahlgang fand am 4. Juni statt. Die Polen gingen in großer Zahl zu den Urnen. Die Wahlbeteiligung lag bei 62 Prozent. 160 der 161 Sitze im Sejm, die den parteiunabhängigen Kandidaten zugeteilt wurden, gingen auf das Konto der Solidarność. Bei den Wahlen zum Senat erhielten die Vertreter der Solidarność 92 Sitze. Auch die zweite Runde war für Solidarność erfolgreich. Die Wahlen endeten mit einem unerwarteten, erdrückenden Sieg für das Bürgerkomitee Solidarność, das fast alles gewann, was es zu gewinnen gab: 161 Sitze im Sejm für parteilose Kandidaten und 99 Sitze im völlig freien Senat. Dies eröffnete einige Monate später den Weg für die Bildung einer Koalitionsregierung zwischen der Opposition der Solidarność und der PZPR (Die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei, die kommunistischen Machtinhaber). Ihr Vorsitzender und der erste nichtkommunistische Ministerpräsident seit dem Zweiten Weltkrieg war der Vertreter der Solidarność Tadeusz Mazowiecki.
Der Breslauer Multimedia-Brunnen wurde am 4. Juni 2009 anlässlich des 20. Jahrestages der ersten freien Wahlen im Nachkriegspolen eröffnet. Es war ein Geschenk für die Einwohner der Stadt. Deshalb ist der Eintritt immer frei. Der Brunnen soll allen Menschen zugänglich sein, Freude bereiten und an die bewegte Zeit erinnern, in der die Polen so vereinigt waren wie nie danach.
Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka