Im Innenhof in der Ruska-Straße 46c hängen 24 historische Neonlichter, die mit Breslau und Niederschlesien verbunden sind
Ihre Zukunft blieb kurz unsicher, doch die Stadt und die Stiftung Neon Side haben sich geeinigt.
Die alten Neonlichter werden ein weiteres Jahrzehnt lang den Innenhof in der Ruska-Str. 46c in Breslau (Wrocław) schmücken. Die Stadt Wrocław hat sich mit den Vertretern der Stiftung Neon Side auf alle Bedingungen geeinigt. Beide Seiten haben vor kurzem einen neuen Mietvertrag für zehn Jahre unterzeichnet – für diese Zeit wird die Stadt die Neonlichter von der Stiftung mieten. Es ist eine sehr gute Nachricht für alle, die alte Neonlichter mögen und auf der Suche nach ungewöhnlichen Orten sind. Der Innenhof in der Ruska-Str. gehört bestimmt dazu. Es lohnt sich, hier vor allem am Abend vorbeizuschauen, wenn es am stimmungsvollsten ist.
Im Innenhof hängen 24 historische Neonlichter, die mit Breslau und Niederschlesien verbunden sind. Sie wurden vor Jahren von der Stiftung „Neon Side“ gekauft, restauriert und zum Leben wiedererweckt. Die Lage der Galerie wurde nicht zufällig ausgewählt: in der Zeit der Volksrepublik Polen war unter dieser Adresse das staatliche Unternehmen „Reklama“ (deutsch: „Werbung“) tätig, das Leuchtreklamen herstellte. Für den Stiftungsgründer Tomasz Kosmalski war es eine Art von Rückkehr zu den Wurzeln. „Hier wurden die Leuchtreklamen produziert und hierher kommen sie nach Jahren zurück“ – sagte er. Das erste Neon wurde 2005 gekauft. Mit der Zeit wurden es immer mehr und mehr. Auch der Kreis der Liebhaber der alten Leuchtreklamen wuchs. Im Jahre 2014 wurde eine Stiftung ins Leben gerufen, mit dem Ziel, möglichst viele Neonlichter aus Niederschlesien zu retten. Zusammen mit dem städtischen Unternehmen „Wrocławska Rewitalizacja“ wurde im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt 2016 der künstlerische Innenhof geschaffen und die Galerie mit Murals (Wandgemälden) und Neonlichter eröffnet. Deshalb kann man unter alten Neonlichtern auch ein neues Neonlicht mit dem Logo der Europäischen Kulturhauptstadt 2016 finden: der Buchstabe „W“ symbolisiert Wrocław, der mittlere Teil bezieht sich auf die Spitze des Rathauses, und die Fahne an der Spitze knüpft an die Solidarność-Zeit: im August 1980 begann am Busdepot Nr. VII in der Grabiszyńska-Straße der Solidaritätsstreik mit Danzig (Gdańsk). Es war ein wichtiges Ereignis in der Geschichte der Stadt.
Nach dem Kulturhauptstadtjahr 2016 blieb die Ausstellung hängen und erfreute lange Zeit die Einwohner und Touristen. Leider ging die Stadt ihren Verpflichtungen nicht nach und es wurden keine Reparaturen an den Neonlichtern gemacht. Das führte zu einem Konflikt mit der Stiftung, der vor kurzem mit der Demontage der Neonlichter enden sollte. Doch es wurde ein Kompromiss erarbeitet und die Galerie bleibt an ihrem angestammten Ort.
Was sind die wichtigsten Bestimmungen des unterzeichneten 10-jährigen Mietvertrags? Gemäß der neuen Vereinbarung wird die Stadt innerhalb von höchstens neun Monaten eine Generalsanierung aller Leuchtreklamen durchführen. Die Stadt übernimmt auch die Kosten für den laufenden Betrieb der Leuchtreklamen, einschließlich Strom und Versicherung der Leuchtreklamen. Die Frage der Versicherung war einer der Punkte, die das Vertragsverfahren in die Länge zogen. Neonschilder sind mittlerweile eine seltene Technologie. Selbst die Suche nach einem Fachmann, der sie bewerten konnte (was unter anderem für die Versicherung des Pachtobjekts erforderlich war), war nicht einfach.
„Wir freuen uns sehr, dass wir einen neuen Vertrag abgeschlossen haben. Neonlichter sind dazu da, die Augen zu erfreuen. Mit dem jetzigen Vertrag ist ihre Zukunft eindeutig gesichert“, sagte Tomasz Kosmalski, Vorsitzender der Stiftung Neon Side. „In diesem Innenhof gibt es 24 Neonlichter. Den Breslauer Behörden ist jedoch bekannt, dass unsere Sammlung derzeit etwa 80 Neonschilder umfasst. Wir sind offen für Partnerschaftsgespräche über die Anbringung weiterer Neonschilder im öffentlichen Raum“, fügt Tomasz Kosmalski hinzu. Die Stiftung hat inzwischen einen zweiten Standort gefunden. Es handelt sich um die so genannte Neon Side Extended, die sich in einer historischen Straßenbahnhalle in der Legnicka-Straße 65 befindet. Dort werden weitere Leuchtreklamen wieder zum Leben erweckt. Vielleicht wird dort in Zukunft eine neue Galerie eröffnet. Das Interesse ist sehr groß.
Text & Bilder (wenn nicht anderes angegeben): Małgorzata Urlich-Kornacka