Das Osterreiten in Oberschlesien

In einigen Ortschaften in verschiedenen Teilen der Region wird immer noch die alte Tradition der berittenen Prozessionen gepflegt

Auch andere Osterbräuche sind hier noch lebendig.

An einigen Orten Oberschlesiens wird immer noch die alte Tradition der berittenen Prozessionen gepflegt, das sog. Osterreiten. Damit wird um Glück und reiche Ernte gebeten. Woher dieser Brauch stammt, weiß man nicht mehr genau. Da er aber auch in Bayern und in der Lausitz bekannt ist, geht man davon aus, dass er im Mittelalter von den Siedlern aus dem Westen mitgebracht wurde.

Interessanterweise bleibt diese Tradition in Oberschlesien in einigen relativ weit voneinander entfernten Gegenden lebendig. In den polnischen Medien wird meistens über die Prozession in dem an der tschechischen Grenze gelegenen Groß Peterwitz (Pietrowice Wielkie) berichtet, da sie wegen der hohen Anzahl der Teilnehmenden (ca. 100 Reiter) recht spektakulär ist. Der Zug wird von einem Priester geleitet. Die Route führt zum Wallfahrtskirchlein zum Heiligen Kreuz am Rande des Ortes, wo ein Bittgottesdienst unter freiem Himmel abgehalten wird. Etwas bescheidener sind die Osterritte in den ebenfalls im Ratiborer Land gelegenen Ortschaften Benkowitz (Bieńkowice), Herzoglich-Zawada (Zawada Książęca) und Sudoll (Sudół).

Der Osterritt in Ostroppa. Quelle: Wikimedia-Commons.

Eine ähnliche Tradition wird seit jeher auch in Ostroppa (Ostropa), einem ländlich geprägten Stadtteil von Gleiwitz (Gliwice) gepflegt. Dort bilden junge Männer, vor allem Junggesellen, die Spitze der Prozession. Die Reiter tragen Prozessionskreuze und Symbole der Auferstehung Christi. Der Osterritt dauert ca. vier Stunden und führt entlang der Grenzen der Pfarrgemeinde. Während die Prozessionen im Ratiborer Land und in Ostroppa am Ostermontag stattfinden, werden sie im Kreis Rosenberg traditionell am Ostersonntag veranstaltet. In Sternalitz (Sternalice), Friedrichswille (Kolonia Biskupska), Kostellitz (Kościeliska) und Ellguth Rosenberg (Ligota Oleska) befahren vor allem männliche Gläubige ihre Felder, wobei sie an Wegekreuzen und -kapellen jeweils ein Gebet sprechen. In einigen Orten des Gleiwitzer Landes finden zudem Osterprozessionen zu Fuß statt. Ihre Teilnehmer versammeln sich am frühen Morgen des Ostermontags, um mit Gesang ihr Dorf und ihre Felder zu begehen.

Die Verbrennung von Judas

Ein origineller, früher in ganz Teschener Schlesien verbreiteter Brauch wird in Skotschau (Skoczów) ausgeübt. Auf dem dortigen Marktplatz wird am Karsamstag eine ca. drei Meter hohe Strohpuppe verbrannt, die Judas – in lokaler Mundart „Jodosz“ – verkörpert. Mit der Verbrennung der Puppe wird in symbolischer Weise das Böse aus der Stadt vertrieben.

Judas-Treiben in Skotschau. Quelle: Schweppes, Wikimedia-Commons.

Text: Dawid Smolorz
Historische Fotos vom Osterreiten in den 1930er Jahren: Karl Franz Klose © Margret Klose, Bad Driburg