Löwen, Faune und Kanonen

Die Königlich-Preußische Eisengießerei in Gleiwitz (Gliwice) und ihre Erzeugnisse

Im öffentlichen Raum der Stadt an der Klodnitz fallen an mehreren Orten ästhetische Skulpturen auf – entworfen oder hergestellt in der Königlich-Preußischen Eisengießerei.

Im öffentlichen Raum der Stadt Gleiwitz (Gliwice) fallen an mehreren Orten ästhetisch anspruchsvolle Skulpturen auf. Sie stammen aus verschiedenen Perioden, doch eines verbindet sie: Sie alle wurden in der Königlich-Preußischen Eisengießerei hergestellt oder entworfen. Dieses Werk mit 230-jähriger Tradition gehört zu den ältesten ununterbrochen existierenden Industriebetrieben Oberschlesiens. Seit 1945 trägt es zwar den Namen Gleiwitzer Werke für Technische Anlagen (Gliwickie Zakłady Urządzeń Technicznych, GZUT), doch knüpft es mit seiner Produktion eindeutig an die preußische Vorgängerin an. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurden in Gleiwitz unter anderem Kanonen, Brücken, Zäune, Balkongitter, Röhre und Denkmäler gegossen. Europaweite Berühmtheit erlangte die Gießerei allerdings durch ihre Dekorations- und Nutzgegenstände, wie Büsten, Medaillen, Plaketten und Gartenmöbel. In der Zeit der Befreiungskriege wurde dort darüber hinaus die Produktion von Auszeichnungen und Medaillen aufgenommen. Wohlgemerkt wurden in Gleiwitz auch die ersten Eisernen Kreuze gegossen.

Ausstellung in der Außenstelle für Kunstguss des Museums Gleiwitz. Quelle: Museum Gleiwitz (Muzeum w Gliwicach).

In spannender Form wird die Geschichte der Eisengießerei in der Außenstelle für Kunstguss des Museum Gleiwitz (Oddział Odlewnictwa Artystycznego Muzeum w Gliwicach) erzählt. Die Ausstellung wurde als eine Art Spaziergang durch die Vergangenheit der Stadt und der Region konzipiert, bei dem aus Eisen gegossene Gegenstände die Hauptrolle spielen. Die Außenstelle befindet sich in einem historischen Gebäude der ehemaligen Gleiwitz-Grube, das heute einen Teil das Bildungs- und Geschäftszentrum „Nowe Gliwice“ bildet.

Brunnen mit tanzenden Faunen aus den 1920er Jahren. Quelle: Jan Mehlich,  Wikimedia Commons.

Einige Erzeugnisse der Gießerei – vor allem die in der Innenstadt befindlichen Löwenskulpturen – sind zu inoffiziellen Markenzeichen der Stadt geworden. Vor der Villa Caro, dem Hauptsitz des Museums, steht seit den 1930er Jahren der 1824 nach einem Entwurf von Theodor Kalide gegossene „Wachende Löwe“. Nur wenige Jahre jünger sind die „Liegenden Löwen“ von Johann Gottfried Schadow, die den Eingang zum städtischen Palmenhaus säumen. Ursprünglich schmückten sie das Tor des in der Nähe der Eisengießerei gelegenen Hüttenfriedhofs. Auf der Grünanlage Valenciennes befindet sich wiederum der „Schlafende Löwe“. Bei diesem Werk handelt es sich um die Kopie einer verschwundenen Skulptur, die der preußische König Friedrich Wilhelm IV. 1846 der Stadt Gleiwitz schenkte.

Weitere interessante Plastiken schmücken unter anderem den Platz vor der Stadtverwaltung, eine Grünanlage in der Nähe der Kathedrale und den Sitz der Gleiwitzer Werke der Technischen Anlagen. Die Produktion der GZUT umfasst heute zwar in erster Linie Kräne und Stahlkonstruktionen – u. a. für den Schiffbau – doch werden darin ununterbrochen auch Skulpturen und Denkmäler gegossen.

Text: Dawid Smolorz