Er hat sein Herz dem Stein gewidmet. Ein Porträt des Steinmetzmeisters Kazimierz Durawa

Sein Lebenswerk als Steinmetz krönt die neulich restaurierte südliche Werderbrücke in Wrocław (Breslau) mit den 68 Maskaronen

Die Früchte seiner Arbeit sind überall in der Region zu sehen.

“Mich hat es schon immer zum Wasser gezogen”, lacht Steinmetzmeister Kazimierz Durawa. “Und endlich ist es mir gelungen, nach über 50 Jahren!” – sagt er und blickt zufrieden auf sein Lebenswerk, die neulich restaurierte südliche Werderbrücke in Wrocław (Breslau), die mit 68 Maskaronen verziert ist.

“Ich habe auch viele Statuen des Heiligen Nepomuk geschaffen, und wie man weiß, wird dieser Heilige fast immer mit Wasser oder Brücken in Verbindung gebracht. Eine meiner letzten Arbeiten, die ich zusammen mit dem Kunstkonservator Piotr Wanat durchgeführt habe, war eine Statue des Heiligen Nepomuk in Tyniec nad Ślężą (Gross Tinz an der Lohe). Zuvor habe ich Nepomuk-Statuen in Strzegom (Striegau), Stronie Śląskie (Seitenberg), Bolesławów (Wilhelmsthal) und Szczytna (Rückers) restauriert”.

An der Oder angefangen – und aufgehört

Kazimierz Durawa machte 1972 seinen Abschluss an der Binnenschifffahrtsschule in Wrocław und wollte unbedingt auf der Oder fahren. Unglücklicherweise wurde er dem Gleiwitzer Kanal zugeteilt und fuhr ständig auf einer eintönigen und uninteressanten Route hin und her. Er bat um eine Versetzung, und als ihm diese verweigert wurde, beschloss er, sich von dem Seemannberuf zu verabschieden. Wie sich später herausstellte, profitierten von dieser Entscheidung die schlesischen Denkmäler.

Als Kazimierz Durawa einmal am Königlichen Schloss in Wrocław vorbeikam (an der Stelle des Barockgartens gab es früher eine Steinmetzwerkstatt), blieb er einen Moment stehen und beobachtete fasziniert die Arbeit der Steinmetze. Er beschloss, eine Ausbildung zum Steinmetz zu machen. Seine erste größere Arbeit war die Rekonstruktion der Alabasterelemente an der Kanzel in der Maria-Magdalena-Kirche in Wrocław. Es fehlten viele Details, etwa 30 Prozent. Zusammen mit seinem Kollegen Zygfryd Kurian, ebenfalls Steinmetz, hat er die Kanzel restauriert. In den folgenden fünfzig Jahren führte Kazimierz Durawa Steinmetz- und Konservierungsarbeiten hauptsächlich in Sandstein durch.

“Ich mag diesen Stein, weil er sich sehr gut formen lässt. Er ist weder zu weich, wie Alabaster, noch zu hart wie Granit. Er ist einfach verformbar. Zur Bearbeitung werden oft Werkzeuge wie vor Jahrhunderten verwendet, z. B. der Knüpfel. Viele Details müssen von Hand gemacht oder restauriert werden, um Beschädigungen zu vermeiden”, fügt Herr Durawa hinzu.

In der ganzen Region sichtbar

Es ist nicht einfach, alle Werke von Kazimierz Durawa aufzuzählen. Nur in der Umgebung von Wrocław gibt es Dutzende davon. Als Beispiele können die Arbeiten am ehemaligen Schloss Schwentnig (heute Świątniki, das Schloss ist eine Grundschule), Schloss Koberwitz (Kobierzyce, heute Sitz des Gemeindeamtes), die Rekonstruktionsarbeiten am Schloss Nippern (Mrozów) oder Wasserschloss Wohnwitz (Wojnowice) genannt werden. Zu einen größten und spektakulärsten Leistungen gehört die Renovierung des Schlosses Brauchitschdorf (Chróstnik bei Lubin/Lübben) und Schloss Joachimstein in Radomierzyce (Radmeritz) unweit von Görlitz.

Das Schloss Nippern (Mrozów) in vollem Glanz.

Krönung mit Werderbrücke in Wrocław

Auch in der Stadt Wrocław war Durawa mehrere Jahre tätig und hat z. B. Portale, Fassaden, Säulen und zahlreiche Epitaphien in der St. Elisabeth-Kirche restauriert (die letzten in Zusammenarbeit mit der Kunstkonservatorin Elżbieta Grabarczyk, denn alle Arbeiten dieser Art müssen unter der Aufsicht eines Kunstkonservators durchgeführt werden).

Vor kurzem ist Kazimierz Durawa in die Rente gegangen – nach über 50-jährigen Tätigkeit! Die letzten zweieinhalb Jahre hat er mit seinen Mitarbeitern die südliche Werder-Brücke gründlich saniert. Alle beschädigten Elemente und 68 Maskarone mussten demontiert, zur Werkstatt transportiert und aufgearbeitet werden.

“Zunächst mussten sie alle mit Lignin belegt werden, um das Salz auszuziehen, dann wurden sie von Hand gereinigt. Einige von ihnen – vor allem die mit dem wolfsähnlichen Gesicht – waren sehr stark beschädigt. Sie waren während der Kämpfe um Festung Breslau beschossen worden. Auch die zwei Pavillons, die an die ehemaligen Zollhäuschen erinnern sollten, haben wir komplett von Hand gereinigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nicht nur die Einschussstellen, sondern die gesamte Oberfläche mit Zement bedeckt. Daran haben wir vier Monate lang gearbeitet. Aber mit Erfolg. Ich habe an der Oder angefangen und an der Oder aufgehört”, lacht Kazimierz.

Die sanierten Maskaronen an der Werderbrücke.

Heute ist der Steinmetzmeister ein glücklicher Rentner und lebt im Dorf Niedary (Neiderei, Kreis Trebnitz/ Trzebnica). Aber vom Stein hat er sich nicht verabschiedet. Er gehört zum Seniorenclub und arbeitet momentan an dem Sandsteinlogo des Dorfes. An seinem Haus sollte stehen: „Keinen Steinmetz noch ließ seine Arbeit los“.

Text: Małgorzata Urlich-Kornacka
Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka und Kazimierz Durawa