Den Osten übersetzen

Weimar, 1. November 2022, 18-20 Uhr

Gespräch mit Olga Tokarczuk, Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein in der Reihe „Übersetzen! Das Schreiber-Sofa im Bücherkubus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek“.

In letzter Zeit habe ich oft, Hand in Hand mit den jeweiligen Übersetzern, meine Bücher in anderen Ländern vorgestellt. Die Erleichterung, sich die Autorschaft mit jemandem teilen zu können, lässt sich schwer in Worte fassen. […]
Am erstaunlichsten ist jedoch, dass die Anwesenheit einer Übersetzerin, eines Übersetzers Sphären eröffnet, die mir bereits nicht mehr zugänglich sind, dass sie oder er sich unabhängig von mir in Debatten begibt, die ich nicht einmal ganz verstehe, die mir fremd, ja mysteriös erscheinen. […]
Die Übersetzer kommen auf uns Schriftsteller zu und sagen: ‚Auch ich war dort. Ich bin deinen Spuren gefolgt – und jetzt überschreiten wir gemeinsam eine Grenze.‘ Hier wird der Übersetzer buchstäblich zum Hermes: Er nimmt mich an die Hand und führt mich über die Grenzen von Ländern, von Sprache und Kultur.

Aus:  Olga Tokarczuk Wie Übersetzer die Welt retten. In: Übungen im Fremdsein. 2021.

Olga Tokarczuk. Foto. Łukasz Giza.

Das Werk der polnischen Autorin Olga Tokarczuk ist in über 37 Sprachen übersetzt: Welche Rolle spielt Übersetzen für sie als Schriftstellerin in ihrer Schreibpraxis? Inwiefern lassen sich Tokarczuks Jakobsbücher, die in der Welt des Ostjudentums im 18. Jahrhundert spielen, auch als Produkt eines Übersetzungsvorgangs lesen?

Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein haben zur Übersetzung des Romans ein Journal angelegt, in dem sie ihre Arbeitsweise dokumentierten, unter anderem ihre Suche nach dem geeigneten Wortmaterial sowie das Übersetzen im Tandem. Was bedeutet es für die beiden, zu übersetzen – dies durchaus in einem weiten Sinne verstanden?

Über sprachliche, literarische und kulturelle Dimensionen des Übersetzens kommt die Literaturwissenschaftlerin Silke Pasewalck mit der Autorin und ihren Übersetzer*innen ins Gespräch.

Olga Tokarczuk (* 1962 in der Nähe von Zielona Góra/Grünberg) lebt in Wrocław (Breslau); ihre Sujets spielen bevorzugt in Grenzgebieten und Kontaktzonen, sei es an der polnisch-tschechischen Grenze in Niederschlesien (Dom dzienny, dom nocny, 1998; dt. Taghaus Nachthaus, 2001) oder in den polnischen Ostgebieten (pl. Kresy), deren jüdischer Tradition sie in ihrem historischen Roman Księgi Jakubowe (2014; dt. Die Jakobsbücher, 2019) nachgeht. [Foto: Łukasz Giza]

Lisa Palmes ist Germanistin, Polonistin und Übersetzerin. Sie übersetzte die Nobelpreisrede von Olga Tokarczuk (Der liebevolle Erzähler, 2020) und gemeinsam mit Lothar Quinkenstein Die Jakobsbücher (2019). [Foto: privat]

Lothar Quinkenstein ist Germanist, Schriftsteller und Übersetzer. Zuletzt übersetzte er von Olga Tokarczuk Die Jakobsbücher gemeinsam mit Lisa Palmes (2019) und Die grünen Kinder. Bizarre Geschichten (2020). [Foto Adam Czerneńko]

Dr. Silke Pasewalck ist Literaturwissenschaftlerin (Germanistik, Slavistik) und beschäftigt sich u. a. mit der Gegenwartsliteratur sowie der kulturellen und literarischen Übersetzung. Sie arbeitet am BKGE in Oldenburg.[Foto: BKGE]

Programm

Begrüßung Dr. Reinhard Laube (Herzogin Anna Amalia Bibliothek)
Einführung Dr. Silke Pasewalck (BKGE Oldenburg)
Gespräch mit Olga Tokarczuk, Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein.
Moderatorin: Dr. Silke Pasewalck

Eintritt frei, Anmeldung über haab@klassik-stiftung.de

Ort der Veranstaltung
Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Studienzentrum
Platz der Demokratie 4
99423 Weimar

Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und anschließend auf der Seite der Klassik Stiftung Weimar zugänglich sein.

Bedingt durch die Covid-19-Pandemie sind kurzfristige Programmänderungen nicht auszuschließen

Text: Pressemitteilung der BKGE

Kontakt:
Maria Luft
Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa
Johann-Justus-Weg 147a
26127 Oldenburg
Telefon +49 441 96195-27
maria.luft@bkge.uni-oldenburg.de
www.bkge.de