Inspirationen direkt aus der Natur

Die Künstlerin Monika Rubaniuk und ihre Werke

Mit großen Schritten kommt der Frühling. Endlich! Die Tage werden länger und die Natur erwacht zum Leben.

Die Künstlerin Monika Rubaniuk freut sich besonders auf das Frühlingserwachen, denn ihre Werke entstehen meist dank der Inspirationen, die sie direkt aus der Natur schöpft. Und an ihrem Wohnort – im kleinen Dorf Łany (Lanisch) in der Nähe von Wrocław (Breslau) – gibt es genug davon. Besonders, wenn Tausende Schneeglöckchen und Windröschen in den Wäldern einen schneeweißen Teppich bilden. Direkt an der Oder gelegen, zog das Dorf schon vor dem Krieg Touristen an, die nach Ruhe und schönen Aussichten suchten. Wer hierher zur Dampferfahrt kam, fand Eichenalleen, Blumenwiesen, ein Café direkt an der Oder (Kaffeehaus Lanisch) und das Restaurant Schlossgarten – nur der steinerne Wegweiser zum Restaurant weist noch immer darauf hin. Heute ist es nicht mehr möglich, mit dem Dampfer nach Łany (Lanisch) zu gelangen, und auch das Café an der Oder gibt es nicht mehr. Aber man kann sein eigenes Picknick mitbringen und es direkt am Ufer des Flusses verzehren.

Das Dorf Łany (Lanisch) hat von oben gesehen die Form eines Rehs oder, wie manche meinen, eines grünen Kleides. Inspiriert von dieser Form fertigte Monika Rubaniuk Statuetten aus Glas für die bedeutendsten Bewohner des Dorfes an. Die Künstlerin ist Absolventin der Akademie der Schönen Künste in Wrocław sowie Schülerin von Prof. Zbigniew Horbowy und hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten: unter anderem ein Stipendium des Ministeriums für Kultur und Kunst (1995/96), der griechischen Regierung (1998), des Stadtpräsidenten von Wrocław (1999) und des Ministeriums für Kultur, Nationales Erbe und Sport (2021).

Charakteristisch für Monika Rubaniuk sind die sogenannten „Koniferen“ – Skulpturen, die an Büschel weichen Mooses oder gläserne Sträucher erinnern, deren Äste in Dutzenden von Nadeln enden. Die meisten Werke der Künstlerin – darunter Alltagsgegenstände wie Teller, Kerzenhalter, Lampen oder Schüsseln aus zweischichtigem, mehrfarbigem Glas – sind mit Pflanzenmotiven verziert. Monika Rubaniuk strebt danach, „in situ“ zu schaffen, das heißt die Skulptur an den Ort anzupassen, an dem sie aufgestellt wird. Sie schafft Werke mit Hinblick auf die natürliche Landschaft. Skulpturen, die sie an Bäumen aufgehängt, ins Gras setzt oder in den Boden einlässt, werden zu einem natürlichen Teil des Raums. Ein bekanntes Werk der Künstlerin in Wrocław ist die zwei Meter hohe Skulptur Alatus (2011) im Hof des Hotels Puro in der Włodkowica-Straße 6. Der Titel der Skulptur aus Glas und Metall spielt auf einen asiatischen Strauch an: Euonymus alatus, der „Flügelspindelstrauch“, hat elliptische Blätter, die sich im Herbst rot färben. Als die Künstlerin die Skulptur entwarf, gab sie statische Berechnungen in Auftrag, weil sie Zweifel hatte, ob die Struktur bei starkem Wind oder Hagel standhalten würde. Die Skulptur erwies sich als äußerst haltbar – die einzigen Beschädigungen waren das Ergebnis unbedachter menschlicher Aktivitäten.

„Ich war schon immer mit der Natur und dem Ort Łany verbunden“, sagt die Künstlerin. „Mein Urgroßvater kam kurz nach 1945 hierher, und weil er vier junge hübsche Töchter hatte, zog er es in diesen unsicheren Zeiten vor, von Wrocław fern zu bleiben. Außerdem stammte die Familie aus der Gegend von Brest und fühlte sich auf dem Lande sicherer. Eigentlich sollte sie nur vorübergehend in Łany bleiben, aber sie blieb für immer. Dann war es schade, das Haus zu verkaufen. Im Sommer trafen wir uns hier in einem größeren Familienkreis. Und als ich 1998 von einem Studienaufenthalt in Griechenland zurückkehrte, beschloss ich, hier zu leben“, erinnert sich Monika Rubaniuk.

Und es war tatsächlich die richtige Entscheidung. Für Künstler (Monika Rubaniuks Ehemann Jerzy Zajączkowski ist Kunstmaler), die Ruhe und Raum zum Schaffen brauchen, ein Atelier und einen Platz für Glasöfen, erwies sich Łany als kleines Paradies. „Hier fehlt es uns an nichts“, sagt die Künstlerin. „Nach Wrocław sind es 15 Minuten mit dem Fahrrad, aber auch die Umgebung hat viel zu bieten. In Kamieniec Wrocławski (Steine) gibt es ein Fitnesscenter und eine Bibliothek, in der interessante Vorträge und Treffen organisiert werden. Unser Gast war unter anderem der Filmkritiker Tomasz Raczek, der vor der Besprechung der Netflix-Erfolgserie ‚High Water‘ (Wielka woda) die Bewohner zu den realen Ereignissen aus dem Jahr 1997 befragt hat. Sie hatten nämlich die Sprengung der Deiche während des Hochwassers nicht zugelassen. Die Geschichte hat die Schöpfer der Serie inspiriert (Silesia News berichtete hier). Selbst wenn mir während der Arbeit der Klebstoff ausgeht, muss ich nicht weit fahren – es gibt ein Einkaufszentrum in der Nähe.“

Die Alatus-Installation wirkt am besten bei Nacht, wenn sowohl die Skulptur als auch das Hotel beleuchtet sind.

Was war das letzte ungewöhnliche Werk der Künstlerin? Auf Anfrage fertigte Monika Rubaniuk ein Geschenk für eine Endokrinologin an – eine Schilddrüse aus Glas. Es gab auch Bestellungen für Haustiere: Hunde, Katzen und sogar Glasmücken! Die Künstlerin fertigt auch Statuetten an, etwa für das internationale Fechtturnier für Kinder bis 15 Jahre „Challenge Wratislavia“.

Die Künstlerin bereitet zurzeit eine Ausstellung vor, die während der Langen Nacht der Museen am 20. Mai präsentiert wird.

Jetzt bereitet Monika Rubaniuk eine Reihe neuer bunter Werke vor, die im Rahmen der Langen Nacht der Museen am 20. Mai 2023 in der Galerie M in der Świdnicka-Straße in Wrocław präsentiert werden.

Text & Bilder:  Małgorzata Urlich-Kornacka und Monika Rubaniuk